Joanna Gaines und Julianna Swaney – Die Welt braucht dich. Genau so, wie du bist

Rezension

Heute ist der Tag der großen Fahrt,
an keiner Farbe wird gespart.

Viel Rosa und Blau überall erstrahlt,
Orange, Grün und Gelb wird auch gemalt.

Auf einer großen Wiese versammeln sich die Kinder einer Klasse, um einen ganz eigenen Heißluftballon zu bauen. Jedes Kind hat ein anders gefärbtes Tuch in der Hand, das auch symbolisch zu verstehen ist. So unterschiedlich die Kinder sind, so vielfältig werden auch ihre Ergebnisse. Sie arbeiten alle an einem Projekt, doch bedingt durch ihre Interessen und Stärken gleicht kein Ballon dem anderen.

Zunächst wird das benötigte Material zusammengetragen und schon hier merkt man die Verschiedenheit der Kinder. Sie gehen alle unterschiedlich an die Arbeit heran. Es gibt Kinder, die lieber für sich alleine arbeiten, andere sind in Gruppen effektiver. Dann gibt es die Planer, die jeden Schritt zigmal durchdenken und wiederum welche, die sich sofort an die Arbeit machen und nicht sonderlich wählerisch und anspruchsvoll sind. Die Kreativen gestalten ihren Ballon in einer besonderen Erscheinungsform und die Extravaganten streuen etwas Glitzer für den magischen Effekt.

Jeder bringt sich nach seinen Möglichkeiten ein und gibt sein Bestes. Letztlich steigen in den Himmel einzigartige und prachtvolle Heißluftballons. Diese Vielfalt und der Variationsreichtum ist ein Geschenk, ein wahrer Schatz.

Wir sehen alle anders aus,
denken und arbeiten oft
auf anderes hinaus.

Und doch sollt ihr immer wissen,
keines der Kinder wollen wir missen.

Dieses Bilderbuch in fabelhaften Pastelltönen strahlt einfach nur Akzeptanz, Rücksichtsnahme und Liebe aus. Es geht um Selbstvertrauen und Mut seinen eigenen Weg zu gehen. Jeder darf so sein, wie er als Individuum ist. Das heißt aber nicht, dass man nicht noch weiter wachsen kann. Lernen müssen aber alle, so heißt es im Buch. So eine wertschätzende Lernatmosphäre wünscht man sich für jedes Kind, um die lebenslange Reise in Angriff zu nehmen.

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Fazit

Wertschätzung der Vielfalt – auf in die Leichtigkeit der Lüfte!

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Claire Alexander – Ein klein wenig anders

Rezension

Claire Alexander hat in diesem Bilderbuch über Andersartigkeit und Selbstvertrauen ihre ganz eigenen Wesen erschaffen. Die Plufer sind winzige, runde, graue Geschöpfe, die gerne zusammen etwas Einzigartiges machen. Durch die kleine Öffnung auf ihrem Kopf plufen sie gerne auf Kommando. Daraufhin steigt grauer Rauch auf, an dem sie sich erfreuen.

Nur bei einem Pluf passiert etwas wahrlich Besonderes und Einzigartiges. Sein Rauch ist bunt und leuchtet in allen Regenbogenfarben. Alle anderen Plufer sind verunsichert und entscheiden sich lieber zu verduften.

Der thematische Blick visiert die Werte von Akzeptanz, Offenheit, Toleranz aber auch Ausgrenzung und Mobbing. Die große Gemeinschaft preist zwar zuvor ihre Vorliebe zum Einzigartigen an, doch wenn es tatsächlich vor ihren Augen entsteht, ziehen sie sich zurück und verurteilen das Gegenüber stattdessen. Glücklicherweise erscheint ein anderes Wesen, welches auch etwas anders aussieht als der Rest der Pluffer und zeigt dem zurückgelassenen Pluff, dass Anderssein etwas Tolles ist. Das Erziehungsziel ist erfüllt und gelangt auch letztlich zu der großen Masse.

Hier zeigt sich einmal mehr, dass Buchgestaltung im Zusammenspiel aller drei Dimensionen – Text, Bild und Layout – mit viel Liebe zum Detail eine der ganz großen Stärken der Kinderliteratur ist. Der Einband hebt in ausgestanzten Buchstaben den Titel „anders“ hervor, untermauert von bunten Farben der darauffolgenden Seite. Auch sonst wird der Botschaft viel freie Fläche eingeräumt. Die Figuren und der gewichtige Inhalt erhalten den nötigen Raum zur Entfaltung, ohne jegliche Ablenkung durch anderweitige Nebenereignisse.

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Fazit

Nicht nur die Botschaft des Einzigartigen prädigen, sondern auch wirklich leben!

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Michael Engler und Julianna Swaney – Das alles ist Familie

Rezension

Vielleicht ist Familie einfach nur, wenn man sich liebt. Und selbst wenn man sich streitet, immer noch lieb hat.

Lars findet ein Päckchen vor dem Haus. Aufgrund des Regens ist allerdings die vollständige Anschrift verschmiert. Es ist lediglich die Straße und das Wort „Familie“ lesbar. Ohne lange zu überlegen, macht er sich mit seiner Nachbarin Lina auf den Weg, den Empfänger zu suchen. Die Kinder klingeln an jeder Tür des Meisenwegs und erfahren viel Wertvolles über die unterschiedlichsten Familienkonstellationen.

Dieses Bilderbuch ermöglicht einen Blick durch das Schlüsselloch und offenbart sehr private und intime Details über das Familienleben der jeweiligen Bewohner. Hin und wieder wirkt es etwas arg gestellt, da keiner Fremden gegenüber gleich die Hintergründe offenbaren wird. Familie ist etwas sehr Sensibles und Behutsames. Der pädagogische Wert dieser Geschichte ist allerdings sofort ersichtlich. Beziehungen und Familien sind stets im Wandel und auch das aktuelle Bild ist weiterhin lebendig. Anders als noch vor wenigen Jahren, sind Patchwork-Familien keine große Besonderheit mehr. Doch die Bandbreite hört hier nicht auf, sondern schließt noch viel mehr ein, was zuvor von vielen, auch im pädagogischen Rahmen vernachlässigt wurde: Großfamilien, Mehrgenerationenhaushalte, Regenbogenfamilien, unverheiratete Paare, Alleinerziehende mit Adoptivkindern, Paare ohne Kinder usw. Die Welt ist bunt und so sind auch die Menschen und ihre Liebe zueinander.

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Fazit

Familienkonstellationen – breitgefächerte und moderne Sicht

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Günther Jakobs – Du bist mein Freund, weil …

Rezension

Freundschaft, Verbundenheit, Vertrauen, Offenheit, Neugierde, Akzeptanz, Toleranz und besondere Stütze im Leben – diese Werte werden in dem zauberhaft illustrierten Bilderbuch von Günther Jakobs vermittelt. Die Bleistiftzeichnungen, die frech, unbekümmert und so kindgerecht daher kommen, unterstreichen auch die Botschaft des Bilderbuchs: Jede Freundschaft ist anders. Eben weil jeder Mensch anders ist.

Auf jeder Doppelseite werden unterschiedliche Szenarien von Bündnissen vorgestellt. Während der Titel „Du bist mein Freund, weil…“ schon die Thematik einleitet, werden auf den Doppelseiten lediglich die Ergänzungen aufgeführt:

weil du bei mir um die Ecke wohnst!

weil du der beste Torschütze weit und breit bist!

weil du so lustige Zahnlücken hast!

Hier wird auch schon deutlich, dass es genau die offene und gelöste Kindersicht ist, frei von Vorurteilen und Ausgrenzung, die Nähe und Verbundenheit erzeugt. Es können die Umstände sein, dass man Nachbar ist, gemeinsam im Verein spielt, Fähigkeiten wie z.B. spannende Geschichten erzählen können oder auch Oberflächlichkeiten wie eine Zahnlücke oder besonders verrückte Frisuren. Freundschaften zu Tieren oder Familienmitgliedern werden ebenso angeschnitten. Letztlich stellt sich heraus, dass man jemanden als Freund bezeichnet, weil er genauso so ist, wie er ist.

Dieses Bilderbuch bietet die Chance zu reflektieren, wen man als Freund ansieht und vor allem warum. Was macht diesen Menschen aus? Was schätzt man an ihm? Die Übertragung gelingt auch auf einen Mitschüler, mit dem Anfangssatz “ Du bist ein toller Mitschüler, weil…“. Damit ist eine wunderbare Erweiterung der „warmen Dusche“ als Methode gegeben. Im Kunstunterricht haben wir darauf aufbauend Freundschaftsarmbänder geknüpft und an besondere Menschen verschenkt.

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Herausragende Illustrationen und ein Thema, das nicht oft genug aufgegriffen werden kann, denn Menschen sind nun einmal soziale Wesen.

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David Litchfield – Der gute Riese

Billy und sein Opa verschönern mit all den anderen Dorfbewohnern die Stadtmauer von Ziegelhausen. Lediglich das obere Stück bleibt unbemalt, weil keiner so groß ist und bis nach ganz oben reicht. Da erzählt Opa Billy die Geschichten vom guten Riesen. Er berichtet von all den guten Taten des Gutherzigen und wie er ihnen stets helfend zur Seite stand. Billy jedoch zweifelt an seiner Existenz, schließlich hat er ihn noch nie gesehen.

Dabei gibt Opa zu bedenken, dass der gute Riese sich nur ungerne zeigen würde, weil dann alle schreiend davon laufen. Eines Tages darf sich Billy selbst davon überzeugen und erkennt, dass man vor dem Unbekannten oder der Andersartigkeit keine Angst zu haben braucht.

Rezension

Dieses Bilderbuch strahlt eine wahnsinnige Wärme aus. Es ist natürlich in erster Linie den leuchtenden Illustrationen geschuldet, die eine heimelige Atmosphäre schaffen. Der Zauber spiegelt sich in der Farbgebung, der Komposition und dem außergewöhnlichen Lichtspiel wieder.

Diese Behaglichkeit wird auch inhaltlich aufgegriffen. Menschen reagieren auf Andersartigkeit mit Unsicherheit und Distanz. Sie bauen eine innerliche Mauer und schauen oder laufen eben weg. Dieses Bilderbuch zeigt, dass andere zu sehen, mit dem Herzen wahrzunehmen, eine Kunst ist. Als Dank erwartet einen Großes. Hier ist es Freundschaft oder eben Unterstützung innerhalb einer Gemeinschaft. Es ist ein Geschenk anders zu sein. Und wenn man den Mut hat genau hinzuschauen und das Herz zu öffnen, eröffnen sich für alle ganz viele Chancen, aus denen nur profitiert werden kann.

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Für mehr Achtsamkeit, Nächstenliebe und Offenheit für Andersartigkeit!

 

Kerstin Brichzin und Igor Kuprin – Der Junge im Rock

Felix liebt Röcke, weil er darin viel besser rennen und klettern kann. Außerdem sieht er in den weiten Röcken wie ein Schmetterling aus, der auf einer Wiese tanzt. Er leiht sich kurzerhand das grüne Kleid seiner Schwester aus und wünscht sich schon bald einen eigenen Rock. Also geht sein Vater mit ihm einkaufen. Seine neuen Freunde finden den Faltenrock allerdings befremdlich und meinen, dass echte Jungen dunkle Farben tragen und Hosen anziehen.

Auch die Eltern fangen an zu tuscheln. Das macht Felix traurig. So beschließt sein Vater auch einen Rock anzuziehen. Denn schließlich tragen Mädchen ja auch Hosen. Warum sollte es Jungen nicht erlaubt sein?

Rezension

Dieses Bilderbuch beschäftigt sich mit dem Rollenverständnis von Jungen und Mädchen. Es ist ein toller Aufhänger zur Thematik „Identifikation mit dem eigenen Geschlecht“. Haben alle Mädchen lange Haare? Tragen Jungen dunkle Farben und Mädchen rosa Kleidungsstücke? Spielen Mädchen mit Puppen und Jungen mit Autos? Es sind alles überspitzte Behauptungen, die durchaus auch von Kindern bereits in Frage gestellt werden können.

Felix mag Röcke, weil seine Beine dadurch viel Luft bekommen. Die Verkäuferin, die Eltern und die Kindergartenkinder sind jedoch von den gesellschaftlichen Normen so sehr geprägt, dass sie es als „unanständig“ einstufen. Der Vater reagiert genau richtig und stellt diese Ansicht in Frage. Wie kam es zu dieser Ausgrenzung und wie kann Toleranz aussehen?

Ich hätte mir aus pädagogischer Sicht gewünscht, dass die ErzieherInnen im Bilderbuch diesen Anker aufgreifen und daraus einen Verkleidungstag veranstalten. Die Mädchen schlüpfen in die Jungenrolle und die Jungen verkleiden sich als Mädchen. Eine Modenschau mit entsprechender Schminke würde diese Distanz eventuell mildern und den inneren Fühlraum der Kinder erweitern.

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Rollenbilder kindgerecht hinterfragen und Toleranz aufbauen

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Antje Damm – Plötzlich war Lysander da

Rezension

Der Bürgermeister ordnet einer Mäusefamilie an einen Lurch aufzunehmen, weil er sein Zuhause verloren hat. Die drei Mäuse sind zunächst erstaunt und gleichzeitig sehr beängstigt vor dem Fremden und der damit einhergehenden Veränderung in ihrem Leben. Sie bangen um ihre Vorräte und beäugen kritisch die Eigenheiten des neuen Gastes. Sie gewähren ihm einen Unterschlupf in der Badewanne, da Mäuse eh nicht gerne baden. Lysander beginnt schon bald Eimer voller Erde heranzuschleppen. Dort sät er Körner hinein. Als die Mäuse glauben, dass das wohl der Höhepunkt ist, bittet Lysander seine Gastgeber um ein wenig Geduld.

Von da an gab es zu den Kartoffeln auch noch Salat.

Antje Damm trumpft mit einer weiteren außergewöhnlichen Kreierung eines sehr aktuellen Themas auf. Die collageartig angeordneten Darstellungen vermitteln eine greifbare Tiefe, die sich im Inhalt wiederspiegelt. Es geht um Fremdenfeindlichkeit, Ablehnung, Ängste, Veränderungen, Skepsis, Misstrauen. Die Dunkelheit im Mauseloch unterstützt dabei den seelischen Zustand der Mäuse. Lysander taucht mit neuen Eigenheiten auf und bereichert letztlich die Mäuse und die ganze Gemeinschaft. Es kommt Farbe ins graue Mauseloch und damit auch in ihre Herzen.

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Plädoyer für mehr Offenheit und Nächstenliebe

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Michael Stavaric und Ulrike Möltgen – Der Bär mit dem roten Kopf

Rot … mohnrot, krebsrot, ziegelrot, hellrot, himbeerrot, fuchsrot, kupferrot, weinrot, korallenrot, lachsrot, feuerrot, rosarot, kirschrot, flamingorot, rubinrot, schwarzrot, rosenrot, kardinalrot, rostrot, orangerot, glutrot, knallrot, purpurrot, rot wie Blut …

Trotz der Vielzahl der Begrifflichkeiten für jegliche Rottöne, gibt es kein „bärenrot“. Den Bären mit dem roten Kopf macht es zutiefst traurig. Er fühlt sich nicht zugehörig und wünscht sich einen Ort herbei, wo alle Bären rot sind und wo es die Farbe „bärenrot“ tatsächlich gibt.

Als ihn plötzlich eine Bärin mit einem grünen Kopf anspricht und sich nach einem Ort für „bärengrüne“ Bären erkundigt, fühlt sich der Bär erleichtert. Und was passiert wenn rot und grün gemischt wird? Nun, dieser Farbton ist bestimmt in allen Büchern zu finden!

Rezension

Es ist ein Bilderbuch rund um  das Anderssein aber auch Toleranz oder der Suche nach Zugehörigkeit. Der schüchterne Bär mit dem roten Kopf sucht seinen Platz im Leben. Als die Hoffnung schon fast auszusterben droht, erblickt er eine Bärin, die auch anders ist. Das ist Liebe auf den ersten Blick! Die „bärenbraunen“ Kinder sind mehr als nur prächtig.

Hier lässt sich die Thematik rund um die Farbenlehre vertiefen und das „sprachsensible Unterrichten“ im Kunstunterricht in den Vordergrund stellen. Bei all den Farbwörtern macht es Spaß sich auf die Suche nach all den „Blautönen“ zu begeben: Azurblau, Admiralblau, Marinblau usw. Natürlich kann hier auch Kreativität eine Rolle spielen.

Die collageartigen Illustrationen von Ulrike Möltgen leuchten in all ihren unterschiedlichen Farbintensitäten. Die Drucktechnik mit einigen Spritzelementen verleiht eine brillante Farbwirkung und einen exklusiven Charakter.

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Fazit

Ein Augenschmaus zum Thema Andersartigkeit und Gemeinschaftsgefühl.

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Im Rahmen des Kinderbuchblogger-Adventskalenders habt ihr jetzt die Möglichkeit das Bilderbuch „Der Bär mit dem roten Kopf“ zu gewinnen. Das Buch wird vom „aracari Verlag“ zur Verfügung gestellt. Hinterlasst mir einfach einen Kommentar unter diesem Beitrag.

Teilnahmebedingungen

  • Die Verlosung beginnt am 17.12.2017 um 0.00 Uhr und endet am 17.12.2017 um 23.59 Uhr.
  • Jeder, der unter diesem Beitrag einen Kommentar hinterlässt, erklärt sich mit den Teilnahmebedingungen einverstanden und kann gewinnen.
  • Teilnahmeberechtigt sind Personen ab 18 Jahren.
  • Über den Gewinner entscheidet das Los.
  • Der Gewinner wird per E-Mail benachrichtigt.
  • Der Versand des Gewinns erfolgt ausschließlich nach Deutschland.

Morgen öffnet sich das nächste Adventskalendertürchen bei  Kunterbuntes Bücherregal – schaut vorbei!

Ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück und strahlende Kinderaugen beim gemeinsamen Lesen in der Winterzeit!

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Herzlichen Glückwunsch, Mira!

Astrid Henn und Stephanie Schneider – Elefanten im Haus

Elefanten im Haus

In Fines Haus sind neue Nachbarn eingezogen. Alle anderen Bewohner des Hauses warnen das Kind vor den „Neuen“ und behaupten, dass sie  wie Elefanten ständig trampeln würden. Überhaupt sollte man sich vor ihnen in Acht nehmen.

Fines hofft, dass es in der Familie mehrere „Elefantenkinder“ gibt, mit denen sie spielen könnte und klingelt gleich an der Tür. Etwas verlegen bittet die dicke Elefantenfrau Fine herein und sie nimmt auch schon gleich einen etwas anderen Geruch wahr: „Irgendwie interessant“, stellt sie fest. Schnell freunden sich die Kinder an und ignorieren alle Vorurteile der Erwachsenen. Diese Toleranz schwappt schnell über:

… und so trotten alle Nachbarn brav hinter Papa her, um den Neuen zu sagen, wie gut es ist, dass sie da sind.

Dieses Bilderbuch hat eine fabelhafte Aufmachung und kommt inhaltlich sehr verschmitzt und schon fast frech daher. Stephanie Schneider spielt gekonnt in ihren Illustrationen mit Licht und  Schatten und verdeutlicht damit die Wechselwirkung zwischen Angst, Vorbehalten, Unsicherheit und aber auch Neugierde, Nächstenliebe, Offenheit.

Das kleine Mädchen verkörpert das Licht, während viele ihrer Nachbarn stets das Negative sehen und aufgrund ihrer Angst vor dem Neuen und Unbekannten einfach nur geblendet werden. Astrid Henn zeigt ganz kindlich auch die Wahrnehmung der Andersartigkeit der neuen Bewohner und lässt ihre Protagonisten sehr realistisch den fremdartigen Geruch wahrnehmen oder dem Umzug anzulastende Unordnung. Und doch sind die natürlich übertrieben dargestellten „Elefanten“ den Bewohnern gegenüber offen und zuvorkommend. Sie bitten das Mädchen herein und zeigen sich herzensgut.

Die Autorin hat das Kinderlied „Was müssen das für Bäume sein“ sehr passend abgewandelt und fasst somit die Kernaussage des Bilderbuchs sehr humorvoll zusammen:

Was müssen das für Räume sein,
wo die großen
Elefanten zur Miete wohnen,
ohne sich zu stoßen.

Elefanten im Haus

In der heutigen Flüchtlingskrise kann das Buch nicht oft genug vorgelesen werden. Hier können sogar viele Erwachsene sich etwas abschauen.

 

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Barbara van den Speulhof und Henrike Wilson – Ginpuin

Auf einer kleinen Insel am anderen Ende der Welt leben unzählige Pinguine. Sie gehen gemeinsam schwimmen, fangen Fische und spielen Eishügelrutschen. Eines Tages kommt jedoch ein Pinguin zur Welt, das zwar genauso aussieht wie anderen, aber mit dem doch was nicht stimmt. Er verdreht die Buchstaben und sagt: „Ich will auch mit zur Scheisolle!“, als die anderen Pinguine ins Meer springen und in Richtung Eisscholle schwimmen. Alle anderen lachen ihn deshalb aus und der kleine Pinguin, den alle schon bald nur noch Ginpuin nannten, wurde sehr traurig. Seine Traurigkeit bringt ihn schon bald dazu die Insel der Pinguine zu verlassen und sich auf eine lange Reise zu machen … Eine Reise, die die anderen Pinguine ihm niemals zugetraut hätten …

Die Andersartigkeit bringt den kleinen Pinguin dazu sich auf die Suche nach dem großen Glück und Anerkennung zu begeben. Von seinen Artgenossen stets aufgrund seines Sprachfehlers ausgelacht, sehnt er sich nach Toleranz und Akzeptanz. Sein Andersseins wird allerdings durchgehend humorvoll aufgefasst und die Liebenswürdigkeit dieser Behinderung in den Vordergrund gestellt. Es werden Probleme eines solchen Sprachfehlers sehr amüsant dargestellt, wenn der Ginpuin z.B. einen Albatros nach einem Fisch fragen möchte und dieser ihn zu einem Schiff bringt.

Das Bilderbuch handelt auch von Fern- und Heimweh. Der Ginpuin sucht das große Glück und erkennt schon bald was Sehnsucht nach Familie und Heimat bedeutet. Seine Pinguinfamilie lernt Andersartigkeit zu schätzen und sieht nun auch die darin liegenden Abenteuer und Chancen. Wer hätte schon gedacht, dass man auf „Fischen übers Meer“  fahren kann?

Dieses Bilderbuch eignet sich sehr gut für vielfältige Gesprächsanlässe mit Kindern über Behinderungen, Sprachstörungen und die damit einhergehenden Probleme in der Gesellschaft. Mit diesem Bilderbuch können durch Aufklärung vielleicht sogar traumatische Ereignisse und Isolation verhindert werden und stattdessen das Selbstvertrauen der Kleinen schon früh gestärkt werden.

Die Illustrationen in gedeckten Farbtönen werden immerzu getrennt vom Text abgebildet. Es scheint so, als würden die Bilder dadurch eine eigene Wertschätzung, schon fast wie kunstvolle Gemälde bekommen, sodass der Betrachter seine Reinheit und Absolutheit in sich aufnehmen kann.

Ein äußerst humorvolles und einfühlsames Bilderbuch über ein bewegendes Thema.

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