Kobi Yamada und Charles Santoso – Das Glück in dir

Rezension

Es ist dein Leben. Es ist deine Zeit.

Warte nicht darauf, dass die Dinge einfacher, leichter
oder besser werden. Das Leben wird immer kompliziert sein.
Lerne, jetzt glücklich zu sein. Und sei dir bewusst,
egal welche Zeit oder welcher Tag es gerade ist, jetzt ist immer.

Kobi Yamada schafft es als Schöpfer von lebensnahen Lektionen, genau die richtigen Worte und Beispiele zu finden, um zuversichtlich im Jetzt zu leben. Das Bedürfnis nach Glück wohnt jedem Menschen inne. Es ist die Hoffnung, die uns antreibt, das Vertrauen, das sich alles wieder passend fügt, das Empfinden von Reichtum im Dasein. Auch in schwierigen Momenten, die von Zweifel belegt sind, sei dir bewusst, dass du selbst deine Gedanken fütterst.

Kommen Zweifel auf, liebe mehr.

Das kleine, zarte Entlein stellt sich mutig und offen den Herausforderungen des Lebens. Die expressiven Szenen evozieren ein Gefühl für unsere manchmal schwankende Welt. Der Protagonist schafft es trotzdem auf lustvolle Weise im Chaos zu navigieren. Bemühen ist ein Weg etwas zu erreichen und Fortschritte zu machen. Die großen Hürden sind oft wir selbst. Mach den größtmöglichen Schritt und dann von dort, geh einen weiteren Schritt. Der Kreis des Lebens wird sich schließen. Idealerweise fügst du etwas zum Wunder Welt hinzu.

Du kannst schaffen, wofür du bereit bist.

Dieses Bilderbuch mit hauchzarten und pointierten Illustrationen in der Schlüsselfarbe Grau, mit einzelnen Akzenten vom lichtspendenden Gelb zeigt, dass die Welt eben nicht Schwarz oder Weiß ist. Dazwischen ist noch so viel mehr. Das Glück steckt in den kleinen Dingen. Mit unseren Gedanken haben wir einen großen Einfluss darauf, was wir fühlen und wie wir die Umstände wahrnehmen und bewerten. Die Lebensweisheiten sollte man sich daher viel öfter in Erinnerung rufen.

Blick ins Buch
Fazit

Inspirierendes und hoffnungspendendes Bilderbuch zum Verschenken zum Neuen Jahr, in einschneidenden Lebensphasen, zum Schulabschluss, zum Ruhestand oder einfach mal so…ganz ohne besonderen Anlass!

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Victoria Turnbull – Pandora

Pandora lebt alleine inmitten von zerbrochenen Dingen. Sie verbringt ihre Zeit damit das Verlorene und Vergessene zu flicken. Eines Tages landet ein „gebrochener“ Vogel bei ihr. Pandora wacht behutsam über ihn und päppelt ihn schließlich auf. Als er wieder zu fliegen beginnt, kehrt er täglich mit Dingen aus der ganzen Welt zurück, die Pandora in einer Kiste aufbewahrt.

Irgendwann wartet sie vergeblich auf den Vogel. Sie denkt ihr Herz würde vor lauter Einsamkeit zerspringen. Doch mit jedem Tag kehrt Licht in ihr Leben ein, denn aus der Kiste erwächst eine Pflanze, die ihre Seele wärmt. Das Leben kehrt zurück.

Rezension

Ich muss gestehen, dass mir die Tränen über die Wangen flossen. Dieses Bilderbuch, das ich eher Erwachsenen empfehlen würde, trifft ins Herz und zwar gnadenlos. Es handelt von Trauer, Schmerz, Einsamkeit und zwar so ehrlich und unbeschönigt, dass sich einem das Herz zusammen zieht. Die zarten und gedämpften Illustrationen verstärken den Effekt und spätestens wenn man sich die Bilderfolge von Pandora ansieht, die tagelang im Bett liegt und die Lebensfreude erloschen sieht, findet man sich in der Gnadenlosigkeit des Lebens wieder.

Doch aus jedem Dunkeln erwächst auch Licht. Pandora öffnet die Tür und lässt wieder Sonnenwärme in ihr Seelenleben. Aus der Kiste mit all den mitgebrachten Gegenständen, die sicherlich auch mit ihren Erfahrungen gleichgesetzt werden können, blüht neuer Lebensmut und zwar so stark und ergiebig, dass einem ein Schauer über den Rücken läuft. Man kommt nicht umhin es Pandora sehnlichst zu wünschen.

Doch nie kam jemand zu Besuch.

Es gibt viele Menschen, die sich einsam fühlen und vor allem in der Weihnachtszeit sei jedem Licht, Glück und Lebensfreude zu wünschen. Schätzt eure Liebsten und seid dankbar eure Lebenszeit mit ihnen verbringen zu dürfen. Das ist nicht selbstverständlich.

Frohe Weihnachten, liebe Leserinnen und Leser!

Blick ins Buch

Fazit

Das ist Leben: Tiefen und Höhen gehören dazu.

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Noelia Blanco und Valeria Docampo – Im Garten der Pusteblumen

Im Garten der Pusteblumen
Rezension

Im Windmühlental versteifen die Windmühlen bei der Ankunft der „Perfekten Maschinen“ ihre Arme. Bei den Perfekten Maschinen braucht man nur auf einen Knopf zu drücken und sie zauberen den perfekten Nachtisch, den perfekten Freund, den perfekten Moment. Und so kam es, dass der Wind eines Morgens aufhörte zu blasen … und die Menschen das Wünschen vergaßen.

Außer Anna, einer kleinen Schneiderin, die sich das versteckte Wünschen im Herzen des Tals aufbewahrt hat:

Mein größter Wunsch ist es, etwas ganz Besonderes zu nähen.

Wird sie im Pusteblumengarten, dem Ort, an dem der Wind vor der Ankunft der Perfekten Maschinen noch blies, die Erfüllung ihres Wunsches finden?

Die Titelbildillustration ist so einnehmend und sehnsuchtsvoll, dass man den Blick gar nicht mehr abwenden kann. Die Künstlerin Valeria Docampo, die bereits das wundervolle Bilderbuch Die große Wörterfabrik illustriert hat, schafft es mit ausgewählten, vordergründig dunklen Farben den Perfekten Maschinen und den damit verbundenen Konsequenzen ein drückendes und unheilvolles Erscheinungsbild zu verleihen. Die innere Starre, die diese Neuheit in dem Windmühlental auslöst, ist in dem sandfarbenen Abbild der Bewegungslosigkeit mit dem stehengebliebenen Wetterhahn wunderbar eingefangen.

Die kleine Schneiderin steht sinnbildlich für Träume, Sehnsüchte, Zukunftsvisionen und regt den Leser dazu an sich Gedanken über die evtl. Vor- und vor allem aber auch Nachteile des technischen Fortschritts zu machen. Sie nimmt ihre eigenen Herzensträume in die Hand und schafft es durch Eigeninitiative ihre Visionen zu verwirklichen. Der Pusteblumengarten ist als Symbol für das „In-sich-hineinhören-können“ zu verstehen, als ein Ort der Wunscherfüllung.

Dieses Bilderbuch eignet sich hervorragend zur Thematisierung des technischen Fortschritts und den damit einhergehenden Veränderungen. Besonders aus den Illustrationen der „Perfekten Maschinen“ lässt sich Vieles erschließen, mit Einbezug der Mimik, der gewählten Farben, der  eingeengten, verkabelten Bewohner in dieser ganzen Maschinerie. Das Bild der Menschen in diesen besonderen Kostümen als bestehende Vorrichtung, die Kraft oder Energie überträgt und mit deren Hilfe bestimmte Arbeiten unter Einsparung menschlicher Arbeitskraft ausgeführt werden können, ist vielleicht auch etwas il­lu­si­o­nis­tisch. Doch es zeigt auch, dass dadurch dem Gehirn und vor allem dem Herzen langfristig der Wind aus den Segeln genommen werden kann.

Blick ins Buch
Im Garten der Pusteblumen

Das auf der Plattform „Lehrermarktplatz“ herunterzuladende Minibuch sensibilisiert schon die jungen Schülerinnen und Schüler für mehr Achtsamkeit sich gegenüber. Es ist behilflich, über eigene Hoffnungen und Wünsche nachzudenken und stoßt zudem zur Unterscheidung von erfüllbaren und nicht erfüllbaren bzw. materiellen und ideellen Wünschen an. 

Fazit

Das Bilderbuch berührt durch die einzigartigen, sehnsuchtsvollen Zeichnungen und den kritischen Blick auf die technischen Neuerungen. Eine thematisch betrachtet sehr erfrischende Windbrise im Bilderbuchtal.

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Shaun Tan – Der rote Baum

Manchmal beginnt der Tag ohne Aussicht auf etwas Schönes

Das kleine Mädchen mit den rötlichen Haaren erwacht in ihrem Zimmer und sieht wie es sich immer weiter mit schwarzen Blättern füllt. Sie begibt sich in die Stadt und schleppt sich mit einem hängenden Kopf von einem dunklen und traurigen Ungeheuer bzw. Ort zum nächsten. Jeder ist so mit sich selbst beschäftigt, dass die Protagonistin die Welt als eine „taube Maschine“ bezeichnet. Sie wird mit einer Flut an Problemen mitgerissen, die alle auf einmal auf sie einprasseln. In dieser Situation hat man kein Auge mehr für das Schöne um einen herum und beginnt an sich selbst zu zweifeln. Als das Mädchen in ihr Zimmer zurückkehrt, erblickt sie jedoch Hoffnung und es strömt wieder etwas mehr Licht hinein.

Shaun Tan hat ein poetisches Werk zum Thema Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Depression und Burnout geschaffen. Das kleine Mädchen, ohne ein wirklich wahrnehmbares Gesicht, kann für jeden von uns stehen. Ihre Augen sind meist geschlossen und das Gesicht dem Boden entgegen gerichtet. Ihre Traurigkeit lässt sich an ihrer ganzen Körperhaltung ablesen. Die Verbildlichung der inneren Leere einer ausweglosen Situation ist künstlerisch auf höchstem Niveau eingefangen. Wir entdecken das Mädchen mit einer bleiernen Tauchermaske am Meeresgrund, eingeschlossen in einer Flasche. Die Welt wird als ein verrostetes Metallmonster dargestellt, verschachtelt, zertrümmert, ausweglos. Jedes Bild für sich, ist ein wahres Kunstwerk und besonders die vorletzte Illustration hat mich beim ersten Durchblättern für sich eingenommen und vollkommen fasziniert.

Doch in all diesen sorgenvollen, dunklen und beklemmenden Darstellungen wird das Mädchen stets von einem roten Blatt begleitet. Es schwirrt immer irgendwo im Bild umher und setzt unter den grauen und trostlosen Farben seinen Akzent eines Hoffnungsschimmers. Die Inszenierung des behutsamen Spiels von Licht und Schatten und dem damit verbundenen hoffnungsvollen Endes, ist mehr als beeindruckend.

Dieses melancholische Bilderbuch bedarf bei Kindern eine behutsame Herangehensweise und soll insbesondere darauf fokussieren, dass „auf jeden Regen Sonnenschein folgt“. Dunkle Augenblicke gehören zum Lebens ebenso dazu, wie die Hoffnung, die uns erlöst. Künstlerisch interessierende Erwachsene werden eine besondere Freude mit diesem Astrid Lindgren Memorial Award ausgezeichneten Bilderbuch haben.

Melancholisch, poetisch, philosophisch, einfach meisterhaft!

https://papillionisliest.files.wordpress.com/2010/07/5-stars1.jpg?w=600(* mit Extrasternchen)

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Beong-gi Bae und Seung-min Oh – Mias Traumbär

Mia lebt in einem dunklen Zimmer in einer Großstadt und hat außer ihrem Bilderbuch über einen großen weißen Bären keine weiteren Spielzeuge. Ihre Mutter arbeitet als Kellnerin und ihr Vater ist Alkoholiker. Sie träumt von einer Welt, in der ihre Eltern sich Zeit für sie nehmen. Und so erscheint der große weiße Bär und nimmt sie auf eine lange  und fantastische Reise mit Taxi, Bahn und Bus mit zu ihren Eltern und in eine bessere Welt.

Dieses großformatige Bilderbuch thematisiert die Angst alleine und verlassen zu sein. Es zeigt eine andere Lebensweise auf und verdeutlicht, dass das Leben für Kinder, deren Eltern ganztägig arbeiten, mit einigen Herausforderungen verbunden ist. Hinzu kommt die trostlose Umgebung und die Armut, die sehr schön durch dunkle Farben in Acryl hervorgehoben wird, und der Hang des Vaters zum Alkohol. Mia projiziert all ihre Wünsche und die Hoffnung auf Geborgenheit auf den weißen Bären, der hell erleuchtet in ihrem Zimmer dargestellt wird. Zeitweilen findet Mias Geschichte auch ein gutes Ende, doch manchmal bleibt es auch bei Träumen. Die Handlung findet in einer verschneiten Großstadt statt, wobei Schnee in Korea mit Schutz und Schönheit in Verbindung gesetzt wird.

Dieses Bilderbuch schneidet ein sehr sensibles Thema an und eignet sich hervorragend, um bei Kindern die Wahrnehmung für Armut zu sensibilisieren. Es ermuntert ebenso über die eigenen Ängste zu sprechen und einen Vergleich zur eigenen Lebensweise herzustellen. Es verdeutlicht, dass unser Leben auch Schattenseiten hat und nicht alle Kinder vom Schicksal verwöhnt werden.

Trotz des traurigen Endes, ist dieses Buch sehr einfühlsam und hoffnungsvoll erzählt.

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