Tanja Székessy – Mio war da!

Rezension

Das abenteuerlustige Stoffkuscheltier der Klasse 1d geht gerne auf Reisen – am liebsten besucht es die Kinder zu Hause. Mio ist ein Pinguin und ein fester Bestandteil der Klassengemeinschaft. Er darf bei jeder Familie einmal übernachten und bekommt so einen ehrlichen Einblick in die verschiedensten Familienkonstellationen, Tagesabläufe und Umgangsformen.

Bei jedem der vierzehn Kinder der Grundschulklasse sieht es anders aus. Bei Helene wird viel gesungen und gelacht. Auch die jüngere Schwester gesellt sich zum Spielen dazu. Julis Mutter lässt ihre Tochter Hausaufgaben machen, obwohl sie gar keine aufhatte. Je mehr die Mutter redet, desto schweigsamer wird das Kind.

Lustig war noch, dass Juli dann doch noch gesprochen hat, aber das war im Schlaf, also zählt das vielleicht nicht.

Marlon trainiert viel und boxt in seinem Zimmer. Seine Eltern hat Mio nie kennen gelernt. Bei Mayla geht es turbulent zu, denn die Großfamilie hält Einzug. Zwar wurde Mio im Schulranzen vergessen, aber er konnte trotzdem prima die richtig vielen Stimmen hören.

Die Berliner Autorin Tanja Székessy greift ein sehr intimes und sensibles Thema auf: Eine bisher in der Bücherlandschaft recht unberührte Thematik, obwohl das Konzept der reisenden Klassenmaskottchen häufig praktiziert wird. Das Klassentier ist ein unvoreingenommener Beobachter, der keine explizite Wertung abgibt. Er beobachtet, beschreibt und nimmt wahr.

Die dargestellten Situationen sind oft unbeschönigt, vielfältig und lassen den Betrachter oft staunend zurück. Erstaunlicherweise kommt man auch als Leser selten zum Bewerten, sondern fühlt Dankbarkeit, dass die Türen in die intime Privatsphäre geöffnet wurden. Jede Familie kämpft mit den unterschiedlichsten Begebenheiten. Mal sind die Eltern berufstätig und geben die Kindererziehung an Großeltern ab, mal sind sie besonders fordernd und verlangen den Kindern entsprechend viel ab oder überlassen sie sich selbst, aus welchen Gründen auch immer.

Nicht minder erwähnenswert sind die Illustrationen des Bilderbuchs. Die formatfüllenden Abbildungen auf der rechten Seite fangen die Stimmung außergewöhnlich gut ein. Das schattige Zimmer bei Hugo zeigt einen Jungen, der sich in Videospielen verliert. Neben ihm hängt ein Poster von „Darth Vader“. Im Hintergrund streiten sich die Eltern lautstark, sodass die unterschwellige Verknüpfung schnell einleuchtend erscheint.

Dieses Bilderbuch braucht Freiräume zum Austausch. Hier und da ist eine bestimmte „Schwere“ zu verzeichnen. Allerdings und dessen muss man sich bewusst sein, ist es für viele Kinder Realität. Ich bin mir sicher, dass viele Kinder sich in den Konstellationen hier und da wiedererkennen und sich persönlich angesprochen fühlen werden. Bei manchen ist es sicherlich auch eine Kombination.

 

Blick ins Buch

Fazit

Pädagogisch wertvoll!

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Erwin Grosche und Dagmar Henze – Alle in einem Bett

Alle in einem Bett
Polli hat viele Kuscheltiere. Nach und nach bitten die Kuscheltiere Polli unter ihre Bettdecke kriechen zu dürfen. Erst macht es sich der Bär im Bett gemütlich, dann kommt die Gans hinzu. Der Frosch möchte auch nicht alleine bleiben und hüpft hinein. Wird der Elefant da noch Platz finden?
Diese kurze Gutenachtgeschichte eignet sich für Kinder ab 2 Jahren. Die stabilen Pappseiten liegen gut in Kinderhänden und lassen sich einfach umblättern. Die farbenfrohen Illustrationen sind wunderbar anzuschauen. Sie überladen nicht mit Details und strahlen viel Wärme und Ruhe aus.
In Form eines kurzen Singsangs weist Polli stets darauf hin, dass im Bett ja nun nicht mehr viel Platz ist. Der Reim wird sehr schnell von den Kleinen mitgesprochen werden können, da er sich mit jedem Neuankömmling wiederholt. Der Höhepunkt ist natürlich das unerwartete Ende. Fälschlicherweise werden die Leser auf ein Ereignis vorbereitet, was so nicht eintrifft. Hier ist das Staunen groß und das gemeinsame Lachen vorprogrammiert.
Und schwuppdiwupp passiert’s im Nu –
sind alle Augen wieder zu.
Alle in einem Bett
Eine kurze Gutenachtgeschichte mit einem sich stets wiederholenden Reim, der im Ohr bleibt. Ein Buch wonach die Kinder sicherlich öfter fragen werden!

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Sibylle Hoffmann und Chiara Fedele – Paul und Lobbie

Pauls Lieblingskuscheltier ist ein Seehund mit schwarzen Knopfaugen. Er heißt Lobbie und ist immer in Pauls Nähe, egal ob am Frühstückstisch oder im Sandkasten. Lobbie muss überall hin, wo auch Paul hingeht. In einer Weihnachtsnacht bringt der Weihnachtsmann Paul ganz viele Geschenke, doch am liebsten hat er weiterhin seinen Lobbie. Als er an diesem Abend ins Bett geht, ist Lobbie nicht da. Verzweifelt versuchen alle das Kuscheltier zu finden und begeben sich sogar in den Schnee. Doch werden sie den weißen Seehund im Schnee überhaupt finden können?

Viele Kinder haben eine besonders innige Bindung zu ihrem Kuscheltier. Obwohl das Kuscheltier kein lebendiges Wesen ist, wird er in der phantasievollen Vorstellungswelt des Kindes durchaus lebendig. Das Kuscheltier fungiert als Beschützer, Freund, Trostspender oder Spielgefährte des Kindes. Bei Verlust des wertvollen Begleiters, kann es daher zur Frustration kommen, was dieses Bilderbuch sehr schön darstellt.

Die Illustrationen sind durchgehend großflächig und farbig abgebildet. Der Wechsel von der Frosch- in die Vogelperspektive spiegelt Pauls eigene Welt und persönliche Gefühlslage wunderbar wieder. Auch die Schriftwahl empfand ich als passend und sehr erfrischend. Der kleine Protagonist Paul wurde jedoch von den jungen Betrachtern, vor allem auf dem Titelbild, als unsympathisch empfunden. Womöglich sind es die etwas unförmigen Augen, die diesen Eindruck vermittelt haben. Die Titelseite hätte durchaus etwas spannender und lebendiger gestaltet werden können, denn das Buch an sich bietet viel mehr geeignetere Motive.

Es hat die Kinder ebenfalls stutzig gemacht, wie denn Lobbie „da“ vergessen werden konnte, wenn Paul ihn doch am Abend zuvor in seinem Bett hatte. Hier wurden natürlich Überlegungen und Vorschläge gesammelt, sodass man sich auf eine für alle zufriedenstellende Lösung einigen konnte. 🙂

Ein wichtiges Thema, mit dem sich viele Kinder identifizieren können: Ein Kuscheltier als Freund und Begleiter.

 

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