Iris Wolfermann – Karla und die Sache mit der Liebe

Rezension

Anders als in der altbekannten Lektüre „Ben liebt Anna“, die gerne zur Thematisierung von dem ersten Gefühl des Verliebtseins genutzt wird, verguckt sich hier Karla in Ben. Allerdings ist sich die Protagonistin gar nicht so sicher, ob sie nicht doch Tan lieber mag. So stehen die beiden Jungen als Schatten hinter ihr auf dem Buchcover, während sie versucht herauszufinden, warum alle beim Thema Sex rote Ohren bekommen.

Als Karla in das Elternschlafzimmer geht, weil sie von dort seltsame Geräusche hört, weichen ihre Eltern aus und behaupten, dass Papa Mama die Fußnägel unter der Bettdecke lackieren würde. In Sachkunde lernt Karla gerade die Geschlechtsteile und was Verhütung bedeutet. Als sie ihre ältere Schwester zu ihrem neuen Freund befragen möchte, rennt sie einfach weg. Alle scheinen der Sache mit der Liebe gegenüber etwas schambehaftet zu sein.

Während Karla neugierig und offen dem Thema Sexualität gegenübertritt, scheinen die anderen damit Unwohlsein und Scham zu verbinden, was eigentlich schade ist. Die Vögel haben Sex auf offener Straße und auch ihre Eltern vergnügen sich, doch sprechen mag keiner darüber. So beschließt Karla für sich:

Wenn ich groß bin, dann mache ich Sex mit Ben. Und mit Tan.
Und dann sollen wir keine roten Ohren bekommen.

Blick ins Buch
Fazit

Ein unterhaltsames Buch über das erste Verliebtsein und die Scham rund um die Sache mit der Liebe.

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Carsten Müller und Sarah Siegl – Von wegen Bienchen & Blümchen!

Rezension

Dies ist ein Aufklärungsbuch mit allen modernen Diversitätsansätzen und der Thematisierung von Gender. Das witzig bebilderte Sachbilderbuch ist ein Rundumschlag mit Themen, die im Sexualunterricht der Grundschule angeschnitten werden und bietet auch für Eltern und Pädagogen Tipps zum unverkrampften Umgang mit Sexualität.

Die Bandbreite reicht von der Einzigartigkeit der Körper, der Veränderung von Gefühlen, Geschlechtsreife und der damit einhergehenden Geschlechtsidentität. Der Fachbegriff „Vulva“ wird für die sichtbaren Schamlippen benutzt, ergänzend zur Vagina als Scheide. Erfreulicherweise wird Gefühlen ausreichend Platz eingeräumt, denn genau diese steuern uns, auch in der Sexualität. Der Mut auch einmal „Stopp!“ zu sagen und sensibel dem Nein-Gefühl zu sein, sind wichtige Bestandteile der Aufklärung.

Jede Doppelseite widmet sich einem Thema und leitet gekonnt zu anderen, vernetzten Randthemen über. Hier finden sich Inhalte, die ich persönlich in anderen Büchern oft vermisse. So werden hier Doktorspiele und die Erkundung der Körper berücksichtigt. Auch die Begegnung mit Pornografie findet Erwähnung. Hilfreiche Ratschläge zum Umgang mit verstörenden Bildern und dem Medienkonsum von Kindern werden ergänzt. Pädagogisch wertvoll ist außerdem die Darstellung der unterschiedlichen Familienformen, die sich eben nicht in einen Familienstammbaum zwängen lassen. Man findet hier Regenbogenfamilien, gleichgeschlechtliche Paare ohne Kinder, Patchworkfamilien und Alleinerziehende. Sie alle bilden ihre Form einer Familie. Und schließlich geht es darum, dass Sex nicht ausschließlich zum Zweck der Fortpflanzung dient, sondern weil es einfach Spaß macht. Die Natur hat sich das schon ganz klug ausgedacht!

Blick ins Buch
Eisprung
Fazit

Schambefreites Aufklärungsbuch zur natürlichsten Sache der Welt, ganz ohne Bienchen und Blümchen.

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