Michael Engler und Julianna Swaney – Das alles sind wir

„Das alles sind wir“ thematisiert die Erfahrungen eines Schulstarts zweier Kinder, die vor der Einschulung bereits befreundet sind. In der ersten Schulstunde entscheidet die Klassenlehrerin über die Sitzordnung, sodass die beiden sich nur aus Entfernung sehen, was zunächst etwas befremdlich ist.

Während Lars schnell neue Freunde findet und sich von Anfang an wohl fühlt, hat es Lina ein bisschen schwerer. Annabelle hat etwas Gemeines zu ihr gesagt und ihr böse Blicke zugeworfen. Da sich Freunde beistehen, ist Lars für Lina da. Mit Entschlossenheit verkündet er, dass Wörter manchmal genauso weh tun können wie Schläge.

Es ist unsere Schule! Die ist für uns alle.
Egal, wie man aussieht!
Egal, was man anhat!
Egal, was man denkt!
Egal, was man gerne mag!

Lars wehrt sich gegen diese Art des Mobbings und steht für Toleranz, Vielfalt und Zusammenhalt ein. „Keiner ist allein und du bekommst Hilfe, wenn du Hilfe brauchst!“ ist eine starke Botschaft, die jede Grundschule aussenden sollte. Genau deshalb verfolgen viele Schulen das Patenkonzept. Hier übenehmen Dritt- oder Viertklässler die Verantwortung für die frisch eingeschulten Erstklässler und führen sie behutsam in das Schulleben ein. Diese Bilderbuch greift nicht nur realistische Sorgen und Ängste von Kindern auf, sondern sichert Zuversicht in Bezug auf Nächstenliebe, Freundschaft und Fairness zu.

„Das alles sind wir“ zeigt einen gesunden Umgang mit unfairem Verhalten auf und bestärkt Kinder bei Mobbing einzugreifen.

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Johanna Lindemann und Andrea Stegmaier – Die gestohlene Weihnachtsgans

Rezension

Das Titelbild suggeriert bereits die Botschaft dieses warmherzigen und so nah an der Realität liegenden Bilderbuchs: Ein hell erleuchtetes Mehrfamilienhaus – mit weihnachtlich geschmückten Fenstern, hinter denen sich ganz eigene Weihnachtsbräuche und Familiengeschichten verbergen.

Emma kann den Heiligabend kaum erwarten. Nur noch einmal schlafen und dann ist der lang ersehnte Tag endlich da. Ihre Eltern sind perfekt vorbereitet: Der Weihnachtsbaum ist festlich geschmückt, der Tisch ist gedeckt und die Weihnachtsgans bereit für den Bräter. Doch dann muss Emmas Mama feststellen, dass die Gans zu groß ist. Nun breitet sich Stress aus und droht Überhand zu nehmen. Als die Weihnachtsgans am nächsten Morgen auch noch verschwindet, ist das Chaos vorprogrammiert.

Verzweifelt fragen Emmas Eltern bei den Nachbarn nach und hier können die Leser nun hinter die angedeuteten Fenster schauen. Sie befinden sich mittendrin und erblicken ein homosexuelles Paar beim Plätzchenbacken und eine Großfamilie mit Migrationshintergrund beim Basteln von Schneeflocken. Als die Weihnachtsgans verschwunden bleibt, entscheidet sich Emmas Familie für ein unperfektes Mahl. Sie sitzen gemeinsam am Tisch und essen Spaghetti, als es dann an der Tür klingelt und nach und nach die Hausgemeinschaft sich zusammenfindet. Es ist wie bei der Geburt des Jesuskindes – den Gästen wird ein moderner Mantel übergeworfen. Es wirkt modern, liebenswert und lebensecht!

Die gestohlene Weihnachtsgans ist das Bindeelement dieser Geschichte und zeigt, dass unerwartete Ereignisse und Imperfektion eine Bereicherung sein können. Es muss nicht schlecht sein, wenn das Leben nicht nach Plan läuft. Es öffnen sich neue Türen und mit einer Prise Gelassenheit und Entspanntheit lebt es sich eh leichter.

Johanna Lindemann schafft es mit diesem Bilderbuch dem Weihnachtsfest diesen gewissen Druck zur Vollkommenheit und dem sogenannten „Oberperfektionismus“ zu nehmen. Es ist erstaunlich ehrlich und normal und streut die nötige Würze von Vielfalt und Diversität ein. Begleitet wird es inhaltlich von der Suche nach der Weihnachtsgans, die den Detektiv im Leser hervorlockt. Es lohnt sich auf den Doppelseiten die Beziehung zwischen dem Fuchs und der Gans genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine große Freude!

Blick ins Buch
Fazit

Ein wunderbar unperfektes Weihnachtsfest, mit dem Zauber des geheimnisvoll Unbekannten in unseren Herzen!

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Joanna Gaines und Julianna Swaney – Die Welt braucht dich. Genau so, wie du bist

Rezension

Heute ist der Tag der großen Fahrt,
an keiner Farbe wird gespart.

Viel Rosa und Blau überall erstrahlt,
Orange, Grün und Gelb wird auch gemalt.

Auf einer großen Wiese versammeln sich die Kinder einer Klasse, um einen ganz eigenen Heißluftballon zu bauen. Jedes Kind hat ein anders gefärbtes Tuch in der Hand, das auch symbolisch zu verstehen ist. So unterschiedlich die Kinder sind, so vielfältig werden auch ihre Ergebnisse. Sie arbeiten alle an einem Projekt, doch bedingt durch ihre Interessen und Stärken gleicht kein Ballon dem anderen.

Zunächst wird das benötigte Material zusammengetragen und schon hier merkt man die Verschiedenheit der Kinder. Sie gehen alle unterschiedlich an die Arbeit heran. Es gibt Kinder, die lieber für sich alleine arbeiten, andere sind in Gruppen effektiver. Dann gibt es die Planer, die jeden Schritt zigmal durchdenken und wiederum welche, die sich sofort an die Arbeit machen und nicht sonderlich wählerisch und anspruchsvoll sind. Die Kreativen gestalten ihren Ballon in einer besonderen Erscheinungsform und die Extravaganten streuen etwas Glitzer für den magischen Effekt.

Jeder bringt sich nach seinen Möglichkeiten ein und gibt sein Bestes. Letztlich steigen in den Himmel einzigartige und prachtvolle Heißluftballons. Diese Vielfalt und der Variationsreichtum ist ein Geschenk, ein wahrer Schatz.

Wir sehen alle anders aus,
denken und arbeiten oft
auf anderes hinaus.

Und doch sollt ihr immer wissen,
keines der Kinder wollen wir missen.

Dieses Bilderbuch in fabelhaften Pastelltönen strahlt einfach nur Akzeptanz, Rücksichtsnahme und Liebe aus. Es geht um Selbstvertrauen und Mut seinen eigenen Weg zu gehen. Jeder darf so sein, wie er als Individuum ist. Das heißt aber nicht, dass man nicht noch weiter wachsen kann. Lernen müssen aber alle, so heißt es im Buch. So eine wertschätzende Lernatmosphäre wünscht man sich für jedes Kind, um die lebenslange Reise in Angriff zu nehmen.

Blick ins Buch
Fazit

Wertschätzung der Vielfalt – auf in die Leichtigkeit der Lüfte!

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Michael Engler und Julianna Swaney – Das alles ist Familie

Rezension

Vielleicht ist Familie einfach nur, wenn man sich liebt. Und selbst wenn man sich streitet, immer noch lieb hat.

Lars findet ein Päckchen vor dem Haus. Aufgrund des Regens ist allerdings die vollständige Anschrift verschmiert. Es ist lediglich die Straße und das Wort „Familie“ lesbar. Ohne lange zu überlegen, macht er sich mit seiner Nachbarin Lina auf den Weg, den Empfänger zu suchen. Die Kinder klingeln an jeder Tür des Meisenwegs und erfahren viel Wertvolles über die unterschiedlichsten Familienkonstellationen.

Dieses Bilderbuch ermöglicht einen Blick durch das Schlüsselloch und offenbart sehr private und intime Details über das Familienleben der jeweiligen Bewohner. Hin und wieder wirkt es etwas arg gestellt, da keiner Fremden gegenüber gleich die Hintergründe offenbaren wird. Familie ist etwas sehr Sensibles und Behutsames. Der pädagogische Wert dieser Geschichte ist allerdings sofort ersichtlich. Beziehungen und Familien sind stets im Wandel und auch das aktuelle Bild ist weiterhin lebendig. Anders als noch vor wenigen Jahren, sind Patchwork-Familien keine große Besonderheit mehr. Doch die Bandbreite hört hier nicht auf, sondern schließt noch viel mehr ein, was zuvor von vielen, auch im pädagogischen Rahmen vernachlässigt wurde: Großfamilien, Mehrgenerationenhaushalte, Regenbogenfamilien, unverheiratete Paare, Alleinerziehende mit Adoptivkindern, Paare ohne Kinder usw. Die Welt ist bunt und so sind auch die Menschen und ihre Liebe zueinander.

Blick ins Buch
Fazit

Familienkonstellationen – breitgefächerte und moderne Sicht

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