Patrick Wirbeleit und Max Fiedler – Antonia war schon mal da

Antonia war schon mal da

Wenn gute Freunde reisen gehen, gibt’s unterwegs ganz viel zu sehen.

Der kleine Biber und seine Freunde Specht, Molch und der Igel im Rollstuhl möchten die Welt sehen. Mit dem Nötigsten im Gepäck, klopfen sie bei Antonia am Gartentor. Doch Antonia möchte nicht mit, schließlich hat sie die Welt schon längst gesehen:

Ihr glaubt mir nicht?
Ihr wollt Beweise?
Die findet ihr auf eurer Reise!

Und so ziehen die Freunde alleine los. Zwar ist Antonia nicht physisch dabei, doch sie hat trotzdem tatsächlich Spuren auf ihren vorigen Reisen hinterlassen. Diese gilt es auf den Wimmelbildern zu entdecken. Hoch oben auf einem Berg strahlt sie ihre Freunde auf einer wehenden Flagge an. In einer dunklen Höhle wurde sie als Höhlenzeichnung verewigt und auch im Wald muss man die Baumstämme nicht lange nach ihrem Abbild absuchen. Nach der Heimkehr sitzen die Freunde gemütlich am Lagerfeuer „und stellen fest, ganz ungelogen. Was immer unser Ziel auch war. Antonia war schon mal da!“

Ein neues Bilderbuch hat sich in mein Herz gebrannt! Ich selbst liebe das Reisen und kenne viele Globetrotter und Weltenbummler, die  die wundervollsten Flecken der Erde besichtigt haben. Umso wertvoller ist dieses Bilderbuch für die kommende Generation. Es hat Weltoffenheit zum Ziel und auch den Mut neue Wege zu gehen und durch verschiedenste Erlebnisse und Erfahrungen zu wachsen. Es lädt ein auf der Welt seine Spuren zu hinterlassen. Hierbei kann den Igel auch sein Rollstuhl nicht behindern. Er rollt, getrieben von der Abenteuerlust, durch die Eichen- und Birkenwälder und lässt sich, wenn nötig auch helfen, z.B. von seinen Freunden auf den hohen Berg tragen. Davon abgesehen ist das Entdecken von Antonias Hinterlassenschaften ein Heidenspaß und schult ganz nebenbei die visuelle Wahrnehmung. Auch die Erwachsenen werden die Spuren so schnell nicht finden und müssen sich durchaus etwas anstrengen.

Mein Lehrerherz lacht ebenfalls bei der gut überlegten und spielerisch veranlagten Einbindung der Reime. Während zu Beginn den Kindern Zeit gelassen wurde mit Reimen warm zu werden, schließen sich dann sämtlich Satzanfänge an, bei denen das Ende fehlt. Eine zusätzliche Hilfe bieten Vorahnungen auf den Bildern, die  das Schlusswort andeuten.

In Höhlen ist es ganz schön kalt. Viele Bäume sind ein …

Es lässt auch wunderbar an Vielreisende verschenken, die gerade erst aufbrechen oder schon heimgekehrt sind.

Antonia war schon mal da

Die grandiosen Illustrationen sind neben dem äußerst gelungenen Inhalt das i-Tüfelchen!

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TOP 5 – Urlaub und Reisen

Top 5 Urlaub und Reisen

TOP 1:

Mit einem großen poetischen Bezug erzählt dieses Bilderbuch von der Sehnsucht nach der Ferne. Mit vielen subtilen Hinweisen erzählt es von Schwierigkeiten, die es auf der Reise zu überwinden gilt, durch die man schließlich bunter, erfahrener und eben interessanter wird.

„Ein Rucksack voller Sand“ habe ich meinen Viertklässlern in der letzten Woche vor der Verabschiedung vorgelesen und wir haben die Botschaft gemeinsam auf die große Lebensreise übertragen. Es flossen anschließend Tränen, weil das Buch so tief ins Herz traf.

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TOP 2:

Dieses Bilderbuch steigerte definitiv die Vorfreude auf einen Strandurlaub. Die Bilder sind farbenfroh, detailreich und die Figuren wirken schon fast lebendig, so dass man den Eindruck hat einen Cartoon zu schauen und nicht in einem Bilderbuch zu blättern.

Der unsichtbare Freund, mit dem man jede Menge Spaß haben kann, steht im Mittelpunkt dieser Geschichte. Der Drache ist ein toller Ferienbegleiter, vor allem in einer Gegend, in der man vielleicht keine anderen Kinder kennt. So verliert sich der kleine Leon in einer Fantasiewelt, die so einen Tag am Strand zu etwas ganz Besonderem macht.

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TOP 3:

Für lange Autoreisen ist dieses Ferien-Krizelbuch der ideale Begleiter, der keine Langeweile aufkommen lässt. Hier darf gelesen, gekritzelt, gerechnet und geknobbelt werden. Kinder werden zu Künstlern und ergänzen angefangene Bilder, zählen Fische zusammen, die Pullover tragen oder schreiben eine angefangene Geschichte weiter. Sie experimentieren mit der eigenen Schrift, konstruieren Monster, zählen Toilettenpapierblättchen und werden so zum Fantasieren angeregt.

Dieses Buch hat das Potenzial ein stetiger Begleiter in den Ferien zu werden!

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TOP 4:

Dieses Bilderbuch kommt ganz ohne Worte aus und sagt gleichzeitig doch so viel! Wir begleiten eine kleine Wolke auf ihrer Reise: wir sehen ihren Entstehungsprozess, wie sie durstigen Blumen Wasser spendet, einem traurigen Frosch zu einem Tümpel verhilft und viele andere Abenteuer. Doch nicht alle Erlebnisse sind schön: In der Stadt sieht die Wolke die Folgen der vielen Autos und Fabriken und so wird aus der hellen kleinen Wolke eine dunkle und betrübte. Zusätzlich fühlt sich die Wolke auf all diesen Abenteuern furchtbar einsam…

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TOP 5:

Bei diesem Bilderbuch geht es um eine Reise in die Vergangenheit, das zur Interaktion einlädt. Die Protagonisten begeben sich auf eine spannende Zeitreise in die Welt der Dinosaurier, Steinzeitmenschen, Wikinger, Ritter, Piraten und Cowboys. Doch geht es hier wirklich mit rechten Dingen zu? Trugen die Dinosaurier tatsächlich Brillen? Haben die Steinzeitmenschen die Höhlenzeichnungen mit Spraydosen aufgesprüht?

Die Wimmelbilder laden dazu ein, sich die Doppelseiten ganz genau anzuschauen und gleichzeitig zu überlegen, ob die dargestellten Begebenheiten auch tatsächlich stimmen können. Die Beurteilung benötigt in gewissem Grade eine erweiterte Allgemeinbildung zu den unterschiedlichen Epochen der Zeitgeschichte.

Vergnügliches Bilderbuch mit verrückten und amüsanten Fehlern, deren Richtigstellung zur Erweiterung des Allgemeinwissens beiträgt.

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Barbara van den Speulhof und Henrike Wilson – Ginpuin

Auf einer kleinen Insel am anderen Ende der Welt leben unzählige Pinguine. Sie gehen gemeinsam schwimmen, fangen Fische und spielen Eishügelrutschen. Eines Tages kommt jedoch ein Pinguin zur Welt, das zwar genauso aussieht wie anderen, aber mit dem doch was nicht stimmt. Er verdreht die Buchstaben und sagt: „Ich will auch mit zur Scheisolle!“, als die anderen Pinguine ins Meer springen und in Richtung Eisscholle schwimmen. Alle anderen lachen ihn deshalb aus und der kleine Pinguin, den alle schon bald nur noch Ginpuin nannten, wurde sehr traurig. Seine Traurigkeit bringt ihn schon bald dazu die Insel der Pinguine zu verlassen und sich auf eine lange Reise zu machen … Eine Reise, die die anderen Pinguine ihm niemals zugetraut hätten …

Die Andersartigkeit bringt den kleinen Pinguin dazu sich auf die Suche nach dem großen Glück und Anerkennung zu begeben. Von seinen Artgenossen stets aufgrund seines Sprachfehlers ausgelacht, sehnt er sich nach Toleranz und Akzeptanz. Sein Andersseins wird allerdings durchgehend humorvoll aufgefasst und die Liebenswürdigkeit dieser Behinderung in den Vordergrund gestellt. Es werden Probleme eines solchen Sprachfehlers sehr amüsant dargestellt, wenn der Ginpuin z.B. einen Albatros nach einem Fisch fragen möchte und dieser ihn zu einem Schiff bringt.

Das Bilderbuch handelt auch von Fern- und Heimweh. Der Ginpuin sucht das große Glück und erkennt schon bald was Sehnsucht nach Familie und Heimat bedeutet. Seine Pinguinfamilie lernt Andersartigkeit zu schätzen und sieht nun auch die darin liegenden Abenteuer und Chancen. Wer hätte schon gedacht, dass man auf „Fischen übers Meer“  fahren kann?

Dieses Bilderbuch eignet sich sehr gut für vielfältige Gesprächsanlässe mit Kindern über Behinderungen, Sprachstörungen und die damit einhergehenden Probleme in der Gesellschaft. Mit diesem Bilderbuch können durch Aufklärung vielleicht sogar traumatische Ereignisse und Isolation verhindert werden und stattdessen das Selbstvertrauen der Kleinen schon früh gestärkt werden.

Die Illustrationen in gedeckten Farbtönen werden immerzu getrennt vom Text abgebildet. Es scheint so, als würden die Bilder dadurch eine eigene Wertschätzung, schon fast wie kunstvolle Gemälde bekommen, sodass der Betrachter seine Reinheit und Absolutheit in sich aufnehmen kann.

Ein äußerst humorvolles und einfühlsames Bilderbuch über ein bewegendes Thema.

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Willy Puchner – Ein Hase auf Reisen

Billy ist ein roter Stofftierhase, der nachts große Reisen durch die ganze Welt unternimmt. Er lauscht mit einer Ratte dem Summen der Bienen, streichelt eine große Spinne am Strand oder beobachtet zwei liebenswerte Ungeheuer. Schließlich begegnet er Dilly, einer roten Hasendame, mit der er fortan gemeinsam neue Abenteuer erlebt.

Willy Puchner hat als Lehrer an einer Kunstschule gearbeitet und danach Philosophie studiert. Beides spiegelt sich in diesem Bilderbuch wider. Es ist vor allem die Absurdität, die die Abenteuer des kleinen Hasen beherrscht. In ein- und demselben Raum werden unterschiedliche Wunschszenarien dargestellt, die nur so vor Illusion strotzen. Schließlich geht es um Träume, weltliche Reisen aber auch Reisen zu sich selbst und natürlich Liebe. Sowohl die Bilder, als auch die kurzen Kommentare offenbaren einen Schleier, der mehr versteckt, als er durchschimmern lässt. Dieses Bilderbuch lässt Fragen entstehen, die nicht sofort beantwortet werden können. Man kommt ins Grübeln.

Dieses Bilderbuch eignet sich sehr gut als Geschenkbuch oder Sammlerstück für kunstliebende Erwachsene. Für Kinder ist es nicht wirklich empfehlenswert. Das i-Tüpfelchen ist das beigelegte Poster meines Lieblingsmotivs (siehe unten) in der Größe 297 x 210 mm, welches nun in einem Bilderrahmen über meinem Arbeitsplatz hängt.

Anders, bizzar, eigenwillig, faszinierend,  in Erinnerung bleibend.

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Elisabeth Steinkellner und Michael Roher – Ein Rucksack voller Sand

Paula träumt vom Reisen. Wie gern würde sie in den Dschungel, die Wüste sehen, auf den höchsten Berg der Welt oder einfach nur am Strand sitzen und das Meer schmecken. Paula hat das Fernweh gepackt. Doch ihre Eltern sind übervorsichtig und machen sich große Sorgen. Sie warnen sie vor den Gefahren und dem drohenden Unheil. Als eines Tages ein Freund vor der Tür steht und frohen Mutes verkündet, dass er verreisen wird, schließt sich Paula ihm sofort an. Gemeinsam erleben sie auf ihrer Reise unvergessliche Abenteuer. Als Paula wieder nach Hause kommt, ist die Freude groß. Paulas Rucksack ist voll mit Sand, weil sie lauter Dinge mitgebracht hat, die man nicht sehen kann:

„Eine ordentliche Portion Geduld. Und haufenweise Fremdwörter. Eine große Ladung Mut. Und viele neue Freunde. Eine ganze Menge Farben, Gerüche und Geschmäcker. Und ein Meer an schönen Erinnerungen.

Dieses Bilderbuch habe ich bereits nach dem Betrachten der Titelseite ins Herz geschlossen. Jedes Detail ist so passend und stimmungsvoll gezeichnet, dass ich nicht umhin kam auf dieser Seite minutenlang zu verharren. Die Körpersprache des Mädchens, in der absolute Sehnsucht und Lebensfreude widerspiegelt. Die rosafarbenen Bäckchen, die auf die Aufregung und Vorfreude hindeuten und zu ihren Füßen die Wunder unserer Welt, die erkundet und entdeckt werden möchten.

Zu dieser Thematik habe ich eine ganz besondere Bindung, sodass ich es vortrefflich finde, wie einfühlsam Elisabeth Steinkellner die Besorgnis der Eltern schildert und die Sehnsucht des Mädchens endlich dem Alltag zu entfliehen, um mehr von der Welt zu sehen und einen Blück über den Tellerrand zu werfen.

Die in Collagentechnik gearbeiteten Illustrationen sagen ebenfalls das aus, was der Text unterschwellig andeutet. Paula ist anfangs durchsichtig und bekommt mit jedem Abenteuer einen Farbklecks auf ihrer Kleidung dazu. Jede Erfahrung macht uns reifer, klüger und eben bunter, interessanter. Die Farbgebung ist gediegen und ruhig. Lediglich die „Welt da draußen“ bekommt farbige Akzente und weitet sich im Verlauf der Geschichte weiter aus.

Die oben zitierten Mitbringsel deuten bereits an, wie wertvoll Reiseerfahrungen sein können und die Wörter sind überwältigend passend gewählt. Doch auch das Heimkommen ist schön und wird auf der letzten Seite augenzwinkernd unterstrichen.

Ein Bilderbuch, das voll ins Herz trifft.