Mia lebt in einem dunklen Zimmer in einer Großstadt und hat außer ihrem Bilderbuch über einen großen weißen Bären keine weiteren Spielzeuge. Ihre Mutter arbeitet als Kellnerin und ihr Vater ist Alkoholiker. Sie träumt von einer Welt, in der ihre Eltern sich Zeit für sie nehmen. Und so erscheint der große weiße Bär und nimmt sie auf eine lange und fantastische Reise mit Taxi, Bahn und Bus mit zu ihren Eltern und in eine bessere Welt.
Dieses großformatige Bilderbuch thematisiert die Angst alleine und verlassen zu sein. Es zeigt eine andere Lebensweise auf und verdeutlicht, dass das Leben für Kinder, deren Eltern ganztägig arbeiten, mit einigen Herausforderungen verbunden ist. Hinzu kommt die trostlose Umgebung und die Armut, die sehr schön durch dunkle Farben in Acryl hervorgehoben wird, und der Hang des Vaters zum Alkohol. Mia projiziert all ihre Wünsche und die Hoffnung auf Geborgenheit auf den weißen Bären, der hell erleuchtet in ihrem Zimmer dargestellt wird. Zeitweilen findet Mias Geschichte auch ein gutes Ende, doch manchmal bleibt es auch bei Träumen. Die Handlung findet in einer verschneiten Großstadt statt, wobei Schnee in Korea mit Schutz und Schönheit in Verbindung gesetzt wird.
Dieses Bilderbuch schneidet ein sehr sensibles Thema an und eignet sich hervorragend, um bei Kindern die Wahrnehmung für Armut zu sensibilisieren. Es ermuntert ebenso über die eigenen Ängste zu sprechen und einen Vergleich zur eigenen Lebensweise herzustellen. Es verdeutlicht, dass unser Leben auch Schattenseiten hat und nicht alle Kinder vom Schicksal verwöhnt werden.
Trotz des traurigen Endes, ist dieses Buch sehr einfühlsam und hoffnungsvoll erzählt.