Es klopft bei Wanja in der Nacht – Lesebegleitheft

Rezension

Den Klassiker von Tilde Michels umgibt etwas Nebelhaftes, Unergründliches und doch sehr Tiefes zugleich. Die weite Winterlandschaft ist eingeschneit und die Stille hat gleichzeitig etwas leicht Bedrohliches, denn der Schneesturm bahnt sich an, vor dem die Tiere sich fürchten und Unterschlupf suchen. Die Spannung der klirrenden Kälte ist fast greifbar.

Und so kommt es, dass sich in freier Wildbahn eigentlich feindliche Tiere zusammenfinden. Das anfängliche Frösteln, die Angst und das Misstrauen weichen in diesem besonderen Moment der Not. Es ist eine Reise in das eigene Innere und an den Kern der Empfindungen – ehrlich und verwundbar. Wanjas kleine, beheizte Hütte ist ein Sinnbild des Herzens. Aus dem Schornstein steigt warmer Rauch, im Ofen knistert die Glut und Wanja kann nicht anders als die Tiere und auch den Bären, der auch für den Menschen eine Gefahr darstellt, hinein zu bitten.

Der Wanja schaut und nickt und lacht:
„Wir haben wirklich diese Nacht
gemeinsam friedlich zugebracht. –
Was so ein Schneesturm alles macht!“

Am Morgen verschwindet jedes Jahr still und leise für sich und hinterlässt lediglich seine Spuren im Schnee. Als Leser kommt man nicht umhin erleichtert aufzuatmen, denn die Zusammenkunft war durchaus prekär. Die Illustrationen wecken die wirklichen äußeren Verhältnisse des Winters und treiben die inneren bildenden Kräfte der kindlichen Fantasie voran. Es umspielt die grundlegenden Werte zur Hilfsbereitschaft, regt zur Auseinandersetzung mit Feindschaft und Freundschaft an und bewegt – im Inneren. Auch das hinterlässt Spuren.

Blick ins Buch

Nicht nur der inhaltliche Kern der Geschichte hinterlässt einen bleibenden Eindruck, auch sprachlich ist dieses Buch mit seinen Versen ein Meisterwerk und bedarf einer vertiefenden Auseinandersetzung. Dieses Lesebegleitheft nimmt die Schülerinnen und Schüler an die Hand und leitet sie durch die einzelnen Sequenzen, regt zur Reflexion an, fasst zusammen, erweitert den Horizont und hofft, dass es sich auf unterschiedlichen Ebenen im Inneren setzt.

Leserolle zur Klassenlektüre „Anton taucht ab“

Rezension

Erneut entschied sich die Klasse, nach der Vorstellung von insgesamt 3 Klassenlektüren, mehrheitlich für die Ganzschrift „Anton taucht ab“. Nach der Entdeckung im Jahr 2010, habe ich im Jahr 2014 noch mit einem Lesetagebuch gearbeitet, dieses Jahr ist eine Leserolle dran.

Das Buch hat seinen Reiz immer noch nicht verloren. Es ist eine Sommergeschichte, die von Ferien am See in der Obhut der Großeltern handelt. Anton, der Erzähler ist sehr präsent, nimmt die Lesenden «bei der Hand» und führt sie in das Thema ein, wie man neue Freundschaften schließt und sich traut neue Wege zu gehen, seiner Komfortzone entflieht. Als Eigenbrötler, mit einem sehr speziellen Humor, versteckt er seine Unsicherheit zunächst und wird glücklicherweise im Verlauf der Handlung mutiger und selbstbewusster. Anton ist ein Kind in einer wilden Dynamik der Gefühle, mit Widerstandskräften und inneren Kämpfen. 

Der Erzählstil ist weiterhin beeindruckend vom lockeren, witzigen und mit den Lesern plaudernden Ton, gut verständlich und unterlegt mit vielen Bezügen zur kindlichen Lebenswelt und Ausdrucksweise. Die Gestaltung der Lektüre ist bewusst ruhig gehalten, die Illustrationen zurückhaltend eingesetzt, der Text steht im Zentrum. 

Mit viel Gespür für die Atmosphäre des Aufwachsens in der Provinz, erzählt Milena Baisch von einer scheinbar unmöglichen Freundschaft – zwischen einem Barsch und dem coolsten Helden, so wie Anton sich nennt. Die Figur wird lebendig, mit all ihren Gedanken, Sorgen und Nöten. Ganz aus dem Leben gegriffen, vielleicht macht genau das den Reiz dieser Lektüre aus.

Sollte jemand auch auf der Suche nach Unterrichtsmaterial sein, findet meine Vorlagen auf meiner Seite beim Lehrermarktplatz (Material-ID: #148356) zum Download. Hier ein Einblick:

Fazit

Das Buch entwickelt sich zum Evergreen der Kinderliteratur.

 

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Ganzschriften und Klassenlektüren im Deutschunterricht der Grundschule

Mit der gesamten Klasse ein Buch zu lesen, hat seinen ganz eigenen Reiz. Geschichten wollen nämlich weiter gelebt werden. Es reicht oft nicht aus, den Inhalt zu internalisieren. Um einen noch größeren und anhaltenderen Lerneffekt zu erzielen, braucht es einen Austausch über das Gelesene. Es kann natürlich einfach nur ein subjektives Nachdenken über die Handlung sein, doch über unterschiedliche Wahrnehmungen zu diskutieren und in den Austausch zu gehen, macht es besonders greifbar und erlebbar.

Eine Anschlusskommunikation vertieft literarische Kompetenzen und kann sogar das „Wir“-Gefühl innerhalb einer Klassengemeinschaft stärken. Die Voraussetzung ist, dass die Kinder die Klassenlektüre als bedeutsam und lustvoll sehen. Das kann schnell zum Stolperstein für die Lehrkraft werden, deshalb ist eine auf die Lerngruppe abgestimmte Auswahl der Ganzschrift von erheblicher Bedeutung.

Der Umgang mit der Lektüre ist ebenfalls entscheidend, sodass neben den individuellen Lesezeiten, auch Treffpunkte fest eingeplant werden sollen, um den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit zu geben Fragen zu stellen, Lieblingsstellen vorzulesen oder sich einfach über bestimmte Handlungsstränge auszutauschen und ihre Sichtweisen zu eröffnen. Ein Lesetagebuch dient hierbei lediglich als ein Mittel den Blickwinkel der Kinder auf unterschiedliche Bereiche zu fokussieren, als ein Instrument zum Nachhalten der neuen Erkenntnisse: Ein Produkt vielleicht auch als Erinnerungsstütze.

Als Lehrkraft erlebe ich die Arbeit mit Klassentagebüchern insofern als bereichernd, weil ich beim selbstbestimmten Lesen die Möglichkeit habe, mich einzelnen Kindern zu widmen und ganz differenziert auch mal Abschnitte vorzulesen oder sie mir vorlesen zu lassen. Meine DaZ-Kinder können unbekannte Wörter erfragen, während die anderen ihrer Lesefreude in ihrem ganz eigenen Tempo nachgehen.

Das Buch „Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika“ von Oliver Scherz wurde im Rahmen einer Projektwoche gelesen. In den regelmäßigen Zusammenführungen der Klasse fielen folgende Äußerungen bzw. Diskussionsanstöße:

Der Schatten an der Wand machte mir zu Beginn etwas Angst. Das war schon unheimlich.

Ich fand es witzig, dass Abuu Marie nur mitgenommen hat, weil sie ihm sympathisch ist. Von da an habe ich  den Elefanten auch ins Herz geschlossen.

Was haben die denn eingepackt? Wissen sie nicht, was in einen Rucksack gehört, wenn man verreist?

Geht das überhaupt mit einem Elefanten auf einem Floß? Geht das nicht unter?

Abuu ist ja schlau, bläst sich auf wie ein Luftballon.

Dieser Moment als Abuus Elefantenfamilie kam…ich hatte Gänsehaut!

Haben die das alles nur geträumt? Stimmte das gar nicht?

Nach diesen Zusammenkünften entwickelten die Kinder regelmäßig eigene Ideen für ihre Wahlaufgaben, die sie in ihr Lesetagebuch integrierten. Einer beschäftigte sich mit der Kartenkunde, malte die Route der drei Reisenden ein und markierte jeweils die entsprechenden Stationen aus der Geschichte. Ein Mädchen erinnerte sich an eine Sachunterrichtstunde, in der wir Boote bauten und erprobte ein anderes Modell. Uns wurde ein selbst inszeniertes Schattenspiel vorgeführt. Zwei weitere überlegten sich ein anderes Ende des Buches und ließen das Geschwisterpaar mit Abuu noch weitere Abenteuer erleben. Die Botschaft des Buches ist im Klassenraum angekommen: Höre niemals auf zu träumen und von deiner Kreativität Gebrauch zu machen!

Weitere empfehlenswerte Ganzschriften und Klassenlektüren sind:

Oliver Scherz und Barbara Scholz – Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika

Rezension

Eine Abenteuergeschichte, die Kinder von der ersten Sekunde an fesselt und gleich mitreißt. Untermalt mit fabelhaft lebendigen Illustrationen, scheint es ein Garant für großes Lesevergnügen zu sein. Das Geschwisterpaar Joscha und Marie werden mitten in der Nacht von einem Sturm wach. Am Fenster steht ein Riese, ein Elefant, der aus dem Zoo ausgebrochen ist, um sich auf den Weg in seine Heimat, nach Afrika zu machen. Dabei weiß er gar nicht, wo Afrika liegt, sodass die beiden Kinder beschließen ihn zu begleiten.

Unterwegs treffen sie sämtliche Tiere, freundliche und hilfsbereite, aber auch listige und durchtriebene wilde Tiere. Auf jeder Etappe durch die halbe Welt verändert sich die Landschaft und die Sehnsucht des Elefanten nach seiner wirklichen Familie steigt ins Unermessliche.

Dieses Buch eignet sich nicht nur als Vorlesebuch für Kinder ab 6 Jahren, sondern insbesondere für Jungen und Mädchen in der 3. oder 4. Klasse zum Selberlesen. Durch das Geschwisterpaar ist die geschlechtsspezifische Identifikation für alle Kinder gegeben. Hinzu kommt, dass es temporeich ist und viele inhaltliche Querschnitte aufweist, die vertieft aufgegriffen werden wollen. Zum einen werden hier bedeutende Werte wie „Familie“, „Hilfsbereitschaft und Solidarität“, „Heimat und Zugehörigkeit“, „Vertrauen und Verlässlichkeit“ thematisiert, zum anderen wird das Urteilsvermögen geschärft, wenn es darum geht sich die Tierhaltung in Zoos anzuschauen oder sich mit der Jagd nach Elfenbein und deren Auswirkungen zu beschäftigen. Außerdem lädt es ein, etwas über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, die unterschiedlichen Schönheiten der Welt zu entdecken und das Träumen und Fantasieren niemals aufzugeben!

Blick ins Buch

Dieses Buch haben wir als Ganzschrift in einer dritten Klasse während einer Projektwoche gelesen. Die Schülerinnen und Schüler hatten große Freude mit Marie und Joscha. Falls jemand Interesse an dem Unterrichtsmaterial zur Klassenlektüre hat, folgt dem Link zum Lesetagebuch zu „Wir sind nachher wieder da, wür müssen kurz nach Afrika“.

Unterrichtsmaterial Ganzschrift Klassenlektüre
(Material-ID: 132231)

Fazit

Höre niemals auf zu träumen und Geschichten zu erfinden!

 

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Milena Baisch – Anton taucht ab als Klassenlektüre

Anton taucht ab

Vor einigen Jahren wurde der Kinderroman von Milena Baisch auf diesem Blog rezensiert. Fast vier Jahre später lese ich nun „Anton taucht ab“ als Klassenlektüre in einem dritten Schuljahr. So war meine Neugierde natürlich groß, wie die Kinder auf diese Ganzschrift reagieren.

Jedes Kind arbeitete nebenher in einem Lesetagebuch und setzte sich intensiv mit dem Inhalt auseinander. In regelmäßigen Diskussionen  tauschten wir uns über besondere Stellen, die Bedeutung von „seltsamen“ oder unbekannten Ausdrücken aus oder stellten bestimmte Szenen in einem Rollenspiel dar. Neben Pflichtaufgaben konnten die Schülerinnen und Schüler außerdem Wahlaufgaben aus einem Ideen-Pool bearbeiten. Das Lesetagebuch kann erworben werden (siehe Link unten), vielleicht kann es ja jemand gebrauchen.

Insgesamt ist das Buch bei den Jungen besser angekommen als bei den Mädchen. Es kam oft die Frage, warum im Buch so viele „boshafte Ausdrücke“ oder auch gemeines Verhalten abgedruckt wurde. Darf man das überhaupt? Hier haben wir gemeinsam ausführlich diskutiert, was die Autorin wohl damit bezwecken wollte.

Lesetagebuch Anton taucht ab

Einige Meinungen zum Buch:

„Ich fand es toll, wie Anton sich um seinen Fisch gekümmert hat. Nicht so schön war, dass Anton gelogen hat.“

„Es war lustig, dass Anton zum See immer Pissbrühe gesagt hat.“

„Ich ekele mich nun auch ein bisschen vor dem See und den ganzen Schlingpflanzen.“

„Die erste Begegnung mit Pudel war nicht höflich. Das macht man nicht.“

„Meine Lieblingsstelle war, als Anton „Karramba!“ geschrien hat und in den See gesprungen ist. Da hatte ich Gänsehaut.“

„Mir hat nicht so gut gefallen, dass Anton so schlimm geredet hat.“

„Ich fand das gut, dass Anton mit mir geredet hat. Er sagte: „Hör auf zu lachen, sonst ist die Geschichte sofort zu Ende. Basta!“ Da habe ich richtig angefangen zu lachen. Das war cool.“

„Mir hat es nicht gefallen, dass wir nie erfahren haben wie Pudel wirklich heißt.“

„Anton sollte nicht so frech zu seinen Großeltern sein.“

„Anton hätte zum Pudel einfach freundlich sein können.  Dann wären sie vielleicht sogar Freunde geworden.“

„Ich finde, dass die Geschichte sehr gut ist, weil ich mich darin gut verlieren kann.“

Lesetagebuch_Anton taucht ab
(Lehrermarktplatz)

Das Lesetagebuch „Anton taucht ab“ steht zum Download auf meiner Lehrermarktplatz-Seite für unterrichtliche Zwecke bereit. Alternativ ist eine Leserolle zur Klassenlektüre vorhanden. Zum Abprüfen des Gelesenen, habe ich zwei Aufgabenformate entworfen. In einem Quiz (Material-ID: 150069) kann das Kind alleine oder in Partnerarbeit sein Wissen in einem Multiple-Choice-Fragenkatalog testen. Es kann auch zu Wiederholungszwecken für die anstehende Klassenarbeit zur Lektüre dienen.

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