

Ein Künstler muss Charakter und Gefühl in sein Werk legen. Nicht malen, was verkäuflich ist.
(S. 60)
Barbara Stok präsentiert in einem persönlichen und einfach gewählten Titel „Vincent“, der sich ohne Umwege einfach nur auf den Vornamen fokussiert, den heutzutage weltbekannten Künstler des Impressionismus. So zeigt das Cover ebenfalls unverblümt die vereinfachte Abbildung des Malers. Eine Herangehensweise, die sich im Inhalt widerspiegelt. Der Graphic Novel zeigt einen ehrlichen Lebensausschnitt des Künstlers und hält nicht hinter dem Berg, welchen Kämpfen Vincent van Gogh ausgesetzt war.
Die finanzielle Not ist bereits auf den ersten Seiten ersichtlich. Die beiden Brüder, Vincent und Theo, verabschieden sich auf dem Bahnhof und Theo verspricht Vincent regelmäßig Geld zu schicken, damit er seiner Leidenschaft, der Malerei, nachgehen kann. Vincent reist nach Südfrankreich und malt blühende Bäume, weite Weizenfelder und fängt den leuchtenden Himmel einer Sternennacht ein.
So leidenschaftlich er seinen Werken nachgeht, so geplagt ist er vom Ausbleib des Erfolgs, der Geldnot und den zunehmenden Attacken seiner geistigen Verwirrung. Die Idee zur Gründung eines Künstlerhauses konnte nie in die Tat umgesetzt werden. Dennoch blieb er sich und seinem Stil treu, ohne sich dem Geschmack der Massen zu beugen.
Es ist ein etwas trauriger Blick auf ein turbulentes Leben eines brennenden Künstlers, der leider niemals die Chance hatte, zu Lebzeiten die Früchte seiner Arbeit ernten zu dürfen. Gleichzeitig ist es inspirierend zu sehen, wie wahnsinnig ausdauernd und beharrlich er seiner Leidenschaft nachgegangen ist.
Im Kunstunterricht lassen sich einige Ausschnitte wunderbar gemeinsam lesen, wenn es darum geht, dass Vincent seinen Malstil erklärt oder bestimmte Werke, wie „Sternennacht“ oder „Weizenfelder“ beim Entstehen begleitet werden wollen. Gewisse Textausschnitte laden zudem zum Philosophieren ein.
Wenn ich an all die Dinge denke, deren Gründe ich nicht verstehe, schaue ich zu den Weizenfeldern. Ihre Geschichte ist auch unsere, denn sind wir selbst nicht auch zu einem wesentlichen Teil Korn? Jedenfalls müssen wir uns damit abfinden, dass wir wachsen wie ein Pflanze, nicht in der Lage, uns so zu bewegen, wie unsere Fantasie manchmal ersehnt und dass wir, sind wir reif genug, gemäht werden wie Getreide.
(S. 109)



Ein Comic rund um das leidvolle aber auch von Kreativität getragene Schaffen eines Künstlers.