Sylvia Weve – Wie das Huhn beinahe vergaß, dass es ein Ei gelegt hatte

Henni, die Henne, legt ihr erstes Ei! Sie ist auf das Ergebnis so stolz, dass sie es unbedingt dem Hahn erzählen möchte. Ganz aufgeregt läuft sie los und bittet das Ferkel so lange auf ihr Ei aufzupassen. Also brütet das Schwein nun das Ei vorsichtig aus. Doch als es anfängt zu regnen, entschließt sich das Schwein sich selbst ins Trockene zu bringen und bittet wiederum die Frau Schaf das Ei zu schützen. Als es spät wird, verabschiedet sich das Schaf und der neue Schützling ist nun eine Schnecke, die ihr Haus zum Ausbrüten hergibt. Doch wo bleibt bloß die Henne? Das frisch geschlüpfte Küken freut sich auf seine Mutter und staunt nicht schlecht eine Schnecke vor sich zu haben. Jetzt liegt es an den Freunden die Mutter des frisch geschlüpften Kükens zu finden…

Sylvia Weve spielt auf die sehr einzigartige Verbindung zwischen Mutter und Kind an. Das Verantwortungsgefühl der Nebencharaktere und vor allem der Henne wird kritisch angeschnitten und doch die anfängliche Hilfbereitschaft der Bauernhoftiere positiv herausgehoben. Das Ei wird von einem Tier zum nächsten gereicht und kann kein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln, da es sich ständig fragt wie die Mutter wohl aussehen könnte. Von Tier zu Tier und der damit verbundenen Enttäuschung, wächst die Frustration des kleinen Küken. Es scheint immer kleiner und verlorener in der großen Welt zu wirken. Adoption ist in vielen Familien Wirklichkeit und genauso wie das Küken fangen viele Kinder an sich irgendwann mit den Eltern zu vergleichen und stellen immer mehr Fragen. Für das Kind auf dem Selbstfindungsweg gehört das Wissen um die Erzeuger immer dazu.

Unterschwellig wird die Problematik der noch nicht vorhandenen Bindung zum Ungeborenen angeschnitten, die jedoch beim ersten Körperkontakt verfliegt. Beim Anblick des Küken werden die Muttergefühle der Henne so richtig wach und sie ruft stolz aus: „Du gehörst zu mir!“.

Dieses Bilderbuch sticht besonders durch die einzigartigen und sehr vereinfachten stilistischen Elementen heraus. Je nach Gefühlslage dominieren die entsprechenden Grundfarben. Der Hintergrund und die Charaktere werden mit groben Pinselstrichen umspielt, die schwarzen Konturen geben den Figuren ihre Gestalt. Die Illustrationen animieren zum Nachmachen und lassen sich wunderbar im Kunstunterricht bereits mit den Kleinen sehr gut imitieren.

Thematisch erinnert mich das Buch sehr stark an das englischsprachige Buch „Monkey Puzzle„, in dem es auch darum geht die Mutter des kleinen Äffchen zu finden. Die Parallelen sind verblüffend.

Eine einfühlsame Geschichte über die verzweifelte Suche nach der Mutter.

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Michael Birbaek – Die Beste zum Schluss

Buchrückentext:

„Als Mads mal wieder unfreiwillig Single wird, beschließt er, sich nie mehr zu verlieben. Das sei ein überschätztes Konzept. Stattdessen zieht er lieber mit seiner besten Freundin und ihren Kindern zusammen. Endlich hat er den schönen Beziehungsalltag, den er immer wollte, auch wenn die Beziehung platonisch ist, aber das werden die meisten ja eh irgendwann. Mads ist glücklich. Alles läuft bestens. Und dann trifft er Eva. Und Eva trifft ihn. Voll. Und er muss sich entscheiden: Soll er sein Leben noch mal komplett verändern? Und das auch noch in dem Moment, in dem seine beste Freundin dringend seine Hilfe braucht? Was ist wichtiger? Freundschaft oder Liebe? Oder geht gar beides?“

Es gibt keinen perfekten Augenblick für Liebe − außer man macht ihn perfekt!

Inhalt:

Von der Freundin verlassen, die Wohnung halb leer,verbringt Mads die Silvesternacht  inmitten vieler unbekannter Menschen und zweifelt an einer langjährigen funktionierenden Beziehung. Er beschließt sogar, dass Verliebtheit etwas für Menschen ist, die nicht bewusst entscheiden können. An diesem Abend trifft er Rene, eine Jugendfreundin und beschließt mit ihr gemeinsam eine WG zu gründen. Genau genommen kommen da noch Rene’s zwei Kinder hinzu, sodass sie nun ein glückliches Familienleben auf einer platonischen Basis führen. Dieses scheint auch über Jahre gut zu funktionieren, bis er eines Tages Eva trifft… Muss sich Mads nun zwischen seiner Liebe und der Freundschaft entscheiden?

Meinung:

Michael Birbaek gelingt es so natürlich humorvoll zu sein, es wirkt nicht bemüht oder aufgesetzt.  Die Dialoge sind mit viel Witz gewürzt, sodass einem das Nicht-Schmunzeln wohl sehr schwer fallen würde. Den Epilog zum Schluß fand ich ebenfalls sinnvoll, denn ich finde es immer sehr spannend, wie es mit den Charakteren weitergeht und so habe ich diese letzten Seiten sehr genossen. Die Augen bleiben hierbei auch nicht trocken. Sehr beeindruckend empfand ich die Monologe zum Gefühl des Verliebtseins. Der Schreibstil ist  ironisch, emotional und sensibel. Die Geschichte berührt.

Es wird ein modernes Familienleben geschildert, mir ihren Bereicherungen und Schwierigkeiten. Auch das Philosophieren über die Liebe und Freundschaft kommt nicht zu kurz. Für mich war dies der erste Roman von Michael Birbaek und mit Sicherheit wird es nicht der letzte bleiben!

Fazit:

Fesselnd, tragisch, rührend und voll mit humoristischen Einsprengseln! Dieses Buch ist ein absolutes Muss!

Bewertung: