Kertu Sillaste – Jeder macht Kunst auf seine Weise

Rezension

Acht Kinder stehen aneinandergereiht, frontal den Leser gezielt anschauend und stellen sich als Kinder von Künstlern vor. Doch was machen ihre Eltern eigentlich beruflich? Wie weit gefächert sind Kunstrichtungen und wie lässt sich mit diesen kreativen Strömungen Geld verdienen?

„Jeder macht Kunst auf seine Weise“ ist eine liebevolle Zusammenstellung an Möglichkeiten und Chancen, ein Ausdruck der Schöpferkraft, der Kunst innewohnt. Alle Kunstfreunde werden nicht anders können, als beim Lesen Anerkennung und Dankbarkeit zu verspüren.

Astrids Vater ist Maler der Abstrakten Kunst, die alles und nichts darstellt. Jeder sieht im Bild schließlich andere Dinge. Auch Astrid versucht sich an Bildern ohne Ränder und Grenzen. Lennarts Vater ist Bildhauer und macht Skulpturen aus den unterschiedlichsten Stoffen. Augusts Eltern sind Fotografen und fangen das ein, was andere nicht sehen. Das bringt August auf die Idee, selbst Rätselbilder zu fotografieren und Ausschnitte daraus zu präsentieren. Andere Künstler stellen Installationen aus und verwandeln ganze Räume in Kunst. Es gibt Mütter und Väter, die Performances einstudieren und damit Aktionskunst propagieren. Illustrationen für Bilderbücher zu malen und so Geschichten erzählen, ist eine fabelhafte Form der Kunst, findet Rosalie. Marlenes Mama ist Kunsthistorikerin und arbeitet im Museum. Sie stellt Fragen. Die Menschen finden ihre eigenen Antworten darauf. Und so endet dieses wertvolle Bilderbuch mit Marlene, die es liebt, über Kunst zu reden. Sie stellt Fragen, die unbeantwortet bleiben. Die Fragen sind nämlich an den Leser gerichtet.

Eine wahnsinnige Bereicherung ist der Aufbau dieses Bilderbuchs, denn nach der Darstellung der Professionen der Eltern, werden die Kinder selbst aktiv und verkriechen sich, um Kunst auf ihre Art und Weise auszuprobieren. Es ist kein Imitieren, doch durchaus Orientieren an den Vorbildern, eine Vorstufe zum eigenen kreativen Erschaffen. Dieses Bilderbuch schafft eine besondere Intimität zur Kunst, denn auch Hans muss feststellen:

Inmitten von Kunst fühlt man sich wohl.

Blick ins Buch
Fazit

Wir brauchen mehr Kunst und Kreativität und Träume in unserem Leben!

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Baek Hee Na und Kim Hyang Soo – Wolkenbrot

Rezension

Die besondere Bildsprache ist das Herzstück dieses poetischen Bilderbuchs von der Koreanerin Baek Hee Na. In einer Assemblage angeordnet, lädt sie die Leser in ihre fantastische Welt voller Kreativität und Leichtigkeit ein. Die Collage aus plastischen Objekten und der dadurch entstandenen Dreidimensionalität, verleiht den Eindruck direkt mittendrin zu sein, als zwei Geschwisterkatzen aufwachen und feststellen müssen, dass es draußen regnet.

Am Regenhimmel entdecken sie schließlich eine kleine Wolke, die sich in den Ästen eines Baumes verfangen hat. Vorsichtig sammeln die Katzenkinder sie auf und tragen sie nach Hause. Ihre Mama backt daraus Wolkenbrötchen, die eine erstaunliche Wirkung zeigen. Plötzlich schweben alle wie eine Wolke und können tatsächlich fliegen. Da der Vater in der morgendlichen Hektik nicht frühstücken konnte, bringen die Katzenkinder ihm ein Wolkenbrötchen vorbei. Von den Auswirkungen kann auch er profitieren und so träumen die Geschwister von weiteren Reiseabenteuern, während sie auf der Dachgiebel weitere Wolkenbrötchen genüsslich verspeisen.

Das Träumen und die Kreativität stehen im Fokus dieses Bilderbuchs, in Verbindung mit dem Genüsslichen. Neben der künstlerischen Komponente, wird hier auch die Textform „Rezepte“ angesprochen. Die Katzenmutter gibt eine Schritt-für-Schritt-Backanleitung für die Wolkenbrötchen. Allerdings werden hier nur die Zutaten und die Zubereitung erwähnt, während die Mengenangabe komplett fehlt.

Die Kulissen der Künstlerin sind wahrlich beeindruckend. Auch das entsprechende Licht verfehlt seine Wirkung nicht, um die Stimmung vollends abzurunden. Die ausgearbeiteten Feinheiten und die damit verbundene Ästhetik rund um jedes Utensil, springt dem Betrachter von der ersten Seite an, ins Auge. Die Katzen selbst sind aus Pappe, beklebt mit Stoffresten und entsprechend in das aufwendige Arrangement platziert. Die Technik der Assemblage schreit danach mit Kindern ausprobiert zu werden.

Blick ins Buch

Auf Lehrermarktplatz findet sich ein Materialpaket zum Bilderbuch, welches sich auf eine im Kunstunterricht angelegte Assemblage konzentriert. Zu Differenzierungszwecken sind dem Unterrichtsmaterial Vorlagen und Beispiele beigefügt. Zum Inhalt gehört außerdem eine Schritt-für-Schritt Anleitung für die Hand der Kinder und eine Übersicht mit Lernzielen und zu erwartenden Kompetenzen.

(Material-ID: 129440)

Fazit

Der Traum vom Fliegen wird wahr, zumindest nach dem Verspeisen der Wolkenbrötchen. Ein Bilderbuch, das zum Handeln anregt und einen hohen Aufforderungscharakter hat.

 


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François und Jean Robert – Gesichter

Gesichter Francois Robert

Im Sommer feiert unsere Schule ein Schuljubiläum. Im Rahmen dieser Feierlichkeit planen wir eine Projektwoche zum Thema „Schule früher und heute“.  Im Laufe der Woche werden unterschiedliche Workshops angeboten, aus denen die Kinder wählen dürfen. Dieses Bilderbuch wäre ein toller Aufhänger, um die Schule etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und für den Tag des Schuljubiläums den Besuchern einige Rätsel bzw. Suchaufträge zu stellen.

Die Autoren von „Gesichter“ liefern eine tolle Bandbreite an leblosen Objekten, denen scheinbar Leben eingehaucht wurde. Durch den richtigen Winkel wird eine Rohrzange zu einem Vogelgesicht, ein Lederrucksack zu einem verschmitzt lächelnden Held und die geöffnete, leicht gezackte Schere zu einem gefährlichen Hai. Es bedarf ein bisschen Fantasie und vor allem den richtigen Ausschnitt, um verborgene Gesichter zu entdecken. Solche visuellen Spielereien machen Kindern Spaß, da sie noch viel unbefangener ihre Umgebung wahrnehmen.

Nach der gemeinsamen Entdeckungstour der Fotografien von Robert dürfen die Kinder selbstverständlich sich auf die Suche nach ihren Motiven begeben. Hierbei kann der Suchauftrag natürlich geöffnet werden, sodass nicht ausschließlich Gesichter gesucht werden dürfen, sondern interessante oder auch ungewöhnliche Ausschnitte der Schule fotografiert werden können. Warum nicht die Schule durch andere Augen sehen und Winkel und Ecken entdecken lassen, die man sonst vielleicht gar nicht zu sehen vermag?

Gesichter Robert Fotografie

Faszinierende Ausschnitte, die dem Betrachter die Augen öffnen  und die Welt aus vielen Winkeln sehen lassen.

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Die Shutter Sisters – Fotografiere was du fühlst

Ein Porträt ist nicht einfach nur ein Bild, sondern ein dynamisches Zusammenspiel zwischen Fotograf und Modell. Auf dem Foto mag zwar nur die abgebildete Person zu sehen sein, doch ein gelungenes Bild reflektiert sowohl das Talent und das Können des Fotografen als auch seine Beziehung zum Modell (S. 30).

Ein einziger Klick – geplant oder nicht – macht einen Augenblick zu einer immer wiederkehrenden Erinnerung an das Vergangene (S.7).

Die Shutter Sisters sind zehn Frauen, die alle mit Leidenschaft fotografieren und auf der Internetplattform www.shuttersisters.com  ihre Bilder mit der breiten Öffentlichkeit teilen. Dieses Buch, so die Sutter Sisters, will dazu einladen, sich in Bilder zu vertiefen, interessante Geschichten zu erfahren und mehr über das Wie und Warum der emotionalen Fotografie zu lernen.

In zehn thematisch gegliederten Kapiteln stellt je eine Shutter Sister ihre Fotografien dar und erkärt in kurzen Texten den Kontext des Schnappschusses, die Bedeutsamkeit des Winkels, der Farben oder auch einfach nur die Wahl des passenden Hintergrunds. Das Buch ist in folgende Kapitel aufgeteilt: Horizonte, Porträts, Natur, Räume, Kindheit, Stille, Dokumentation, Tiere, Tafeln, Zusammengehörigkeit. Jedes Kapitel wird nach den Schritten: Annährung, Blickwinkel, Komposition, Licht, Details und Bearbeitung analysiert. Im Glossar werden die wichtigsten Begrifflichkeiten wie Blende, ISO-Wert, Schärfentiefe etc. verständlich erläutert.

Die Fotografie, das Festhalten eines bestimmten Moments für die Ewigkeit, ist für mich immer noch wie ein Wunder. Ich bin jedes Mal erstaunt, dass man Augenblicke des Lebens auf diese Weise auffangen kann. Und da man als Fotograf in einer ganz anderen Emotion steckt und wie im Zitat oben so schön hervorgehoben zum „Modell“ auch eine ganz besondere Beziehung hat,  als es ein Außenstehender wahrzunehmen vermag, sind Bilder etwas Persönliches und geben immer etwas vom Fotografen, auch wenn er hinter der Kamera bleibt, preis. Mit jedem Bild beleuchtet man, was für einen selbst von Bedeutung ist. Diesen Fokus hat sich dieses Buch zu eigen gemacht und präsentiert äußerst utnerschiedliche Bilder, die die Betrachter inspirieren sollen die Kamera wie ein Maler ein Pinsel zu betrachten und damit farbenfrohe und emotionale Bilder zu erschaffen.

Die Shutter Sisters blenden jedoch die Technik des Fotografierens komplett aus. Dieses Gebiet ist so breitgefächert und eine Wissenschaft für sich, unabhängig vom Bildgegenstand. Nichtsdestotrotz hätte ich mir bei allen Bildern die Angabe vom ISO-Wert, Belichtung, Blende und Brennweite gewünscht. Bei einigen wenigen sind diese Werte vorhanden, doch die Neugierde war bei einigen Bildern doch vorhanden und diese Ergänzung für mich persönlich wünschenswert gewesen.

Mich persönlich haben insbesondere die Kapitel Zusammengehörigkeit von Jen Lemen und Kindheit von Maile Wilson beeindruckt. Es sind Fotografien in denen man sich verlieren möchte. Sie stellen das Leben so ungezwungen, frei, alltäglich und doch inspirierend dar, dass man oft das Gefühl hat, mitten im Raum bei der kleinen Familie oder auf der Couch beim Feiern und Essen zu sein. Einige Ideen und Blickwinkel möchte man sofort übernehmen und behält sie daher für den richtigen Augenblick im Hinterkopf. Denn bekanntlich verbindet man gestellte und künstlich konstruierte Situationen mit dem jeweiligen Foto und so bleibt das beim Betrachten des Fotos auch immer als fahler Beigeschmack erhalten. Echte Emotionen im richtigen Moment einzufangen ist eine Kunst und diese zu entwickeln braucht Zeit, Hingabe, Übung, Beharrlichkeit und Leidenschaft.

Inspirierende Fotografien, die die Emotionalität in den Vordergrund stellen und Bilder als Dokumente von Ereignissen betrachten.

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Fructuoso Navarro – HDR Fotografie

„HDR-Fotografie hält neue, spannende Ausdrucksformen für künstlerisches Fotografieren bereit, die Sie mit diesem Buch erkunden. Entdecken Sie die Spielräume, die sich zwischen Originaltreue und freier Kreativität auftun! Fructuoso Navarro zeigt Ihnen ausführlich die grundlegenden HDR-Techniken – von der Aufnahme und den Kameraeinstellungen bis hin zum HDR-Rendering und dem anschließenden Tone Mapping. Daneben beschreibt er detailgenau fünf Möglichkeiten der Aufnahme und passt die jeweiligen Konzepte an verschiedene Aufnahmebedingungen an. Außerdem bringt er Ihnen zusammen mit international bekannten Kollegen wie Trey Ratcliff, Tony Sweet und Kim Shatwell die HDR-Fotografie mit vielen Bildbeispielen unterschiedlicher Fotogenres näher.“

Kaum ist das neue Objektiv, welches ich mir zur Ferienzeit gegönnt habe, da, habe ich mich näher mit der HDR-Fotografie beschäftigt. Es ist doch erstaunlich was man alles aus Bildern machen kann. Dieses Buch beeindruckt zuerst durch dieses Titelbild mit viel Tiefe und Details und aber auch durch den dicken und stabilen Einband. Das rote Lesebändchen erleichtert das schnelle Auffinden der zuletzt gelesenen Seite. Gegliedert wurde das Buch in sieben Kapitel. Im ersten Kapitel mit dem Untertitel Grundlagen finden grundlegende Begriffe Erwähnung. Was hat der Belichtungswert, die Belichtungsmessung, der ISO-Wert mit der HDR-Fotografie zu tun? Was bedeutet Luminanz und Reflexion in diesem Zusammenhang? In den nächsten Kapiteln wird auf die Motive an sich eingegangen und aber auch welche Ausrüstung für das Fotografieren mit HDR benötigt wird. Nach der Aufnahme folgen natürlich noch weitere wichtige Schritte: Verwaltung, Verarbeitung, Postproduktion. Es wird einige Male darauf eingegangen, dass dieses Buch für Fortgeschrittene empfohlen wird und so habe ich mich als Hobbyfotografin zeitweilen ziemlich überhäuft an allen möglichen Informationen gefühlt und musste den einen oder anderen Begriff auch nachschlagen. Sehr hilfreich fand ich besonders die Fotos, die immer wieder zur Verdeutlichung herangezogen wurden. So lösten sich meine inneren Fragezeichen oft doch wenig später in Luft auf. Und da meine Lehrerpersönlichkeit hier und da doch durchkam, musste ich über die  sehr häufig auftretenden Rechtschreibfehler bzw. Tippfehler stolpern. Hier wäre eine genauere review notwendig. Zwischendurch werden aber auch die Werke von anderen talentierten Fotografen vorgestellt. Herausstechend fand ich persönlich die Fotografien von Tony Sweet, über 10 Seiten werden seinen Werken gewidmet, einfach ein Augenschmaus!

Die mitgelieferte DVD enthält einige Belichtungsreihen und worüber ich mich ganz besonders gefreut habe, eine Testversion des HDR-Programms Photomatix.


Dieses Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von www.addison-wesley.de und www.bloggdeinbuch.de zur Verfügung gestellt.

Für alle die an der HDR-Fotografie interessiert sind und ein Grundwissen bereits mitbringen, ist dieses Buch eine Kaufempfehlung!

Zu diesem Buch findet ihr hier weitere Informationen …