Philipp Möller – Isch geh Schulhof

Isch geh Schulhof

Der Diplom-Pädagoge Philipp Möller landet als Aushilfslehrer an einer Berliner Brennpunktschule. Er beschreibt in diesem humorvollen Erfahrungsbericht seine Höhen und vor allem Tiefen als Quereinsteiger und schildert auch unbeschönigt die katastrophalen Zustände an vielen Grundschulen. Als Lehrer, das wird ihm schnell bewusst, hat man viele Baustellen gleichzeitig zu leiten: Kinder, die der deutschen Sprache kaum mächtig sind, Eltern, die man nie zu Gesicht bekommt, Kollegen, die fast alle unter Burn-Out leiden und schließlich Politiker, die für die Bildung unserer Kinder keine finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellen.

Philipp Möller ist über den Lernort „Schule“ entsetzt. Wo fängt man da an? Bei den vernachlässigten und hyperaktiven Schülern? Bei alkoholkranken Eltern? Bei der Änderung des Frauenbilds von muslimischen Kindern? Bevor Herr Möller auch tatsächlich anpacken konnte, wurde er aus dem Schuldienst nach 2,5 Jahren als Quereinsteiger entlassen. So endet seine Reise im Bildungschaos Deutschland. Und er ist darüber letztlich auch gar nicht so traurig. Das Lehrersein, dass weiß er nun, ist ganz schön anstrengend und mit viel Verantwortung verbunden.

Einen solchen Erfahrungsbericht mit einer Unmenge an urkomischen Erlebnissen könnte wohl jeder Lehrer schreiben. Vielleicht macht auch genau diese Tatsache das Buch so attraktiv. Es unterhält und man lächelt oft genug in sich hinein und denkt: „Ja, genau das ist mir auch einmal passiert.“ Sicherlich sind viele Situationen überspitzt dargestellt, aber im Großen und Ganzen schildert Herr Möller die Bildungsmisere ziemlich gut. Auf die Einsprengsel der privaten Lebensumstände des Autors hätte ich gerne verzichtet. Es wirkt gezwungen. Als möchte der Autor mit aller Macht eine Bindung zum Leser aufbauen. Das hätte ich zuoft aufgrund der Banalität gerne übersprungen.

Leider hinterlassen auch die letzten Seiten einen bitteren Nachgeschmack. Zuerst versucht Herr Möller mit aller Macht Lehrer zu bleiben, als es jedoch nicht funktioniert, ist er froh das Handtuch werfen zu können. Sollen sich doch die anderen um neue Konzepte und Veränderungen kümmern. Ist ja schließlich doch anstrengend, so ein Job als Grundschullehrer!

Hoffentlich begegnet mir heute niemand mehr, der sich über das gute Gehalt von Lehrern oder die vielen Ferien beschwert. In meiner jetzigen Verfassung würde ich so jemanden wahrscheinlich am Ohrläppchen in die Schule schleifen und zu einer Woche Strafpraktikum verdonnern – mal schauen, ob es dann noch Anlass zum Neid gäbe! (S.176)

Ein erheiternder und doch zugleich deprimierender Erfahrungsbericht eines Kurzzeitlehrers.

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François Lelord – Die kleine Souvenirverkäuferin

Julien ist ein junger Arzt aus Paris, der in Vietnam arbeitet und die Kultur und das Leben lieben lernt, als ein tödliches Virus  ausbricht. An seinem Lieblingsort am See trifft er immer wieder eine Souvenirverkäuferin, der er hin und wieder etwas abkauft und vor allem ihre Gesellschaft zu genießen scheint. Doch da ist auch noch seine britische Kollegin Clea, die seine Aufmerksamkeit auf sich zieht und mit ihm schließlich in die Bergregionen aufbricht, um dem unbekannten Virus auf die Spur zu kommen. Kaum ist Julien fort, wird die kleine Souvenirverkäuferin verhaftet, da die Behörden  den Kontakt von Einheimischen zu Ausländern nicht gern sehen. Wird Julien sie wiederfinden?

Als Fan von den Hector-Büchern war ich auf diesen Roman von François Lelord  sehr gespannt. Schließlich sind es diese kleinen ausgeklügelten Weisheiten über das Leben, die seinen Schreibstil prägen und die Bücher zu millionenfachen Kassenschlagern machen.
Ich habe diesen Roman auf Seite 143 abgebrochen. Dabei geschieht es bei mir äußerst selten, dass ich Bücher nicht zu Ende lese. Ich habe zu Julien keinen Zugang finden können. Die Beschreibung der Geschichte Vietnams, des Bürgerkriegs, der Mentalität der Menschen haben einen sehr großen Rahmen eingenommen, sodass leider vergessen wurde auf die Charaktere an sich einzugehen. Der Titel des Buches wirkt auf mich bis heute nicht treffend für diese Geschichte. Denn zumindest bis zur Seite 143 spielt die kleine Souvenirverkäuferin eine so kleine Nebenrolle, dass es des Titels nicht würdig ist. Die zarte Blüte der aufblühenden Liebe zwischen Julien und Minh Thu wurde leider von den exzessiven Beschreibungen der französischen Kolonialmacht, Kommunismus und der Unterdrückung des Landes bereits im Keim erstickt.

„Wann weiß man eigentlich, dass es die Frau des Lebens ist?“, hatte er einen frisch verheirateten älteren Freund einmal gefragt. „Wenn sie einen verlässt“, hatte der mit traurigem Lächeln geantwortet. (…) Im Laufe der Jahre begegne man mehreren Frauen, die zur Frau des Lebens werden könnten. Irgendwann entscheidet man sich einfach für eine und hört mit dem Suchen auf.

Zu viel Vietnam, zu wenig Fokussierung auf die Charaktere und somit fehlende Identifikation mit den Figuren.

 

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John Boyne – Der Junge mit dem Herz aus Holz

Noah, ein achtjähriger Junge, beschließt eines Morgens von zu Hause wegzulaufen. Von einem Dorf zum nächsten ziehend, entdeckt er einen Spielzeugladen, der voller Magie und Zauber steckt. Der Ladenbesitzer ist ein Spielzeugmacher, der eine interessante Lebensgeschichte zu erzählen hat. Es geht um Mut, Abenteuer, Schuldgefühle und gebrochene Versprechen. In seinem Spielzeugladen voll von Marionetten bekommt Noah einen Einblick in eine lang vergangene glorreiche, spannende und aber auch traurige Zeit. Er tritt in eine Welt voller Wunder ein und gewährt nach und nach dem Spielzeugmacher auch Zugang zu seinen eigenen Gefühlen, die ihn veranlasst haben, sein Zuhause zu verlassen.

Dieses Buch ist wie ein langsam und gemächlich dahin plätschernder Fluss voll von Lebensweisheiten. Es ist kein reißender und spannungsgeladener Fluss. Das Buch kann auch über mehrere Tage zur Seite gelegt werden, um die Geschehnisse und neue Erkenntnisse zu verarbeiten.

Es nimmt einen mit auf eine Reise der Vergänglichkeit des Lebens. Es geht um Reue, falsche Entscheidungen, daraus resultierende Konsequenzen und dem Erwachsenwerden. Nach und nach eröffnen sich weitere Abzweigungen und man erkennt den tieferen Sinn der Geschichte. Das Ende stimmte mich nachdenklich und machte mich traurig. Es ist ein rührendes Märchen mit vielen philosophischen Einsprengseln. Ein fast vergangenes Leben wird einem jungen Leben gegenübergestellt und durch den Trost des Erzählens und Zuhörens wird dem jungen Leben eine positive Wendung verabreicht, symbolisiert durch die endgültige Erschaffung Pinocchios. John Boyne, dem Autor des Bestsellers „Der Junge im gestreiften Pyjama“ gelingt es den Lauf der Zeit, auch verdeutlicht durch die Laufschuhe des Spielzeugmachers (siehe Bild oben), in den Fokus zu rücken und die damit verbundenen Entscheidungen rückblickend zu reflektieren bzw. im Falle Noahs rechtzeitig zu überdenken.

Das Buch stimmt einen nachdenklich, ist lehrreich und gnadenlos ehrlich!

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Vitus Marx – Yachttrip ins Glück

Die Reisejournalistin Bettina ist Anfang 40, Single und urlaubt in Sardinien. Der Urlaubsflirt, verkörpert durch Tommaso, scheint unerreichbar und taucht lediglich in Bettinas Tagräumen auf, denn so wie es aussieht, hat er bereits eine Frau und Kinder. Sie ist seit ihrer ersten Begegnung seinen Blicken verfallen und so wie der Zufall es will, treffen sich die beiden auf einer Yacht wieder. Die Korken der Champagnerflaschen schiessen, die Stimmung ist ausgelassen und Bettina muss feststellen, dass der Schein manchmal doch trügt …

Die Wannenbücher gab es bisher lediglich für Kinder, damit sie vergnügt die Badezeit geniessen konnten. Nun gibt es diese tolle Erfindung auch für Erwachsene. Man darf sich also bequem zurücklehnen und braucht keine Angst zu haben, das Buch doch unbeabsichtigt nass gemacht zu haben. Das Wannenbuch ist aus Kunststoff und mit Schaumstoff aufgepolstert. Es bietet allerdings ein kurzes Lesevergnügen, auf lediglich 6 Seiten ist die Geschichte in 15 Minuten schnell gelesen. Die Story ist daher auch sehr kurzweilig. Sie ist schnell vorbei, bevor sie überhaupt angefangen hat. Hier hätte ich mir einige zusätzliche Seiten gewünscht. Das ist aber auch der einzige Wermutstropfen. Die Idee an sich ist klasse!

Das Wannenbuch bietet sich als ein kleines Geschenk zu einem Aroma-Pflegeschaumbad super an! Bücherfreunde, die gerne einige Leseminuten in der Badewanne verbringen, werden sich freuen!

Als Mitbringsel oder kleine Aufmerksamkeit für Bücherliebhaber, die gerne baden, empfehlenswert!

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Steffi von Wolff – Ausgebucht

Inhalt:

Die beiden Zwillingsschwestern Dine und Katinka können sich gar nicht leiden und lassen keine Gelegenheit aus, bei der sich sich gegenseitig necken können. Die verstorbene Urgroßmutter vererbt den beiden ein sehr altes Hotel, welches seine besten Zeiten bereits hinter sich hat. Das Vermächtnis „Friesenzauber“ an der Nordsee ist jedoch an eine bedingung geknüpft: Die Schwestern müssen das Hotel gemeinsam innerhalb eines Jahres erneuern und es schaffen, dass das Hotel für mindestens 3 Monate vollkommen ausgebucht ist, erst dann, so der Wille der Urgroßmutter, bekommen sie das volle Erbe, jede eine Million Euro.
Für die beiden Schwestern ist dies eine echte Herausforderung, denn sie können sich absolut nicht leiden und zwischenzeitlich sieht das ganze Unternehmen zu platzen. Denn da wären auch noch die mürrischen und mehr als eigenwillige Bewohner dieses kleinen Dörfchens, die ebenfalls, genauso wie die Urgroßmutter, so einige Leichen im Keller zu haben scheinen …

Meinung:

Das Buchcover passt perfekt zu der Geschichte. Die storyline lebt von Wirbel, Lebendigkeit, Chaos und Überraschungen. Die Blümchen an der Tapete fangen wundervoll die Jugendhaftigkeit und Naivität der Protagonistinnen ein. Es ist bunt, durcheinander, up side down und … einfach unterhaltsam.
Nach dem Durchlesen des Klappentextes habe ich mir von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet und wurde inhaltlich sehr überrascht. Das Buch gehört zu der Kategorie „leichte Urlaubslektüre“: es unterhält den Leser, ist witzig, liest sich toll und die Seiten blättern sich quasi von alleine.

Die Schwestern durchleben eine regelrechte Wandlung und ich musste manchmal schmunzeln und auch schon mal den Kopf schütteln, weil die Sprache bzw. die Beleidigungen manchmal … nun ja … doch etwas „extrem“ waren.
Insgesamt ist es ein unkompliziertes Lesefutter, welches sich vergnüglich liest.

Fazit:

Jung, frech und chaotisch!

Bewertung:

François Lelord – Hector und das Wunder der Freundschaft

Inhalt:

Hector geht nun einer neuen Fragestellung nach und zwar der der Freundschaft. Was macht Freundschaft aus? Wer ist ein wahrer Freund? Als Psychiater befragt er auch seine Patienten und entschließt sich letztlich all diesen Fragen auf einer abenteuerlichen Reise nachzugehen. Denn sein Schulfreund Eduard hat die Banken bestohlen und wird daher polizeilich gesucht. Da Hector ein sehr guter Freund von Eduard ist, macht er sich auf zum Abenteuer seines Lebens und ganz nebenbei stellt eine  Liste all seiner Beobachtungen zum Thema Freundschaft zusammen.

Meinung:

Für mich ist dies bereits das dritte Buch aus der Feder von François Lelord und ich habe mich vorher sehr auf die neuen Erkenntnisse gefreut. Denn bekanntlich stecken bei der liebenswerten Figur Hector immer sehr viele psychologische Weisheiten, die einen zum Nachdenken bringen. Leider wurde ich diesmal doch herbe enttäuscht. Die Erkenntnisse waren weniger philosophisch sondern eher „altbewährt“:  „Ein Freund ist jemand, den du gerne siehst“ „Ein Freund ist jemand, der sich Sorgen um dich macht.“

Auch diese Reise war für mich eher abstrus, sodass ich dieses inhaltliche Geschehen  weniger mit dem Titel des Buches in Verbindung bringen konnte. Die Handlung war ziemlich langatmig und nicht unbedingt spannend. Zusammengefasst hätte ich auch nur seine Beobachtungen auf Seite 241 lesen können und der Inhalt hätte sich mir bereits erschlossen, ohne mich Seite für Seite abmühen zu müssen.

Fazit:

Dieses Hector-Buch ist im Gegensatz zu „Hector und die Geheimnisse der Liebe“ oder „Hector und die Entdeckung der Zeit“  leider keine Empfehlung meinerseits! Schade!

Bewertung:

Verschlagwortet mit

Michael Birbaek – Die Beste zum Schluss

Buchrückentext:

„Als Mads mal wieder unfreiwillig Single wird, beschließt er, sich nie mehr zu verlieben. Das sei ein überschätztes Konzept. Stattdessen zieht er lieber mit seiner besten Freundin und ihren Kindern zusammen. Endlich hat er den schönen Beziehungsalltag, den er immer wollte, auch wenn die Beziehung platonisch ist, aber das werden die meisten ja eh irgendwann. Mads ist glücklich. Alles läuft bestens. Und dann trifft er Eva. Und Eva trifft ihn. Voll. Und er muss sich entscheiden: Soll er sein Leben noch mal komplett verändern? Und das auch noch in dem Moment, in dem seine beste Freundin dringend seine Hilfe braucht? Was ist wichtiger? Freundschaft oder Liebe? Oder geht gar beides?“

Es gibt keinen perfekten Augenblick für Liebe − außer man macht ihn perfekt!

Inhalt:

Von der Freundin verlassen, die Wohnung halb leer,verbringt Mads die Silvesternacht  inmitten vieler unbekannter Menschen und zweifelt an einer langjährigen funktionierenden Beziehung. Er beschließt sogar, dass Verliebtheit etwas für Menschen ist, die nicht bewusst entscheiden können. An diesem Abend trifft er Rene, eine Jugendfreundin und beschließt mit ihr gemeinsam eine WG zu gründen. Genau genommen kommen da noch Rene’s zwei Kinder hinzu, sodass sie nun ein glückliches Familienleben auf einer platonischen Basis führen. Dieses scheint auch über Jahre gut zu funktionieren, bis er eines Tages Eva trifft… Muss sich Mads nun zwischen seiner Liebe und der Freundschaft entscheiden?

Meinung:

Michael Birbaek gelingt es so natürlich humorvoll zu sein, es wirkt nicht bemüht oder aufgesetzt.  Die Dialoge sind mit viel Witz gewürzt, sodass einem das Nicht-Schmunzeln wohl sehr schwer fallen würde. Den Epilog zum Schluß fand ich ebenfalls sinnvoll, denn ich finde es immer sehr spannend, wie es mit den Charakteren weitergeht und so habe ich diese letzten Seiten sehr genossen. Die Augen bleiben hierbei auch nicht trocken. Sehr beeindruckend empfand ich die Monologe zum Gefühl des Verliebtseins. Der Schreibstil ist  ironisch, emotional und sensibel. Die Geschichte berührt.

Es wird ein modernes Familienleben geschildert, mir ihren Bereicherungen und Schwierigkeiten. Auch das Philosophieren über die Liebe und Freundschaft kommt nicht zu kurz. Für mich war dies der erste Roman von Michael Birbaek und mit Sicherheit wird es nicht der letzte bleiben!

Fazit:

Fesselnd, tragisch, rührend und voll mit humoristischen Einsprengseln! Dieses Buch ist ein absolutes Muss!

Bewertung:

Monika Goetsch – Wasserblau

Buchrückentext:

„Es beginnt mit einem rätselhaften Anruf. Ellen, seit der Geburt ihrer Tochter chronisch überfordert und nun in Erwartung ihres zweiten Kindes, wird gebeten, von Hamburg nach Petersbach zu kommen, wo sie als kleines Mädchen für einige Zeit mit den Eltern gelebt hat. Dort soll ihr eine Mappe mit Unterlagen ausgehändigt werden.
Ellen macht sich sofort auf den Weg. In Petersbach sieht sie sich mit verstörenden Dingen konfrontiert: Der mysteriöse Anruf galt gar nicht ihr, sondern ihrer vor kurzem verstorbenen Mutter Elisabeth, und sie erfährt von der Existenz eines kleinen Bruders, an den sie sich nicht erinnern kann. Warum haben die Eltern den Bruder verschwiegen? Was ist mit ihm? Welches Geheimnis hat die Mutter mit ins Grab genommen? Ellen begibt sich beklommen auf die Spurensuche, um ihren Fragen auf den Grund zu gehen und taucht ein in die Vergangenheit ihrer Mutter.“

Inhalt:

Ellen, eine junge Frau, schwanger, lebt bis zu einem Anruf ihr gewöhnliches Leben mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter Lotte. Eine ältere Frau bittet sie so schnell wie möglich nach Petersbach zu kommen, der genaue Grund wird ihr bis dato nicht verraten. Die schwangere Ellen macht sich auf den Weg in ihr früheres Leben, welches nicht nur von guten Zeiten geprägt war. In Petersbach angekommen, stellt sich heraus, dass Ellen mit ihrer Mutter,  die vor gar nicht so langer Zeit verstorben ist, verwechselt wurde und ihr daher die geheimnishüttende Mappe nicht überreicht werden kann. Nun schwelgt Ellen in Erinnerung an ihre Kindheit, doch einige Geschehnisse schien sie einfach nur verdrängt und daher vergessen zu haben..

Meinung:

Insgesamt fiel es mir sehr schwer mich in das Buch hineinzufinden, was mir auch noch durch die Zeitsprünge in Ellens Vergangenheit und dann wieder in die Gegenwart erschwert wurde. Ich hätte mir hier gerne einige Hinweise gewünscht, was auch für die wörtliche Rede gilt. Zeitweilen wusste ich gar nicht, ob es sich um die Gedanken der Charaktere handelt oder wirklich um gesprochene Worte. Auch die Handlung schien sich endlos hinzuziehen, jedoch muss ich zugeben, dass das Ende doch einiges wettgemacht hat. Die Autorin hat darauf sehr schön hingearbeitet, sodass die Auflösung für mich wirklich überraschend war. Es schwingt etwas Melancholie und Sehnsucht in diesem Buch mit. Worte und Handlungen, die längst ausgesprochen werden mussten, sich jedoch im Verlauf der Zeit verloren haben.

Fazit:

Ein melancholisches, etwas langatmiges Buch, das jedoch zum Schluss eine überraschende Wendung nimmt.

Bewertung:

David Levithan – Das Wörterbuch der Liebenden

Buchrückentext:

„Von A wie atemberaubend bis Z wie Zenit – was liegt näher, als die Liebe enzyklopädisch zu erzählen? Diese poetische Manhattan-Love-Story in ungewöhnlicher, verspielter Lexikon-Form ist ein Herzensbuch für jeden, der verliebt ist oder sich verlieben möchte.
Jeder Eintrag erzählt einen Schritt der Annäherung, der größer werdenden Nähe, aber damit auch der Verletzlichkeit. Literarisch raffiniert und romantisch, frisch und modern fängt es die alltäglichen Gefühlsstürme der Liebe ein – in der einzigen Gewissheit, dass Liebe nun mal das Flüchtigste auf der Welt ist.“

Inhalt:

Eine Liebesroman etwas anderer Art, gestaltet als ein Wörterbuch mit Einträgen von A wie aberrant (abwegig) bis Z wie zenith (Scheitelpunkt). Es gibt unterschiedlich viele Einträge zu dem jeweiligen Buchstaben aus der Sicht eines männlichen Erzählers erzählt, gibt er uns immer stückweise einen Einblick in sein Beziehungsleben. Puzzle für Puzzle ergibt sich am Ende des Buches schließlich ein vollständiges Bild. Die Charaktere werden anonym gehalten, man erfährt keine Namen, es dreht sich lediglich um Dialoge und die jeweiligen Gedankengänge der Personen. Es wird über die Überlegungen zum Zusammenziehen erzählt, aber auch die Trennung kommt zur Sprache.

Meinung:

Zu Beginn musste ich mich erst einmal an diese ungewöhnliche Form eines Liebesromans „gewöhnen“ bzw. mich darauf einlassen. Doch ich merkte schon bald, dass man hier zwischen den Zeilen lesen muss und einige Einträge haben mich in der Tat zum Schmunzeln gebracht. Zum Teil sind sie auch philosophisch und enthalten oftmals einen bildlichen Vergleich:

corrode (korrodieren, zerfressen): Ich habe jede Menge Zeit in den Aufbau dieser Beziehung gesteckt. Dann, eines Nachts, ließ ich das Fenster offen, und sie begann Rost anzusetzen.“

Zeitweise fiel es mir jedoch schwer die Puzzlestücke zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen, da war ich etwas irritiert, denn dieses Buch bietet wohl viele Interpretationen, sodass jeder Leser sich eine mehr oder weniger eigene Geschichte basteln kann. Ein positiver Nebeneffekt ist die Wiederholung der englischen Vokabeln, die mit der Zeit wohl ins Vergessen geraten sind und nun so aufgefrischt werden können 🙂

Fazit:

Eine sehr interessante Form des Erzählens, dessen Inhalt den Leser nachdenklich stimmt und durchaus sehr wahre Botschaften und Lehren in sich trägt.

Bewertung:

Elizabeth Berg – Open House

Buchrückentext:

„When Samantha Morrow’s husband leaves her and their eleven-year-old son she is faced with the terrifying prospect of having to recreate her whole life. After a few faltering steps she starts to put the pieces into place. She fends off her mother, whose idea of getting over a failed marriage is to get a pedicure and get out dating. She opens her house to a series of lodgers; each of them, in their own eccentric ways, helps her to see herself. And she makes a friend, King, a graduate turned handyman, who shows her that she holds the key to her own future and happiness…“

Inhalt:

„What would happen if you could lift the roof – make for a real open house – and look inside? What would you see?“ (p. 196)

Genau darum geht es Elizabeth Berg, sie zeigt wie so eine typische Trennung, die meist hinter verschlossenen Türen von statten geht, verlaufen kann. Sam wird von ihrem Mann verlassen und kann sich nun ein Leben als eine alleinerziehende Mutter kaum vorstellen. Zu lange war sie „nur“ die Ehefrau und Mutter und hat sich selbst dabei ganz aus den Augen verloren. Nun beginnt eine Zeit, wo sie nach der wirklichen Samantha sucht und dabei einige Hindernisse überwinden muss. Denn da ist einerseits das Haus, das noch abbezahlt werden muss und dann noch der Sohn im Teenageralter, der zu rebellieren beginnt. Wie ist es, wenn man zudem erfährt, dass der Ex-Mann eine neue Freundin hat, mit der er die Sachen macht, die er bei Sam verweigert hat?

Meinung:

Elizabeth Berg spricht ein Thema an, welches bereits einige Frauen durchlebt haben: Trennung und die damit verbundene Selbstfindung. Diese Zeit ist keinesfalls einfach zu bewältigen, es gehört schon sehr viel Selbstvertrauen und Stärke dazu. Das Leben, das man bisher gelebt hat, wird ganz schön umgekrempelt und nun muss man zusehen, wie man ab nun an das Kind alleine erzieht und um den Lebensunterhalt sorgt. Dann ist da noch das Bedürfnis nach einer neuen Liebe, die zufinden oft nicht so einfach ist, wie anfangs erhofft… Der Roman ist sehr emotional und beschreibt Sam’s Gefühlswelt sehr detaillgetreu: da sind ihre Zweifel, ihre Ängste, ihre neu aufkeimende Hoffnung. Doch die Geschichte macht auch Mut und verdeutlicht, dass es sich doch alles eventuell zum Guten wenden kann und dass die Liebe vielleicht doch gleich um die Ecke ist und man sich dafür nur noch zu öffnen braucht…

Fazit:

Ein lesenswertes Buch, mit einer immer noch aktuellen Thematik.

Bewertung: