Suzanne & Max Lang – Schöne Bescherung, Jim!

Jim ist so gar nicht in Weihnachtsstimmung, dabei ist die Weihnachtszeit doch die schönste Zeit im Jahr. Alle Tiere im Dschungel freuen sich, nur der miesgelaunte Affe kann den Feierlichkeiten nichts abgewinnen. Seine schlechte Laune verdüstert sich aufgrund des schlechten Wetters und der ungenießbaren und unreifen Bananen. Die schiefen Gesänge des Marabu lassen ihn nur noch mürrischer werden.

Die Tiere geben sich alle Mühe, Jim die magische Zeit schmackhaft zu machen und äußern Vorschläge, wie er die Winterzeit genießen könnte. Da wäre das Naschen von Weihnachtssüßigkeiten, ausgedehnte Weihnachtsschläfchen, Weihnachtsbasteleien oder auch die Möglichkeit den anderen etwas Gutes zu tun.

Jim steht sich allerdings mit seiner Negativität so sehr im Weg, dass er aus dem Kreislauf gar nicht mehr heraus kommt. Er ist der Grinch schlechthin. Lediglich eine kleine Geste des Gorillas, schafft es den Affen wieder zu beruhigen. Sein Freund strahlt regelrecht Optimismus aus. So trinken die beiden Tiere gemeinsam Tee und die wohlige Wärme breitet sich so weit aus, dass sie sich auf sein Gemüt überträgt.

Wenn du dir Zeit nimmst, um die schönen Dinge um dich herum zu entdecken, kommen dir deine Sorgen plötzlich viel kleiner vor.

Die Weihnachtszeit ist eine wunderbare Gelegenheit, am Ende des Jahres innezuhalten und aus der Metaperspektive sich und sein Leben zu betrachten. Für welche Dinge darf man dankbar sein? Manchmal gerät man in einen Strudel des Alltags und droht Dinge und Menschen als selbstverständlich zu erachten. Dieses Bilderbuch mit dem „Negativ-Beispiel“ in Form des Affen als Charakter rüttelt auf.

Weihnachten mit den Liebsten ist am schönsten – ein Bilderbuch mit Witz und Charme!

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Martin Baltscheit und Claudia Weikert – Der kleine Esel Liebernicht

Rezension

Auf dem malerischen Bauernhof in einer ruhigen Provinz, bahnt sich eine Veränderung an. Die alte Bäuerin Kathie trinkt ihren letzten Tee und schreibt einen Abschiedsbrief. Anschließend begibt sie sich auf einen Hügel, wo ein alter Freund schon auf sie wartet. Die Tiere bleiben mit vielen Fragen zurück. Die Unsicherheit und gleichzeitig aber auch die Abhängigkeit von Verantwortlichen wiegen schwer.

Die neue Bäuerin, die aus einem roten Cabrio steigt, trägt Stöckelschuhe statt der altbekannten Gummistiefel. Der Bauernhof soll schließlich für den Bau eines Hotels weichen. Alle Anzeichen stehen für tiefgreifende Veränderungen.

Die neue Zeit ist wie ein Mantel ohne Knöpfe, was? Man friert leicht.

Die neue Bäuerin bringt der trächtigen Eselstute warmes Heu und bleibt die Nacht über bei ihr. Der Neuankömmling im Stall wirft alle bisherigen Pläne über Bord. Die neue Besitzerin entscheidet sich um und sagt stattdessen „Lieber nicht!“. Genauso wird das niedliche Eselfohlen getauft. Hier ahnt der Leser schon, dass in den nächsten Bänden der Name Programm sein wird.

Der erste Band der Reihe bringt eher Erwachsenenthemen mit sich. Die Aufrüttelung in Form von Veränderung hat eine ordentliche Portion Angst und Unsicherheit im Schlepptau. Der Boden schwankt. Das Gedankenkarussell der Tiere ist im vollen Gange. Vorleser werden sich an Martin Baltscheits versteckten und tiefsinnigen Botschaften erfreuen. Für Kinder im Alter von 4 oder auch 6 Jahren, sind diese noch nicht greifbar. Dafür ist die Thematik rund um Tod, Abschied und Umwälzung schlichtweg zu schwer. Der Titel des Buchs schürt leider auch falsche Erwartungen. Man geht von Trotz, Eigenwilligkeit und hartnäckigem Widerstand aus. Dieses findet man in diesem Auftakt der Reihe noch nicht vor. Die Geburt ist quasi der Beginn. Die Hoffnung auf die Entwicklung des vielversprechenden Charakters in Folgebänden ist groß.

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Fazit

Ein etwas zu verkopfter Auftakt einer vielversprechenden Reihe rund um Eigenwilligkeit. Der Mantel ohne Knöpfe wirkt noch leicht verloren.

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Claire Alexander – Ein klein wenig anders

Rezension

Claire Alexander hat in diesem Bilderbuch über Andersartigkeit und Selbstvertrauen ihre ganz eigenen Wesen erschaffen. Die Plufer sind winzige, runde, graue Geschöpfe, die gerne zusammen etwas Einzigartiges machen. Durch die kleine Öffnung auf ihrem Kopf plufen sie gerne auf Kommando. Daraufhin steigt grauer Rauch auf, an dem sie sich erfreuen.

Nur bei einem Pluf passiert etwas wahrlich Besonderes und Einzigartiges. Sein Rauch ist bunt und leuchtet in allen Regenbogenfarben. Alle anderen Plufer sind verunsichert und entscheiden sich lieber zu verduften.

Der thematische Blick visiert die Werte von Akzeptanz, Offenheit, Toleranz aber auch Ausgrenzung und Mobbing. Die große Gemeinschaft preist zwar zuvor ihre Vorliebe zum Einzigartigen an, doch wenn es tatsächlich vor ihren Augen entsteht, ziehen sie sich zurück und verurteilen das Gegenüber stattdessen. Glücklicherweise erscheint ein anderes Wesen, welches auch etwas anders aussieht als der Rest der Pluffer und zeigt dem zurückgelassenen Pluff, dass Anderssein etwas Tolles ist. Das Erziehungsziel ist erfüllt und gelangt auch letztlich zu der großen Masse.

Hier zeigt sich einmal mehr, dass Buchgestaltung im Zusammenspiel aller drei Dimensionen – Text, Bild und Layout – mit viel Liebe zum Detail eine der ganz großen Stärken der Kinderliteratur ist. Der Einband hebt in ausgestanzten Buchstaben den Titel „anders“ hervor, untermauert von bunten Farben der darauffolgenden Seite. Auch sonst wird der Botschaft viel freie Fläche eingeräumt. Die Figuren und der gewichtige Inhalt erhalten den nötigen Raum zur Entfaltung, ohne jegliche Ablenkung durch anderweitige Nebenereignisse.

Blick ins Buch
Fazit

Nicht nur die Botschaft des Einzigartigen prädigen, sondern auch wirklich leben!

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Dagmar Geisler – Was, wenn Eltern auseinandergehen?

Rezension

Es ist nicht so leicht, einen Anfang zu finden, um über diese Dinge zu reden.

Eine „Trennung“ oder „Scheidung“ kommt vor. Das tut allen Beteiligten weh und macht vielen Kindern Angst. Dagmar Geisler geht dieses Thema ganz behutsam an und pflanzt den inhaltlichen Samen in eine Kindergartengruppe, in der Marie den anderen Kindern erzählt, dass die Eltern ihrer Freundin sich scheiden lassen wollen. Es folgt ein spannender Austausch aus Kindersicht.

Auf der Metaebene wird zwischendurch erklärend eingestreut, dass die Liebe zwischen Mutter und Vater vergehen kann. Es wird glücklicherweise ein Unterschied zur Bindung zum Kind gemacht. Diese Art der Liebe bleibt für immer bestehen. Es wird kindgerecht der Weg bis zum schlussendlichen Auseinandergehen gezeigt.

Manchmal sitzen sie bloß da.

Manchmal weinen sie.

Manchmal streiten sie und manchmal fährt einer plötzlich weg…

Einige Kindergartenkinder werfen ein, dass deren Eltern sich auch streiten, was natürlich Angst schürt. Erfreulich ist, dass ein anderes Kind deutlich macht, dass Streit in Ordnung ist, solange sie sich vertragen. Für alle Beteiligten hilft in so einer Situation zu reden. Schließlich werden auch positive Entwicklungen aufgezeigt, die so eine Trennung mit sich bringen kann. Hier gibt es verschiedene Wege, sei es eine neue Familienkonstellation in einem Patchwork-Rahmen oder der nun wieder fröhliche Vater mit einer neuen Freundin.

Pädagogisch sinnvoll ist die Idee zum konkreten Umgang mit den Ängsten und Sorgen in Form eines „Wunschzettels“. Auch wenn die Wünsche womöglich gar nicht in Erfüllung gehen, sie sind zunächst raus und das alleine erleichtert schon ungemein. Hier wird eine Gesprächskultur forciert, die ermöglicht angstfrei und sachlich über das sensible Thema zu sprechen. Ein offener Umgang erleichtert auch Kindern die Verarbeitung und fängt sie in diesem neuen Lebensabschnitt auf.

Blick ins Buch

Fazit

Eine offene Gesprächskultur hilft, mit den Gefühlen zurecht zu kommen.

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David Litchfield – Der gute Riese

Billy und sein Opa verschönern mit all den anderen Dorfbewohnern die Stadtmauer von Ziegelhausen. Lediglich das obere Stück bleibt unbemalt, weil keiner so groß ist und bis nach ganz oben reicht. Da erzählt Opa Billy die Geschichten vom guten Riesen. Er berichtet von all den guten Taten des Gutherzigen und wie er ihnen stets helfend zur Seite stand. Billy jedoch zweifelt an seiner Existenz, schließlich hat er ihn noch nie gesehen.

Dabei gibt Opa zu bedenken, dass der gute Riese sich nur ungerne zeigen würde, weil dann alle schreiend davon laufen. Eines Tages darf sich Billy selbst davon überzeugen und erkennt, dass man vor dem Unbekannten oder der Andersartigkeit keine Angst zu haben braucht.

Rezension

Dieses Bilderbuch strahlt eine wahnsinnige Wärme aus. Es ist natürlich in erster Linie den leuchtenden Illustrationen geschuldet, die eine heimelige Atmosphäre schaffen. Der Zauber spiegelt sich in der Farbgebung, der Komposition und dem außergewöhnlichen Lichtspiel wieder.

Diese Behaglichkeit wird auch inhaltlich aufgegriffen. Menschen reagieren auf Andersartigkeit mit Unsicherheit und Distanz. Sie bauen eine innerliche Mauer und schauen oder laufen eben weg. Dieses Bilderbuch zeigt, dass andere zu sehen, mit dem Herzen wahrzunehmen, eine Kunst ist. Als Dank erwartet einen Großes. Hier ist es Freundschaft oder eben Unterstützung innerhalb einer Gemeinschaft. Es ist ein Geschenk anders zu sein. Und wenn man den Mut hat genau hinzuschauen und das Herz zu öffnen, eröffnen sich für alle ganz viele Chancen, aus denen nur profitiert werden kann.

Blick ins Buch

Fazit

Für mehr Achtsamkeit, Nächstenliebe und Offenheit für Andersartigkeit!