In diesem Graphic Novel als Comic im Buchformat steht eine meinungsstarke Protagonistin im Fokus des Geschehens. Als Schülersprecherin ist ihr der angrenzende Wald ein großes Anliegen. Dieser soll für einen Parkplatzausbau weichen. Die Schülerinnen und Schüler organisieren sich zu einem Protest und tragen vorher im Klimabericht den an der Schule Beteiligten vor, weshalb der Umweltschutz für die junge Generation von so großer Bedeutung ist.
Der Ausruf „Hände weg von unserem Wald!“ im Zusammenhang mit der Alarmfarbe Rot signalisiert die Dringlichkeit ihres Anliegens. Im Buch wird eine selbstbewusste Jugend dargestellt, die keine Angst hat zu handeln und aktiv tätig zu werden. Die Jugendlichen verbinden sich online, sodass man ihre Chats mitlesen kann. Die Autorin hält sich an die Anglizismen und eine authentische Jugendsprache.
Inhaltlich sind sie bereit Verantwortung zu übernehmen und schildern den nun schon spürbaren Einbruch im Ökosystem. Im Klimabericht wird in einfacher Sprache erläutert, was auf unserer Erde passiert, wenn die Temperaturen weiter steigen und welche Auswirkungen es für Natur, Tiere und Menschen haben wird. Der Treibhauseffekt ist in vollem Gange. Die Jugend gibt sich mit Reden nicht zufrieden und entschließt sich zu handeln.
Die Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt.
(Albert Einstein)
Wie sieht es in der Zukunft aus? Die Welt von morgen beschäftigt den menschlichen Geist seit jeher. Patricia Thoma inspiriert in ihren großflächigen und opulenten Bildcollagen den Blick auf Denkräume zu lenken, die bisher vielleicht für manche verschlossen waren. Sie macht Mut das Undenkbare zu denken und zu wagen. Als Künstlerin stellt sie die kreative Ader in den Mittelpunkt dieses Sachbuchs und den Gedanken, dass das Spiel und die Fantasie die Wurzeln jeglicher Entwicklung darstellen.
Jede Doppelseite widmet sich einem Unterthema aus den Bereichen „Wohnen“, „Kleidung“, „Nahrung“, „Verkehr“, Energie“, „Bildung“ und schließlich „Spiel“. Gefüttert werden die Themen mit reellen Beispielen von Personen, die z.B. Kleidung entworfen haben, die fühlen kann. Erstaunlich ist außerdem, dass es bereits künstlichen Bäumen gelingt, Atemluft zu produzieren. Bewegliche Unterkünfte, wie es bei Mongolen die Jurten sind, könnten eine Wohnstätte der Zukunft sein.
Die Zukunft ist ein gestaltbarer Raum für Visionen, Ideen, Werte und unendlichen Möglichkeiten. Man darf aus Ideen der Vergangenheit schöpfen, auch mal ruhende Projekte aufgreifen und bei Entwicklungen lustvoll entwerfen und spielerisch erproben. Alle Erfindungen und Innovationen begannen schließlich auch mit einem spielerischen Ausprobieren, voll von kindlicher Neugierde und mutiger Fantasie.
Natürlich bietet es sich an, darauf aufbauend die Kinder oder Jugendlichen ihre Zukunftshäuser oder Fortbewegungsmittel künstlerisch gestalten oder beschreiben zu lassen. Auch die vorgeschlagenen Häuser aus Lehm sind es wert nachgebaut zu werden, genauso wie die Kleidung, die Leben rettet und Menschen zu ernähren vermag.
Inspirierende Ideen und Informationen, die anregend wirken und zum Handeln, Ausprobieren und Gestalten herausfordern.
Sei immer neugierig, furchtlos und ganz du selbst. Schließlich ist niemand zu jung, um anzufangen die Welt zu verändern!
Entsprechend diesem Slogan werden in diesem Sachbuch für Kinder ab 10 Jahren 50 Menschen vorgestellt, die bereits im jungen Alter weltbewegende Dinge geleistet und mithilfe ihrer Erfindungen die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben. Auf jeder Doppelseite begegnen wir genialen Erfinder*nnen aus früherer Zeit und aber auch aktuellen Persönlichkeiten, wie z.B. Boyan Slat. Der Jugendliche will die Meere von Plastikmüll befreien und erfand eine Möglichkeit treibendes Plastik einzusammeln und damit einen Beitrag zur Rettung der Meerestiere zu leisten.
Hier sind sämtliche Bereiche aus Soziologie, Biologie, Kunst, Musik, Politik, Sport und Wissenschaft vertreten, sodass jedes Kind sich mit verschiedenen Persönlichkeiten identifizieren kann. Unterteilt ist die Vorstellung der Persönlichkeiten mit ihren beeindruckenden Biografien in die Bereiche Denken & Erfinden, Erschaffen & Träumen, Hoffen & Glauben, Anführen & Siegen, und Verändern & Überwinden. Illustrationen in Form von Porträts begleiten die Darstellung der Jugendlichen, wobei auch glücklicherweise oft Fotos eingefügt wurden. Durch kurze Texte und leicht verständliche Erläuterungen ihrer Ideen und Visionen, werden die Errungenschaften und aber auch notwendige Fehltritte für die Weiterentwicklung deutlich. Ihr Einsatz ist bemerkenswert, ihre Leidenschaft ersichtlich und ihre Hartnäckigkeit ermutigend.
Greta Thunberg gebührt die erste Doppelseite. Sie ist die tagesaktuellste, furchtlose Aktivistin, die durch die „FridaysForFuture“-Bewegung so viel Aufmerksamkeit auf den Klimawandel lenken konnte. Doch viel wichtiger ist, dass sie gezeigt hat, dass jeder Schüler und jede Schülerin etwas bewirken kann, wenn sie oder er für etwas brennt und eine Vision hat. Dieses Sachbuch lässt sich wunderbar zum Ende des vierten Schuljahrs einsetzen. Fächerübergreifende Bezüge zu Berufen und eigenen Zukunftsvorstellungen lassen sich gut einbinden.
Mehr Wagemut für individuelle und zukunftsorientierte Ideen! Ein toller Ansporn!
Ein Künstler muss Charakter und Gefühl in sein Werk legen. Nicht malen, was verkäuflich ist.
(S. 60)
Barbara Stok präsentiert in einem persönlichen und einfach gewählten Titel „Vincent“, der sich ohne Umwege einfach nur auf den Vornamen fokussiert, den heutzutage weltbekannten Künstler des Impressionismus. So zeigt das Cover ebenfalls unverblümt die vereinfachte Abbildung des Malers. Eine Herangehensweise, die sich im Inhalt widerspiegelt. Der Graphic Novel zeigt einen ehrlichen Lebensausschnitt des Künstlers und hält nicht hinter dem Berg, welchen Kämpfen Vincent van Gogh ausgesetzt war.
Die finanzielle Not ist bereits auf den ersten Seiten ersichtlich. Die beiden Brüder, Vincent und Theo, verabschieden sich auf dem Bahnhof und Theo verspricht Vincent regelmäßig Geld zu schicken, damit er seiner Leidenschaft, der Malerei, nachgehen kann. Vincent reist nach Südfrankreich und malt blühende Bäume, weite Weizenfelder und fängt den leuchtenden Himmel einer Sternennacht ein.
So leidenschaftlich er seinen Werken nachgeht, so geplagt ist er vom Ausbleib des Erfolgs, der Geldnot und den zunehmenden Attacken seiner geistigen Verwirrung. Die Idee zur Gründung eines Künstlerhauses konnte nie in die Tat umgesetzt werden. Dennoch blieb er sich und seinem Stil treu, ohne sich dem Geschmack der Massen zu beugen.
Es ist ein etwas trauriger Blick auf ein turbulentes Leben eines brennenden Künstlers, der leider niemals die Chance hatte, zu Lebzeiten die Früchte seiner Arbeit ernten zu dürfen. Gleichzeitig ist es inspirierend zu sehen, wie wahnsinnig ausdauernd und beharrlich er seiner Leidenschaft nachgegangen ist.
Im Kunstunterricht lassen sich einige Ausschnitte wunderbar gemeinsam lesen, wenn es darum geht, dass Vincent seinen Malstil erklärt oder bestimmte Werke, wie „Sternennacht“ oder „Weizenfelder“ beim Entstehen begleitet werden wollen. Gewisse Textausschnitte laden zudem zum Philosophieren ein.
Wenn ich an all die Dinge denke, deren Gründe ich nicht verstehe, schaue ich zu den Weizenfeldern. Ihre Geschichte ist auch unsere, denn sind wir selbst nicht auch zu einem wesentlichen Teil Korn? Jedenfalls müssen wir uns damit abfinden, dass wir wachsen wie ein Pflanze, nicht in der Lage, uns so zu bewegen, wie unsere Fantasie manchmal ersehnt und dass wir, sind wir reif genug, gemäht werden wie Getreide.
(S. 109)
Ein Comic rund um das leidvolle aber auch von Kreativität getragene Schaffen eines Künstlers.
Fritzi – Eine Wendewundergeschichte erzählt die turbulenten Ereignisse von Sommer bis Herbst 1989 aus der Perspektive seiner jungen Protagonistin und macht sie so für ein junges Publikum nacherlebbar. Zum Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“ startete am 9. Oktober 2019 der knapp 90-minütige Animationsfilm Fritzi – Eine Wendewundergeschichte in den deutschen Kinos.
Im Kinderbuch „Fritzi war dabei“ von Hanna Schott und Gerda Raidt wird den Fragen nachgegangen, was denn DDR überhaupt für ein Land war und warum so viele Menschen von dort weg wollten. Fritzi kommt nach den Sommerferien als schicke Pionierin mit dem roten Halstuch in die vierte Klasse. Nach dem Fahnenappell beginnt der ganz normale Schulalltag, außer dass Sophie sich nun in Ungarn befindet, statt neben Fritzi zu sitzen. Wie viele andere ist sie in den Westen geflohen. Mutig macht sich Fritzi auf die Suche nach ihrer Freundin und gerät in ein Abenteuer, das die Zukunft des ganzen Landes verändert. Sie erlebt den großen Umbruch 1989 in Leipzig hautnah mit.
Zehn Jahre nach Erscheinen des Buches folgt nun die Animationsverfilmung. Sowohl das Buch als auch der Film sind gelungene Beispiele dafür, wie komplexe, historische Zusammenhänge kindgerecht und verständlich erzählt werden können. Man bekommt einen Eindruck, wie die Kinder in der DDR lebten, über die Wochen und Tage kurz vor dem Mauerfall und auch über die friedliche Revolution. Kernthemen der Geschichte sind Mut, Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt. Sie sind auch jenseits der speziellen geschichtlichen Situation für Kinder ein wichtiger Impuls im Alltag.
Weitere Informationen finden sich u.a. auf der Facebook-Seite zum Film. Ein Leser oder eine Leserin hat nun die Möglichkeit, passend zum Film, ein FILMPAKET zu gewinnen. Es besteht aus einer Buchvorlage, die im Klett Kinderbuch Verlag erschienen ist, 2 Kinokarten (gültig bis 31. Dezember 2019) und einem Filmposter.
Wer teilnehmen möchte, kommentiert bitte unter diesem Post: Welchen Film habt ihr euch zuletzt im Kino angeschaut?
Am 13. Oktober wird ausgelost. Der Gewinner wird unter diesem Post und auf FACEBOOK und INSTAGRAM verkündet.
Ein zusätzliches Los könnt ihr euch bei Instagram und/oder Facebook mit einem Kommentar unter dem entsprechenden Beitrag sichern. Ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück!
Teilnahmeschluss ist der 13. Oktober 2019 (20:00).
Bitte beachten: Teilnahmeberechtigt sind nur User mit Versandadresse in Deutschland, die mindestens 18 Jahre alt sind. Die GewinnerInnen werden nach dem Zufallsprinzip ermittelt. Die Daten werden nach Beendigung des Gewinnspiels gelöscht. Das Gewinnspiel steht in keiner Verbindung zu Facebook oder Instagram. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wird der Gewinn nicht innerhalb von drei (3) Tagen nach der Benkanntgabe angenommen, wird das Recht vorbehalten, den Gewinn anderen Teilnehmern zur Verfügung zu stellen.
Junge Erdbewohner dürfen sich in diesem überdimensional großen Sachbuch über unseren Planeten informieren. Der Clou hierbei ist der Aufbau des Buchs. Das Zuhause von Milliarden von Tieren und Pflanzen wird in der Tat als Haus dargestellt, in dem bestimmte Stockwerke unterschiedliche Funktionen übernehmen. Das Badezimmer bildet die Meere und Ozeane ab. Die Abstellkammer thematisiert die Auseinandersetzung mit dem Müll und die Küche ist für die Nahrungsressourcen verantwortlich.
Komplizierte Naturphänomene und damit verbundene ökologische Fragen werden nach und nach entschlüsselt. Wir als Mieter der Erde leben auf dem Fundament, der Erdkruste, während die Wohnräume Kontinente abbilden. Das Dach ist demnach das Gebirge. Das Gleichgewicht ist empfindlich, denn ein zu hoher Wasserverbrauch oder schlechte Beziehungen zu den Nachbarn können am Fundament ruckeln und das ganze Gebäude eventuell zum Einstürzen bringen.
Es ist ein Plädoyer für die Wahrung unseres einzigartigen Planeten. Gleichzeitig wird der Zusammenhang aller Bausteine erkennbar. Dieses Sachbuch braucht mehrere Anläufe, um sich wirklich zurechtzufinden. Im Sinne der spiralförmigen Wissensaneignung, brauchen Kinder zwischendurch Zeit, um die neuen Informationen zu verarbeiten und entsprechend deuten bzw. vernetzen zu können.
Die Menschen als Mieter auf der Erde – ökologische Zusammenhänge erkennen
Ein Sachbilderbuch rund um das Fahrrad ist im heutigen Bewusstsein zum Thema „Umweltschutz“ ein guter Aufhänger, um das altbekannte und allseits beliebte Beförderungsmittel noch weiter unter die Lupe zu nehmen. Denn Radfahren ist nicht nur gesund und praktisch, sondern macht auch riesig Spaß. Vor allem Grundschulkinder ab 10 Jahren, die gerade dabei sind ihren Radfahrführerschein zu machen, werden viel Spannendes, Neues und Lehrreiches hier entdecken.
Zunächst geht es um die Klärung des Begriffs und die Benennung der Einzelteile, wobei hier ausführlich auf den Zweck der Bestandteile eingegangen wird. Lediglich Speichen und Reflektoren fehlen mir persönlich zur Vollständigkeit. Anschließend wird die bahnbrechende Erfindung aus geschichtlicher Perspektive betrachtet. Der Siegeszug des „Drahtesels“ dauerte mehrere Jahrhunderte an und machte so einige Entwicklungen durch. Die erste Laufmaschine mit zwei Rädern brauchte noch Beine als Antrieb. Die Erfindung des Pedals wird als Wendepunkt der Draisine gesehen und ferner noch mit der „Geburt des Fahrrads“ betitelt. Die Veloziped-Leidenschaft griff schnell um sich und das moderne Transportmittel stand für Freiheit und Unabhängigkeit. Lehrreich sind außerdem die Vor- und Nachteile der weiteren Veränderungen und Anpassungen, wie z.B. des Hochrads oder Sicherheitsrads. Das Damenrad als Zeichen der Gleichberechtigung oder der zwischenzeitlichen Verdrängung des Fahrrads von der Straße durch andere Konkurrenten, sind allesamt spannende Ausführungen mit denen dieses Sachbilderbuch aufwartet.
Jede Doppelseite beschäftigt sich mit einem Teilbereich und wird von vergnüglichen Illustrationen im Skizzenstil gestützt. Es eignet sich als Geschenk für leidenschaftliche Rennradfahrer oder auch für Schülerinnen und Schüler, die gerade ihre Radfahrprüfung bestanden haben. Als Nachschlagewerk für die Vorbereitung eines Referats oder für alle, die sich für Erfindungen interessieren, ist es ebenfalls empfehlenswert.
Fundiertes und umfangreiches Wissen – gewürzt mit Fun Facts
Jonas hat ein Auge auf Annika geworfen. Leider beachtet sie ihn nicht und jeder Versuch ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen scheitert. Ihm kommt die Idee sie mit einer Vespa zu beeindrucken. Dafür fehlt ihm jedoch Geld. Seine Eltern sind arbeitslos und Taschengeld bekommt er somit auch nicht. Ein Nebenjob soll das nötige Kleingeld liefern. Er bewirbt sich als Aschefeger in der Hölle und muss über seine höllischen Kollegen ganz schön staunen. Dieser Nebenjob ist eine Höllenarbeit. Ein Teufelskerl beißt sogar freiwillig ins Gras, nur um auf Erden wiedergeboren zu werden. Dieses sprechende Häufchen Asche verspricht Jonas zu helfen seine Angebetete zu erobern. Dafür muss Jonas ihn jedoch auf die Erde schmuggeln. Wird ihm das gelingen und welche Konsequenzen hat es für Jonas?
Dieser schräge Comic-Roman wird von den außergewöhnlich gelungenen Illustrationen von Patrick Wirbeleit getragen. Viele Botschaften und der eigentliche Witz wird durch die Bilder transportiert. Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen fangen sehr schnell die Aufmerksamkeit ein und sagen oft mehr als die ergänzenden Texte.
Inhaltlich wird in diesem Roman für Jungen ab 10 Jahre hauptsächlich die Erste Liebe und aber auch Geldnot und Arbeitslosigkeit der Eltern thematisiert. Die ernsten Themen werden jedoch unterschwellig angeschnitten und ohne Bewertung präsentiert. Die Figur des Chefs wird sehr karikaturhaft dargestellt und die miesen Arbeitsumstände werden sicherlich auch einigen Erwachsenen bekannt vorkommen. Hier wird maßlos übertrieben, mit Stereotypen gespielt und die Handlung ist einfach nur abgedreht.
Die Textmenge ist übersichtlich und daher besonders für Jungen, die zu Lesemuffeln gehören, geeignet. Comic-Romane sind gute Einstiege für Kinder, die nur schwer für das Lesen zu begeistern sind. An den teuflischen Humor muss man sich erst gewöhnen – entweder es packt einen oder eben nicht.
Tolle Illustrationen in Kombination mit einer verrückten Story und einem teuflischen Humor.
Oskar ist 13-Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Seine jüngeren Brüder nerven unentwegt und als wäre das nicht genug, muss Oskar feststellen, dass seine Eltern pleite sind. Neben dem Umzug in ein kleineres Haus, entpuppt sich die Mutter als shoppingsüchtig und es stellt sich heraus, dass sein Großvater auch noch unter Spielsucht leidet. Da ist es für einen Teenager nicht einfach aus diesem Chaos an Umständen seine Hormone nebenher in Schach zu halten.
Das Chaos ist somit vorprogrammiert und ein verworrenes Ereignis jagt das nächste.
Der Comic-Roman ist ein Anziehungsmagnet für Jungen im Lesealter ab 10 Jahren. Die Hauptfigur wird Jungen an sich ziehen, die sonst eher schwer zum Lesen zu verlocken sind. Oskar liebt Mountainbikes, hält nicht viel von der Schule und ist in seinem Umgangston seinen Eltern und Geschwistern gegenüber auch manchmal schroff.
Trotzdem hält dieses Buch einige komische Situationen bereit. Es wartet mit schönen Kritzeleien auf und belebt somit das Lesen von insgesamt 320 Seiten. Die Kapitel sind relativ kurz gehalten. Der Autor spielt mit der Darstellung vieler Wörter. Das Wort „nervtötend“ wird beispielhaft in zittriger Form sinnfällig gemacht und gibt den Gefühlszustand auch bildlich wieder.
Erwachsene werden sicherlich den nicht unbedingt vorbildlichen Umgangston und Wortwahl ankreiden. Auch die Eltern als „Vorbild“ sind sicherlich nicht so ernst zu nehmen. Hier überwiegt die Intention Kinder an das Lesen zu bringen und ihnen in ihren Interessen gerecht zu werden. Wünschenswert wäre natürlich aus pädagogischer Sicht eine lehrreiche Quintessenz, wie z.B. eine positive Entwicklung, die Oskar durchmacht oder das Dazulernen durch Fehltaten.
Leider kommt Oskar an Greg nicht heran. Hier müssen sich wahre Fans noch weiter auf dem Büchermarkt umschauen oder mal Felix Rohrbach von „Knapp vorbei ist auch daneben“ unter die Lupe nehmen.
Gute Aufmachung mit gelungener Situationskomik, aber einer fehlenden pädagogischen Quintessenz.
Michael Köhlmeier spielt in seinem Buch „Das Sonntagskind“ mit dem Guten und dem Bösen. Beide Seiten stehen sich gegenüber und der Ausgang ist nicht immer vorhersagbar. Die von der Gesellschaft auferlegten Tugenden werden kritisch beäugt und mit viel Witz und manchmal auch Absurdität ausgemalt. In 16 Märchen und Sagen aus Österreich thematisiert der Autor auf herrliche Weise abgewandelte, bekannte und auch unbekannte Geschichten. Stets sind es wundersame Begebenheiten, die einen an die Geschichte fesseln. Da treffen gewiefte Teufel auf dümmliche Schmiede, die zum Glück eine kluge Frau an ihrer Seite haben und so rechtzeitig ihren Kopf aus der Schlinge ziehen können. Manche müssen jedoch auch ihr weißes Hemd lassen und kommen nicht ganz so glimpflich davon.
Weitere Hauptthemen sind Armut und Verzweiflung aber auch Liebe und Misstrauen. Viele Gefühle gehen mit ihrem Schatten Hand in Hand. Die Erzählungen sollten einzeln genossen werden. Jede Geschichte und mit ihr verbundene Aussage, Lehre, Moral bedarf einer ausführlichen Auseinandersetzung. Gerne auch in einem Diskurs.
Was macht dieses Buch so besonders? Für mich ist es definitiv der erfrischend „neuzeitliche“ Erzählstil des Autors. Die Zeilen sind gefüttert mit pointierter, frecher, alltäglicher Sprache (siehe Beispiel unten). Michael Köhlmeier hat sich stets die künstlerische Freiheit der Erzählkunst bewahrt und endet jede Geschichte mit der immer gleichen Aussage „So wird bis heute in … erzählt – so oder so ähnlich.“
Die Illustrationen von Monika Maslowka hauchen diesen Geschichten diese besondere Würze, auch Unbeständigkeit, Rätselhaftigkeit und Witz ein. Das wunderschöne Titelbild würde ich mir auch als Poster an die Wand hängen. Die in der Drucktechnik verewigten Blätter, das darauf schwebende Sonntagskind mit den goldenen Haaren und dem aufgeklebten fröhlichen „Blätter-Fisch“ als persönlicher Schutz, ist für die Geschichtensammlung sehr prägend. Insbesondere wenn man den in der Nähe lauernden fiesen Fisch betrachtet. Und was soll uns das sagen? Die Gefahr, die Bedrohung und Verlockung ist nie weit entfernt. Jeden Tag aufs Neue gilt es „richtige“ Entscheidungen zu treffen … na ja zumindest so oder so ähnlich …
Irgendwann, was weiß ich wann, lebte in der Nähe von Landeck ein Mann, der war arm, sehr arm. Er sagte zu sich selber: Keinen gibt’s, der ärmer ist als ich, keine auf der ganzen beschissenen Welt, verdammt nochmal! (S. 41)
Erfrischend spielerisch angehauchte, neuzeitliche Sprache verbunden mit tiefgründigen Botschaften.