Amélie Javaux und Annick Masson

Kinder wachsen heutzutage ganz selbstverständlich mit einer Vielzahl an unterschiedlichen digitalen Medien auf. Diese bringen diverse Vorteile mit sich, dienen als Informationsquelle und erleichtern viele Lebensbereiche. Sie können aber auch problematisch werden, wenn sie sich auf den Umgang im Miteinander auswirken. Dieses Bilderbuch „Die digitale Familie“ richtet den Blick auf die Achtsamkeit in der Kommunikation. Es möchte die neuen Medien keinesfalls verteufeln, dafür mehr sensibilisieren.

Krümel ist der glücklichste Hund auf Erden. Zumindest ist er das bis Oma eines Tages die Kinder mit sämtlichen Smartphones und Tablets überhäuft. Was gut gemeint war, endet in einer Katastrophe. Die Kinder sind fortan nur noch in ihre digitalen Geräte vertieft. Sie wischen und starren in die bewegungslosen Kisten. Ihre Augen sind wie hypnotisiert. Krümel fühlt sich überflüssig und läuft weg. Diese Kehrtwende bringt die digitale Familie zum Überdenken ihres Kosumverhaltens an den Bildschirmen. Natürlich verschwinden sie nicht ganz aus ihrem Alltag. Doch sie erkennen, dass Balance wichtig ist.

Digitale Medien bergen die Gefahr in einer Parallelwelt zu verweilen. Hin und wieder ist es notwendig, aus den eingefahreren Mustern herauszutreten und zu reflektieren. Der Mensch braucht echte, reale Interaktion für ein gesundes Miteinander. Umso schöner ist es, dass im Buch am Ende Ideen, betitelt als „Glücksrezepte“, gezeigt werden, wie Familienleben neben den digitalen Medien noch genutzt werden kann. Hierzu gehört auch selbstverständlich die kraftspendende „me-time“ und Zeit in der Natur.

Fazit: Gerne öfter ausloggen und die gemeinsame quality-time genießen!

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Michael Engler und Julianna Swaney – Das alles ist Familie

Rezension

Vielleicht ist Familie einfach nur, wenn man sich liebt. Und selbst wenn man sich streitet, immer noch lieb hat.

Lars findet ein Päckchen vor dem Haus. Aufgrund des Regens ist allerdings die vollständige Anschrift verschmiert. Es ist lediglich die Straße und das Wort „Familie“ lesbar. Ohne lange zu überlegen, macht er sich mit seiner Nachbarin Lina auf den Weg, den Empfänger zu suchen. Die Kinder klingeln an jeder Tür des Meisenwegs und erfahren viel Wertvolles über die unterschiedlichsten Familienkonstellationen.

Dieses Bilderbuch ermöglicht einen Blick durch das Schlüsselloch und offenbart sehr private und intime Details über das Familienleben der jeweiligen Bewohner. Hin und wieder wirkt es etwas arg gestellt, da keiner Fremden gegenüber gleich die Hintergründe offenbaren wird. Familie ist etwas sehr Sensibles und Behutsames. Der pädagogische Wert dieser Geschichte ist allerdings sofort ersichtlich. Beziehungen und Familien sind stets im Wandel und auch das aktuelle Bild ist weiterhin lebendig. Anders als noch vor wenigen Jahren, sind Patchwork-Familien keine große Besonderheit mehr. Doch die Bandbreite hört hier nicht auf, sondern schließt noch viel mehr ein, was zuvor von vielen, auch im pädagogischen Rahmen vernachlässigt wurde: Großfamilien, Mehrgenerationenhaushalte, Regenbogenfamilien, unverheiratete Paare, Alleinerziehende mit Adoptivkindern, Paare ohne Kinder usw. Die Welt ist bunt und so sind auch die Menschen und ihre Liebe zueinander.

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Fazit

Familienkonstellationen – breitgefächerte und moderne Sicht

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Petra Eimer – Und dann kam Juli

Rezension

Paul führt ein, seiner Aussage nach, ganz gewöhnliches Leben. Zumindest war es bis zu dem Tag so, an dem Juli ihm zugelaufen kam. Das Pferd macht es sich im heimischen Garten bequem und verwüstet nicht nur Papas Gemüsegarten, sondern macht sich auch an Mamas Blumen zu schaffen. Im Gegensatz zu Paul, haben weder seine Eltern noch seine Freunde etwas gegen Juli.

Der Versuch den eigentlichen Besitzer mithilfe von Flugblättern und Anzeigen ausfindig zu machen, wird vorerst nicht von Erfolg gekrönt. Paul muss sich wohl oder übel mit Juli abfinden. Mit Hunden und Katzen hätte Paul noch etwas als Haustier anfangen können, aber Pferde? Jegliche Vorhaben Juli das Sprechen beizubringen oder es zu dressieren, misslingen. Wird Pauls Herz sich doch noch für Juli erwärmen?

Das Buch begeistert mit einer ganz reichhaltigen und wunderbar modernen und farbigen Bebilderung, die sich konsequent durch das Buch für Kinder ab 8 Jahren zieht. Petra Eimer spielt auch mit der Darstellung der Schrift, die sich an den inhaltlichen Aussagen orientiert. Das Lesen wird dadurch auch für Lesemuffel abwechslungsreich gestaltet und beinhaltet somit schon fast einen Hauch an comicähnlicher Erscheinung.

Getragen wird die Geschichte durch alltägliche Familiensitutationen, die wohl jedes Kind zwischen 8 und 10 Jahren kennt. Viele Dinge werden einem nun peinlich. Das Interesse und die Scham dem anderen Geschlecht gegenüber steigen. Der Kernessenz ist jedoch das Vertrauenfassen Neuem gegenüber und das Ablegen der vorerst negativen Anmutungen und Vorhersagen. Es geht darum, Offenheit zu entwickeln und mutig genug zu sein, um Unbekanntes näher zu erfahren.

Ein großes Schmunzeln ist bei allen Lesern auf Seite 79 zu erwarten. Hier wird im Sinne der „Buch im Buch-Darstellung“ der Verkaufsschlager „Die Schule der magischen Tiere“ erwähnt, aus der Paul die Idee schöpft, dass das Pferd vielleicht sein magisches Tier ist, mit Talenten die ihm noch nicht offenbart wurden.

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Fazit

Eine unterhaltsame Lektüre zum Vorlesen oder Selberlesen – für Jungen und Mädchen gleichermaßen geeignet!

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Tanja Székessy – Mio war da!

Rezension

Das abenteuerlustige Stoffkuscheltier der Klasse 1d geht gerne auf Reisen – am liebsten besucht es die Kinder zu Hause. Mio ist ein Pinguin und ein fester Bestandteil der Klassengemeinschaft. Er darf bei jeder Familie einmal übernachten und bekommt so einen ehrlichen Einblick in die verschiedensten Familienkonstellationen, Tagesabläufe und Umgangsformen.

Bei jedem der vierzehn Kinder der Grundschulklasse sieht es anders aus. Bei Helene wird viel gesungen und gelacht. Auch die jüngere Schwester gesellt sich zum Spielen dazu. Julis Mutter lässt ihre Tochter Hausaufgaben machen, obwohl sie gar keine aufhatte. Je mehr die Mutter redet, desto schweigsamer wird das Kind.

Lustig war noch, dass Juli dann doch noch gesprochen hat, aber das war im Schlaf, also zählt das vielleicht nicht.

Marlon trainiert viel und boxt in seinem Zimmer. Seine Eltern hat Mio nie kennen gelernt. Bei Mayla geht es turbulent zu, denn die Großfamilie hält Einzug. Zwar wurde Mio im Schulranzen vergessen, aber er konnte trotzdem prima die richtig vielen Stimmen hören.

Die Berliner Autorin Tanja Székessy greift ein sehr intimes und sensibles Thema auf: Eine bisher in der Bücherlandschaft recht unberührte Thematik, obwohl das Konzept der reisenden Klassenmaskottchen häufig praktiziert wird. Das Klassentier ist ein unvoreingenommener Beobachter, der keine explizite Wertung abgibt. Er beobachtet, beschreibt und nimmt wahr.

Die dargestellten Situationen sind oft unbeschönigt, vielfältig und lassen den Betrachter oft staunend zurück. Erstaunlicherweise kommt man auch als Leser selten zum Bewerten, sondern fühlt Dankbarkeit, dass die Türen in die intime Privatsphäre geöffnet wurden. Jede Familie kämpft mit den unterschiedlichsten Begebenheiten. Mal sind die Eltern berufstätig und geben die Kindererziehung an Großeltern ab, mal sind sie besonders fordernd und verlangen den Kindern entsprechend viel ab oder überlassen sie sich selbst, aus welchen Gründen auch immer.

Nicht minder erwähnenswert sind die Illustrationen des Bilderbuchs. Die formatfüllenden Abbildungen auf der rechten Seite fangen die Stimmung außergewöhnlich gut ein. Das schattige Zimmer bei Hugo zeigt einen Jungen, der sich in Videospielen verliert. Neben ihm hängt ein Poster von „Darth Vader“. Im Hintergrund streiten sich die Eltern lautstark, sodass die unterschwellige Verknüpfung schnell einleuchtend erscheint.

Dieses Bilderbuch braucht Freiräume zum Austausch. Hier und da ist eine bestimmte „Schwere“ zu verzeichnen. Allerdings und dessen muss man sich bewusst sein, ist es für viele Kinder Realität. Ich bin mir sicher, dass viele Kinder sich in den Konstellationen hier und da wiedererkennen und sich persönlich angesprochen fühlen werden. Bei manchen ist es sicherlich auch eine Kombination.

 

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Fazit

Pädagogisch wertvoll!

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Annette Roeder und Julia Christians – Hetty Flattermaus fliegt hoch hinaus

Rezension

Hetty ist eine neugierige und wissbegierige Fledermaus und lässt sich auch von ihrer überbesorgten Mutter nicht stoppen. Die alleinerziehende und berufstätige Hulda liebt ihr einziges Kind heiß und innig und würde sie am liebsten nur zu Hause wissen. Um ihren Liebling unter Kontrolle zu halten, erfindet sie Gruselgeschichten und stattet Hetty mit einem Peilsender aus, um den Standort ihres Herzenskindes jederzeit überprüfen zu können.

Keine Frage, Hulda ist eine Helikoptermutter durch und durch. Gewissermaßen amüsiert diese Darstellung, denn sie trifft genau den Nerv der Zeit. Eltern, die ihren Kindern die Schultasche bis zum Sitzplatz in der Schule tragen, gibt es leider viele. Umso schöner, dass genau diesen mit dem Vorlesebuch nun ein Spiegel vors Gesicht gehalten wird. Denn da sind wir wohl uns alle einig, dass Kinder ihre Erfahrungen selbst machen müssen. So lässt sich auch Hetty auf Abenteuer außerhalb der sicheren Mauern ein und macht Bekanntschaften mit Wabbelwesen und Regenwürmern. Sie hilft einem kleinen Mausejungen bei seinen Flugversuchen und staunt immer mehr über die Entdeckungen in ihrer Umwelt.

Die 19 Kapitel des ersten Bandes der Hetty Flattermaus-Reihe umfassen ca. 6-8 Seiten und werden stets mit farbigen Illustrationen begleitet. Besonders gut gefällt der integrierte Wortwitz und die Sprachspielereien, wenn z.B. Frühstück einfach in Spätstück umbenannt wird oder wenn vom „Flügel“ statt „Bogen“ überspannen die Rede ist. Hauptsächlich werden sich sicherlich Mädchen als Adressaten angesprochen fühlen, denn die Protagonisten sind ausschließlich weiblich. Hin und wieder trifft Hetty jedoch auch auf männliche Erdbewohner, von denen es in den nächsten Bänden hoffentlich mehr gibt.

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Fazit

Weltentdeckungen mit einer mutigen und neugierigen Fledermaus für alle kleine Helden

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