Lorenz Pauli und Sonja Bougaeva – Alles war See

Rezension

Draußen tobt ein Sturm und der Leser schaut durch ein Fenster einem Ehepaar beim gemütlichen Beisammensein zu. Eigentlich wollten sie Blumenkohl pflanzen. Nun schläft die Katze auf der Fensterbank, während der Mann entspannt Mundharmonika spielt. Das Unwetter verzieht sich und hinterlässt Spuren. Durch das Loch im Dach schauen zwei Tauben ins Haus. Der Blumenkohl muss warten. Der Schaden hat Vorrang.

Die Illustratorin Sonja Bougaeva konnte bereits mit dem Bilderbuch „Wie Frau B. so böse wurde“ überzeugen und zeigt auch hier in großformatigen und mehrdeutigen Darstellungen wie ein Ehepaar mit neuen Herausforderungen umgeht, nicht aufgibt, sich an die Gegebenheiten anpasst und mithilfe von Kreativität jedes vermeintliche Problem löst.

Statt eines neuen Dachs bauen die beiden letztendlich ein neues Haus am See. Diese Entscheidung bedarf allerdings einer Modifizierung, wie sich bald herausstellen wird, sodass mithilfe von Rädern das Haus auf einen Berg geschoben wird. Nach einer weiteren Sintflut ist das Ehepaar in einem Hausboot, samt Stall gleich der Arche Noah, durch die Fluten unterwegs. Als schließlich Land auftaucht, planen sie neu und ergänzen, verändern und denken weiter. Ein Neubeginn ist nie das Ende, sondern ein weiterer Anfang.

Denn Hoffnung lässt sich immer wieder neu erfinden.

Dieses Bilderbuch erzählt vom Leben. Lorenz Pauli verbildlicht mit einer starken Assoziation zur biblischen Arche Noah die Widerstände, die sich einem im Laufe des Lebens in den Weg stellen. Das äußerst sympathische, mutige und kreative Pärchen hält stets zusammen und schafft alle Hindernisse. Sie lassen sich nicht entmutigen, zeigen Willen, Zuversicht und Lebensfreude. Sie haben Vertrauen ineinander und strotzen nur so vor Ideenreichtum, denken fortschrittlich, probieren aus, verwerfen, bessern aus und bauen an. Und das Schöne daran ist, dass sie Wachstum nicht nur am Blumenkohl festmachen, sondern die Beziehung und deren Entwicklung in den Vordergrund stellen.

Blick ins Buch

Fazit

Ein Bilderbuch vordergründig für Erwachsene, das sich auf Hoffnung, Neubeginn und Zusammenhalt konzentriert.

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Kathrin Schärer – So war das! Nein, so! Nein, so!

Drei Freunde streiten sich und schildern eine Situation, die aus der jeweiligen Sichtweise anders betrachtet wird. Wer hat Schuld? Wer hat angefangen? Wie war das? So oder so? Jeder bleibt bei seinem Standpunkt und beschuldigt den anderen. Genau so war das! Erst als das Eichhörnchen als außenstehender Beobachter eingreift, wird eine neutrale Sichtweise geliefert.

Wenn ihr euch nicht zuhört, könnt ihr einander nicht verstehen.

Eine kleine Ablenkung hat eine wundersame Wirkung, so dass die drei Freunde letztlich erkennen, dass miteinander spielen ohnehin viel schöner ist.

Rezension

Eine Streitkultur muss auch erlernt werden und dauert gar bis ins Erwachsenenalter an. Oft werden Situationen nach bisherigen Erfahrungswerten und individuellen Sichtweisen beurteilt. Der Perspektivwechsel ist eine komplexe Fähigkeit. Doch Kindern kann das auch schon gut gelingen, wenn man ihnen diese Möglichkeit aufzeigt und mit ihnen ins Gespräch geht…immer und immer wieder.

Diese dargestellte Situation zwischen dem Bären, Fuchs und Dachs ist sehr amüsant. Die Tatsachen bleiben die gleichen. Die Sichtweisen unterscheiden sich. Als Außenstehender ist es ein Genuss das Ganze auf sich wirken zu lassen. Hier geht es um die Bedeutung einander „richtig“ zuzuhören und den anderen ausreden zu lassen. Hier geht es darum die eigene, evtl. voreingenommene Sichtweise wechseln zu dürfen. Es geht um das Verzeihen, Dazulernen und um das Zusammenwachsen.

Blick ins Buch

 

 

Dieses Bilderbuch nutze ich nicht nur in der Schuleingangsphase, um Kinder in eine positive Streitkultur einzuführen, sondern auch um die „wörtliche Rede“ zu thematisieren. Bei dem ganzen Durcheinander der Äußerungen ist oft gar nicht klar, wer nun spricht und was er sagt. Schnell wird die Notwendigkeit des Begleitsatzes deutlich. Hier können die SuS schnell entdeckend in den Sprachgebrauch eintauchen.

Fazit

Etablierung einer positiven Streitkultur – Lernen für´s Leben!

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Lorenz Pauli und Claudia de Weck – Geld zu verkaufen!

Es ist Sommer. Im Garten arbeitet die Mutter von Milan am Laptop, während er Alma aus der Nachbarschaft beim Baumhausbau beobachtet. Kurzerhand besorgt die Mutter für ihn einen „Woodpecker-XXL-Bausatz“. Eifrig studiert er die Bauanleitung und sammelt das nötige Werkzeug. In der Zwischenzeit hat Alma ihm jedoch die Bretter gemopst und bereits ihr Baumhaus damit verschönert.

Wenn dort viel ist und hier wenig, dann teilt man. Das ist Gerechtigkeit.

Es beginnt eine Diskussion rund um Arbeit und Entlohnung. Es wird gehandelt und getauscht. Dabei ist Geld nicht die einzige Währung. Die beiden Kinder stiften Pläne, wie sie an Geld kommen und entwickeln eine charmante, kindgerechte Lösung. Letztlich stellen sie fest, dass die stärkste Währung die wahre Freundschaft bleibt!

Diese Thematik ist bei Bilderbüchern recht selten zu finden, dabei ist die Korrelation zur Erfahrungswelt der Kinder evident. Geld umgibt sie täglich. Die großen Bilder sind voller Trubel, sei es im Garten, im Werkzeugkeller oder im Supermarkt. Die Illustrationen vermitteln eine unruhige Atmosphäre, ein schwankendes Gefühl. Es ist die heutige Welt des Materialismus.

Damit verbunden ist für manche auch Unsicherheit oder Abhängigkeit. So scheut Claudia de Weck auch nicht Obdachlose zu integrieren. Eine passende Gegenüberstellung von einem Bettler auf der einen Seite und die beiden Kinder, die mit ihrer Geschäftsidee Geld ans Land holen, auf der anderen Seite. Dieses Wimmelbild hütet viele Entdeckungen. Ein junger Mann läuft mit Versandpäckchen umher, während auf seinem T-Shirt der Leitspruch „Just do it“ prangt. Ein Langfinger nutzt die Ablenkung einer Frau und bedient sich an ihrem Geld. Das ist unsere Welt. Das ist Kapitalismus.

Besonders gelungen ist die freche Diskussion der Kinder über Gerechtigkeit. Hier könnten ältere Klassen, sogar auch in der weiterführenden Schule, bezüglich des politischen Begriffs des „Kommunismus“ sich austauschen. Auch der Gedanke, dass für Geld etwas getan werden muss, ist spannend. Hier könnte ein Bogen zu „Taschengeld“ geschlagen werden und daran anknüpfend „Mithilfe im Haushalt“. Der Ausgang mit dem Fazit „Die stärkste Währung bleibt die Freundschaft“ ist lehrreich und zeigt, dass reich sein nicht gleich zu setzen mit glücklich ist.

Das Geld regiert die Welt, aber zum Glück nicht immer!

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Eva Sixt – Das Eichhörnchenjahr

Im Frühjahr ist das Eichhörnchen besonders fleißig und bereitet einen Kobel für seine Jungen vor. Es klettert flink kopfüber auf Baumstämmen und sammelt Federn und Moos, um es auszupolstern. Nach der Geburt sind die Jungen kahl und blind. Nach einigen Wochen klettern und springen sie von Baum zu Baum. Dabei hat ihr buschiger Schwanz eine ganz besondere Funktion. Der Speiseplan ist ziemlich breit aufgestellt, so fressen sie neben Nüssen auch gerne Schnecken, Steinpilze und manchmal auch die Eier von Amseln.

Da sie in der Dämmerung besonders aktiv sind, müssen sie auf der Hut vor ihren Feinden sein. Es lauern überall Greifvögel, die gerne Hörnchen verspeisen. Schon bald kommt der Herbst. In dieser Jahreszeit sind die Tierchen besonders fleißig und sammeln Vorräte für die kalte Jahreszeit. Im Kobel halten sie Winterruhe und verschlafen die meiste Winterzeit.

Eva Sixt entdeckte eines Tages ein junges und verletztes Eichhörnchen und nahm es mit, um es aufzupäppeln. Diese Erfahrung brachte die studierte Biologin dazu ein Sachbilderbuch zu schreiben und zu illustrieren.

Hier finden sich viele fundierte sachliche Informationen, die in eine kleine Geschichte verpackt wurden. Die naturgetreuen Illustrationen bieten detailreiche Informationen rund um die Eichhörnchenkunde. Die Doppelseiten sind relativ textlastig, die Fülle ist jedoch kindgerecht aufbereitet worden. Erstaunliche Fakten füttern die Neugierde junger Naturforscher. Es ist ganz liebevoll aufbereitet und strotzt vor Wertschätzung für das Leben.

weiterarbeit

Nach dem gemeinsamen Lesen oder auch in der individuellen Lesezeit darf das erworbene Wissen in einer Wissenslandkarte gebündelt werden.

Naturgetreue Illustrationen in Kombination mit leicht verständlichen Sachinformationen.

 

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Sonja Bougaeva – Wie Frau B. so böse wurde …

Wie Frau B. so böse wurde

Vor Frau B. fürchtet sich jeder, besonders die Kinder. Doch sie war nicht immer so böse und brummig. Als kleines Mädchen wurde sie nämlich von anderen Kindern gehänselt und verspottet.  Ihrer Mutter konnte sie ihre Sorgen nicht anvertrauen, denn sie meinte nur, dass beim Essen nicht gesprochen werden darf.  Die kleine Frau B. wurde trauriger und trauriger. Diesen Zorn konnte sie über Jahre nicht mehr loswerden.
Auf einem Spielplatz strickend, erblickt Frau B.  eines Tages ein kleines Mädchen, das Tränen in den Augen hat, weil sie zuvor von einem Jungen mit Sand überschüttet wurde. Ab diesem Zeitpunkt spürt sie etwas ganz Ungewöhnliches … denn etwas kam ihr ganz bekannt vor …
Sie ging zum Spielplatz, um dort bequemer Kinder zu hassen.

Dieses Bilderbuch lässt mit einer Rückblende in die bewegende Vergangenheit einer verbitterten alten Dame blicken. Diese schmerzliche Erfahrung hat Frau B. zu der gemacht, die sie heute ist. Durch die Tatsache, dass ihre Mutter damals für sie kein Gehör gefunden hat und sie mit ihrer Traurigkeit allein gelassen wurde, staute sich zu einem innerlichen Damm voller loderndem Zorn.

Umso erfreulicher ist es zu entdecken, wie dieser Damm durch eine Begegnung mit einem kleinen Mädchen bricht. Nach und nach und zwar ganz langsam öffnet sich Frau B. Herz und sie kann sich wieder wie ein kleines, glückliches Mädchen fühlen.

Sonja Bougaeva hat bereits viele tolle Bilderbücher illustriert, u.a. „Wanda Walfisch“ oder auch „Zu Tisch!“. Auf diesem Titelbild  präsentiert sie eine überdimensionale, bedrohend wirkende alte Frau, die miesmutig mit einem Regenschirm bewaffnet den Betrachter anstarrt. Und doch ist der Farbauswahl, der Schriftwahl und dem Zeichenstil etwas Nettes und Warmherziges zu entlocken. Der Charakter der alten Dame ist durch die Darstellung außergewöhnlich gut getroffen. Man nimmt ihr ihre grimmige Art genauso gut ab, wie ihre Wandlung zu einer doch ganz netten und freundlichen alten Dame. Die Illustrationen sind allesamt zauberhaft. Ein reiner Augenschmaus.

Die Botschaft ist nicht minder wertvoll. Hier werden ganz kindgerecht die evtl. Konsequenzen von Mobbing-Opfern dargestellt. Dieser Schmerz ist so groß, dass man ihn sogar über Jahre hinweg mit sich trägt.

Wie Frau B. so böse wurde
 Ein verbitterter Kampf um die Verarbeitung von Kindheitserfahrungen.

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Anne-Kathrin Behl – Matze vor, tanz ein Tor!

Behl - Matze vor. tanz ein Tor

Passend zur anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, erleben wir in diesem Bilderbuch von Anne-Kathrin Behl ein Fußballabenteuer der ganz anderen Art.
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Matze und sein bester Freund Emil spielen gerne gemeinsam. Sie fahren Roller um die Wette, bauen Straßen, um darauf ihre Spielzeugautos sausen zu lassen oder buddeln in einem Sandkasten. Doch Matze hat auch ein anderes Hobby. Er tanzt leidenschaftlich gerne – Ballett! Seine Pirouetten sind unvergleichlich. Während die Mädchen seine Künste voller Bewunderung bestaunen, können die Jungen seine Leidenschaft für Ballett so gar nicht nachvollziehen. Schließlich ist Fußball doch viel cooler.

Beim großen Fußballspiel der Rummelsdorfer Raufbolde gegen die Kleinmunzheimer Kampfbolzer, steht Matze am Spielrand und drückt den Raufbolden die Daumen. Doch die Gegner scheinen die Führung zu übernehmen und als dann Ole auch noch verletzt vom Spielfeld getragen wird, hat sein bester Freund eine Idee: Matze soll einspringen! Auf dem Fußballplatz steht Matze vorerst ganz ratlos herum, bis der Ball ihm direkt vor die Füße hüpft. Dann beginnt er an zu tanzen…. mit dem Ball direkt ins Tor!

Anne-Kathrin Behl spielt in diesem Bilderbuch mit der stereotypischen Geschlechterrollenverteilung. Einerseits erleben wir das in pink dargestellte Mädchenuniversum inkl. Basteleien und Tänzereien. Andererseits sind da die wilden Kerle auf dem Fußballplatz. Matze ist genau dazwischen – von den Mädchen akzeptiert, von den Jungen keinesfalls gemieden.

Die Illustrationen kontrastieren diese beiden Welten sehr harmonisch. Matze fällt nicht als ein von der Norm stark abweichendes Wesen auf. Er gehört dazu und ist genau zwischendrin.
Matze vor, tanz ein Tor

Material

Zur vertiefenden Auseinandersetzung eignet sich die künstlerische Ausgestaltung des eigenen größten Fußballmoments oder die in Gruppenarbeit entwickelte digitale Aufzeichnung von Geräuschkulissen eines fiktiven Fußballspiels.

Talente und ihre Akzeptanz, auch in besonderen Situationen!

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Jan De Kinder – Tomatenrot oder Mobben macht traurig

Tomatenrot oder Mobben macht traurig

Tom wird rot. Seine Wangen verfärben sich von Tomatenrot über Paprikarot bis hin zu Kirschrot. Die anderen Kinder kichern. Seine Wangen blinken noch mehr: An. Aus. An. Aus. Tom wird immer stiller. Sein Feind Paul dafür umso lauter. Die Ich-Erzählerin möchte, dass Paul aufhört. Denn eigentlich ist Tom ganz nett. Aber sie hat Angst. Sie traut sich nicht. Wird sie all ihren Mut zusammen nehmen und sich für Tom einsetzen? Oder muss Tom sich alleine behaupten? Und wie reagiert die Lehrerin auf das Mobbing?
Das Rotwerden ist ein äußerst sensibles Thema. Manche Kinder und auch Erwachsene werden schnell rot. Sei es ein peinliches Ereignis oder eine freudige Erregung, schon wechselt die Gesichtsfarbe und nimmt einen Rotton an. Es ist jedoch nichts wofür man sich schämen sollte. Es kann sogar ganz liebenswürdig und reizend erscheinen. Das sollte Kindern ganz früh vermittelt werden.

Das Rotwerden kann bei Kindern aber auch  als Angriffsfläche genutzt werden. In diesem Bilderbuch schildert der Autor De Kinder wie ein Junge aufgrund seiner Röte verspottet wird. Die Angriffe gehen soweit, dass man sogar von Mobbing sprechen kann. Paul schubst und macht sich über Tom lustig. Tom beißt sich auf die Lippen, schweigt und sagt nichts.

Es ist ein äußerst rührendes Bilderbuch. Gedeckte Farben dominieren, lediglich das Rot leuchtet durchgehend. Pauls scharfe Zunge wird mit einem Messer verglichen und als Sinnbild erscheint ein rot-leuchtender Wolf mit scharfen Zähnen. Der Leser spürt die ausgehende Bedrohung hautnah. Tom wird dafür immer kleiner und kleiner dargestellt. Es braucht Mut, um sich gegen diese Ungerechtigkeit zu stellen. Und es ist schön zu sehen, dass manche diese Portion Mut aufbringen können und sich für Schwächere einsetzen. Kinder, die sich in der Gemeinschaft wohl und sicher fühlen, die Anerkennung erfahren, werden zu selbstbewussten Individuen. Daran knüpft dieses lehrreiche Bilderbuch an und zeigt wie wichtig gegenseitige Hilfe und ein fairer Umgang miteinander ist.

Ebenfalls positiv hervorzuheben ist die subtile Anspielung auf Pauls veränderte Stellung in der Gemeinschaft. Paul wechselt schlussendlich auch die Gesichtsfarbe:
Er wird ganz grün.
Grün, das ist auch eine Farbe.
Der Verlag stellt in Kürze für Lehrpersonen ein Download mit Begleitmaterialien bereit, passend zum Buch rund um das Thema Mobbing.
Tomatenrot oder Mobben macht traurig

Material

Innerhalb von Gruppen gelten bestimmte Normen, die angeben, ob jemand dazugehört oder ausgegrenzt wird. Das dient der Sicherung der Gruppenidentität. Kinder, die nicht akzeptiert werden, werden im schlimmsten Fall mutwillig geärgert oder aktiv gemobbt. Durch dieses Arbeitsblatt sollen Kinder ein ärgerndes Verhalten erkennen und über Möglichkeiten nachdenken, für sich selbst und für andere einzutreten. Sehr gerne dürfen die Spielszenen in der Kleingruppe auch nachgespielt werden.

Für sich und für andere eintreten

zum Download bitte auf das Bild klicken

Ein Bilderbuch über Mobbing, Angst, Gemeinschaft, gegenseitige Untersützung und Vertrauen.

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Lorenz Pauli und Kathrin Schärer – Das Beste überhaupt: Meerschwein sein

Das beste überhaupt: Meerschwein sein

Miro, ein kleines Meerschweinchen, bricht zum jährlichen Wahlfest des „besten Meerschweins überhaupt“ auf. Während seine Freunde auf dem langen Weg zum Gewinnerstein ihre Talente unter Beweis stellen, fühlt sich Miro pudelwohl einfach mittendrin zu sein. Andere Meerschweinchen versuchen sich zu übertreffen und zeigen ihre Schnelligkeit, Klugheit, und ihren Mut, was Miro hin und wieder auch als schiere Dummheit abtun könnte.
Das amtierende und äußerst gelangweilte Meerschwein hört sich die Geschichten der besonderen Taten jedes Einzelnen an. Als Miro an der Reihe ist, berichtet er,  dass er nur mittendrin war und eigentlich nichts Besonderes kann. Er hat geholfen und war einfach nur dabei, mittendrin in der Gemeinschaft der Meerschweinchen.

So ganz objektiv kann ich dieses Bilderbuch nicht besprechen. Ich bin ein Fan. Ein Fan von diesem traumhaften Erfolgsduo „Pauli & Schärer“. Und das seit der Veröffentlichung des herausragenden Bilderbuchs „mutig, mutig“. Auch dieses Bilderbuch haut mich um.

Kathrin Schärer schafft es mit ihren nüchternen, nicht allzu verschnörkelten oder nahezu comicartigen Illustrationen, eine Verbindung zwischen den ernstzunehmenden Protagonisten und dem Leser zu schaffen. Die Symbiose aus erdigfarbenen Naturtönen, Collageelemente und subtilen Bleistiftzeichnungen ergibt ein stimmiges Bild, in das man sich einfach nur verlieren möchte.

Lorenz Pauli füttert das Bilderbuch mit sinnvoller Botschaft über den Wert des Mittelmaßes. Das Streben nach ganz oben wird einmal reflektiert betrachtet. Miro ist ein Gegenbeweis – ein äußerst wichtiges Bindeglied für eine funktionierende Gemeinschaft:

Er tut, was er kann. Und so gut er es kann.

Das Bilderbuch ist eine sehr erfrischende Abwechslung gegen das „Ellenbogendenken“ und „sich-in-den-Vordergrund-Drängens“. Die zur Botschaft des Buches unpassende Kürung von Miro zum „Besten überhaupt“ ist leider pädagogisch betrachtet ein bisschen ungünstig. So erscheint es am Ende doch so, als würde Miro sich über dieses Krönchen freuen und als wäre es etwas Erstrebenswertes auf dem Gewinnerstein ein ganzes Jahr lang auszuharren. Zum Glück bleibt sich Miro treu und unterstreicht sein Bestreben nach einem Leben „mittendrin“.

Auf der Abschlussseite sehen wir an die 50 Meerschweinchen in Braun-Grau-Tönen und Miro ist mittendrin. Doch wo ist er? Das ist schwer zu erraten! Alle sind zwar unterschiedlich, doch Miro können wir auch nach längerem Betrachten nicht ausmachen. Und hier kommt die beste Formulierung der bedeutsamen Botschaft dieses Bilderbuchs:

Ich weiß nicht, welches Meerschwein Miro ist. Aber Miro weiß, wer er ist.

Miro hat nach der langen Wanderung zu sich selbst gefunden. Er ist JEMAND.

Das beste überhaupt: Meerschwein sein

Mein persönliches Highlight zum Thema „Selbstfindung“ in Verbindung mit Achtsamkeit und Zusammenhalt in der Gemeinschaft.

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Davide Cali und Maurizio A.C. Quarello – Kleiner Inuit

Kleiner Inuit

Die Schatten von morgen hinterlassen keine Spuren im Schnee.

Kleiner Inuit möchte unbedingt wissen, ob er eines Tages ein großer Jäger sein wird. Dafür befragt er den Hasen, denn schließlich hat er große Ohren. Der Hase kann dem Jungen keine Antwort geben und verweist ihn an den Fuchs mit der wirklich guten Spürnase. Nachdem der Fuchs, die Schneeeule und auch das Walross dem Jungen nicht sagen konnten, ob aus ihm ein großer Jäger wird, bringt ihn der Wal zu einer kleinen Insel. Hier wohnt der Weise der Zeit, ein weißer Elch, der dem Kleinen Inuit einen lebensklugen Blick in die Zukunft gewährt.

Bereits auf dem ersten Bild begegnen wir dem jungen Protagonisten und seinem Begleiter, deren Schatten ein Fragezeichen auf dem schneebedeckten Untergrund malen. Der italienische  Illustrator Maurizio Quarello schafft es mit seinen ruhigen und malerischen Winterlandschaften sowohl die Entschlossenheit als auch die Herausforderungen des Lebens, gespiegelt in den übergroßen Dimensionen eines Wals, einzufangen.

Der Blick in die Zukunft, den der weise Elch dem Jungen gewährt, zeigt zehn unterschiedliche Inuits. Und so gewinnt Kleiner Inuit die Erkenntnis, dass er selbst für seine Zukunft verantwortlich ist, gleich dem Motto „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Passend dazu sehen wir auf dem letzten Bild den kleinen Inuit, wie er mutig vier unterschiedliche Pfade im Schnee beschreitet und neugierig, aber auch selbstbewusst in seine Zukunft schaut.

Du bestimmst den Weg. Du gehst, wohin du willst.

Kleiner Inuit

Material

Ein Arbeitsblatt, das bereits im 1. Schuljahr ausgefüllt werden darf: „Das möchte ich werden, wenn ich groß bin“. Schön verpackt, ist es im vierten Schuljahr ein wunderbares Abschiedsgeschenk und gleichzeitig eine Erinnerung an die Selbstbestimmung!

Berufswunsch

Ein Loblied auf die Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit.

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Lorenz Pauli und Kathrin Schärer – 3 freche Mäuse

3 freche Mäuse

Während Mama Maus ganz schwarz und der Papa ganz weiß ist, sind ihre Kinder gefleckt. Die eine Maus hat ein E auf dem Rücken, die andere ein I und das dritte Kind ein N. So wurden sie auch nach ihrem Buchstaben benannt. Auf ihren Abenteuerreisen entdecken sie so manche Schriftzüge, die sie gekonnt und gewitzt durch ihren eigenen Buchstaben ersetzen. So entsteht aus „Haus zu verkaufen“ schnell „Hans zu verkaufen“ (siehe Bild unten). Sie verändern so Speisekarten, Schilder, Aushänge und können sogar zu dritt ein eigenes Wort erstellen (oder doch zwei?).

In der zweiten Geschichte versuchen Tiere 12 Goldstücke gerecht aufzuteilen. Bei dieser Zählgeschichte geht es um die Mengenaufteilung, das Dividieren und Nicht-austricksen-lassen.

Die Propellerfee hat 10 Wünsche zu vergeben. Doch leider ist ihr Propeller so laut, dass sie aus allen Wünschen etwas ganz anderes herbeizaubert, als die Wunschperson es sich gewünscht hat. Aus Pferd wird Herd, aus Schloss ein Ross. Wie gut, dass das Wunschkind bald den Dreh raus hat und sich was ganz Neues einfallen lässt, um sich bei der Propellerfee Gehör zu verschaffen.

Jedes Pädagogen-Herz wird bei diesem Buch höher schlagen! Mit viel Sprachwitz und -spielerei gelingt es Lorenz Pauli, der mich schon mit „mutig, mutig“ mehr als begeistern konnte, mit einfachen Erzählungen speziell für Leseanfänger das Mitdenken und das antizipierende Lesen zu fördern. Als Leser kommt man nicht umhin bei den Schriftzügen zu überlegen, welche Maus sich an welcher Stelle des Aushangs platziert oder wie die Goldstücke nun doch gerecht verteilt werden. Die Seiten sind spärlich beschriftet und mit großer Schriftart abgedruckt, also perfekt für Leseanfänger zur Selbstlektüre geeignet.

Dem Charme der doppelseitigen Illustrationen von Kathrin Schärer – mit Schwung, Dynamik und verspieltem Bezug zum Text gezeichnet – kann man sich nicht entziehen. Mit vielen Grautönen und gedeckter Farbauswahl, schafft sie es die Kernaussage des Textes gekonnt in Bildern umzusetzen.

Mit diesen Geschichten lässt sich wunderbar in der Praxis arbeiten: mit ausgeschnittenen Buchstaben in Mausform Wörter oder Sätze verändern, unterschiedlich viele Goldstücke an verschiedene Tiere „gerecht“ verteilen oder auch selbst einen Wunschzettel mit 10 Wünschen erstellen. Und vielleicht das passende Reimwort zum Wunsch finden?

3 freche Mäuse

Material

Drei Mäuse stehen zum Ausschneiden und Experimentieren bereit:

3 freche Mäuse_Wortspiele

Einfallsreich, pädagogisch wertvoll und sprachlich verspielt.

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