Bette Westera und Julia Dürr – Schokostreuselgroß: Ein Baby in Mamas Bauch

Rezension

Maxi bekommt ein Brüderchen. Ihre Mama hat bereits ein schokostreuselgroßes Baby im Bauch. Doch wie kommt es da rein? Der Blick durch den Bauchnabel enthüllt leider keine weiteren Details. Während die Erwachsenen das Ultraschallbild voller Liebe anschauen, sieht Maxi nur schwarze, weiße und graue Linien.

Ein Geschwisterchen zu bekommen ist ein ereignisreiches Erlebnis und mit vielen Fragen verbunden. Dieses recht textlastige Buch, ohne jedoch schwer und unverständlich zu wirken, geht die wichtigsten Fragen aus kindlicher Sicht. Die Vergleiche und Bildnisse der teils komplexen Materie fügen sich passend und gut nachvollziehbar ein. Begleitet wird es stets von einer Prise Humor und einer wohltuenden Offenheit dem Thema Sexualität, Fortpflanzung und Schwangerschaft gegenüber.

Und vorher muss die Tür des Babyzimmers, die Öffnung zwischen Gebärmutter und Scheide, größer werden, damit mein Bruder hindurchpasst. Jedes Mal, wenn Mama Schmerzen hat, wird die Türöffnung ein Stückchen weiter. Genau so lange, bis es passt. Das nennt man Wehen.

(Seite 83)

Die Illustrationen und die Darstellungen der Figuren wirken modern, unbefangen und losgelöst von althergebrachten Normen und Konventionen. Maxi blickt über den Tellerrand hinaus und erfährt, dass es auch zwei Mütter geben kann, die ein Kind bekommen. Das Wunder des neuen Lebens schwappt gleich über und man freut sich regelrecht auf die noch ausstehenden Fragen, die Maxi beschäftigen.

Das Aufklärungsbuch lässt vermeintliche Tabus wie Fehlgeburt oder künstliche Befruchtung nicht aus und spricht auch diese Randthemen sensibel an. Getragen wird es von einer Selbstverständlichkeit und Akzeptanz, die jegliche Sorgen und Ängste zu nehmen weiß.

Blick ins Buch
Fazit

Große Schwester werden – Fragen und kindgerechte Antworten, die Sorgen und Ängste nehmen.

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Hans-Christian Schmidt – Liebe machen

Rezension

Ein Mann liebt eine Frau ganz doll.
Und sie ist auch ganz liebevoll.
Sie schaun sich an, sie küssen sich,
berühren sich ganz vorsichtig (…)

Dieses in Reimform verfasste Bilderbuch kommt ohne einen schambehafteten Deckmantel daher. Die Abstraktion der Figuren als Strichmännchen ist ein wahnsinnig kluger Schachzug des Illustrators. „Liebe machen“ zeigt in ehrlicher und unbefangener Art und Weise, wie zwei Menschen sich in der Steinzeit beim Beerenpflücken begegnen und wie die Anziehungskraft so weit wächst, dass sie mehr Nähe zueinander suchen und sich in ihrer Höhle zurückziehen, um ihre Liebe zu feiern.

Die offene Beschreibung der Körper, die von Lust geleitet sind, ist wahnsinnig gut umgesetzt. Hier wird etwas etabliert, was mir in anderen Aufklärungsbüchern für Kinder fehlt: Die eigenen Empfindungen und die Zeichen des Körpers lesen können und das Gegenüber nicht außer Acht lassen. Der Text bleibt verspielt und trotzdem unverblümt. Es zeigt, dass Sexualität etwas Selbstverständliches ist. Ohne Sexualität würde es keine Menschen geben. Wir wären sonst ausgestorben. So wie der Titel es bereits suggeriert, liegt der Fokus nicht einzig und allein auf dem sexuellen Akt. Das Gefühl spielt eine große Rolle, wenn es heißt „…es ist, als wärn sie eins dabei.“

Und wenn sie so zusammenfinden,
lässt sie den Penis ganz verschwinden
knapp unterm Bauch in ihrer Scheide.
Das ist sehr angenehm für beide.

Die Zeichnungen auf den Höhlenwänden zeigen die unterschiedlichsten Stellungen, in denen das Liebesspiel ausgelebt werden kann. So kommt es, dass die Steinzeitfrau irgendwann mit einem kugelrunden Bauch auf der Wiese steht und nach einigen Monaten auch ein Kind zur Welt bringt, während der Mann vor lauter „Unwohlsein“ ihr den Rücken zudreht. Die Komik der Szene zaubert auch Erwachsenen ein Schmunzeln ins Gesicht. Nun sind die beiden eine Familie und schauen beglückt auf den neuen Erdenbürger. Auf der letzten Doppelseite wechselt der Zeichenstil von den vereinfachten und leicht abstrakten Strichen zu recht realistischen Bildern der Neuzeit. Wir sehen eine frischgebackene Familie mit einem Säugling in den Händen und müssen feststellen, dass sich diesbezüglich seit der Steinzeit wenig verändert hat.

Spannend ist die Ergänzung, dass womöglich ein Folgeband geplant ist, in dem thematisiert wird, dass sich natürlich auch zwei Frauen und zwei Männer lieben können.

Wie die sich lieben,
das sei ein andermal beschrieben…

Blick ins Buch
Fazit

Für erste Fragen der Kinder rund um Sexualität und Nachwuchs bestens geeignet!

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Jo Witek und Christine Roussey – Hallo du, in Mamas Bauch

Rezension

Familienzuwachs wirft so einige Gewohnheiten im Familienalltag um. Vor allem Geschwisterkinder sollten schon in der Schwangerschaft eingebunden werden und am besten schon eine Bindung zum Baby aufbauen, wenn es noch ungeboren ist. Das Bilderbuch gibt hierfür einige Inspirationen.

Die Hauptfigur wartet sehnsüchtig auf das Baby im Bauch. Noch teilen sie sich den Aufenthaltsort nicht. Das Baby ist drinnen und die Protagonistin draußen. Das kleine Mädchen stellt sich Fragen, wie es wohl in Mamas Bauch ist. Ist es dort dunkel? Mag das Baby auch so gerne Schokolade, wie sie selbst? Sie singt dem Baby vor, damit es sich schon einmal an die Stimme gewöhnt und beobachtet genau die Tritte. Sie freut sich auf die vielen gemeinsamen Abenteuer und malt sich sämtliche Szenarien aus.

Das Design ist modern und stimmig. Die Striche sind fein, sensibel, schlicht und doch voller Raffinesse und Gefühl. Der Fokus liegt auf vielen weißen Flächen, mit einigen Farbakzenten, die den Inhalt stützen. Diese räumliche Trennung der Geschwister wird anhand von Klappen sehr schön verbildlicht. Mit dem Baby wächst auch stets der Bauch der Mutter und nimmt immer mehr Platz auf der Doppelseite ein. Man kann sich sehr gut in die große Schwester hineinfühlen und teilt ihre Neugierde und aber auch die steigende Aufregung und Vorfreude. Auf den letzten Doppelseiten wird auf die Klappen verzichtet, denn nun sind die Geschwister endlich vereint.

Blick ins Buch
Fazit

Eine liebevolle Wartezeit auf das neue Familienmitglied!

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Philip Bunting – Ich und der Anfang der Welt

Rezension

Philip Bunting nimmt den Leser mit auf eine Reise vom Urknall bis hin zur eigenen Geburt. Er verabschiedet sich am Ende zum aktuellen Zeitpunkt während des Lesens des humorvollen Sachbuchs von seinen Rezipienten. Damit bedient er sich des „Buch-im-Buch“ Motivs und holt den Leser regelrecht von der ersten Sekunde ab.

Inhaltlich geht es um die Entstehung des Universums, der Menschheit und der Entwicklung auf der Erde. Dabei werden zum besseren Verständnis kindgerechte Gleichnisse herangezogen, um die Komplexität der Thematik herunterzubrechen. Die Erklärung der Teilchen, als chemischen Stoff, ist auch für die Kleinen ab 4 Jahren gut nachvollziehbar. Die Entwicklung zu Staubwolken, in Verbindung mit der Anziehungskraft als physikalische Eigenschaft von Masse und schließlich zur Bildung von Planeten ist gelungen. Der Fokus gleitet schließlich zur Erde, Unterwassertieren, Landtieren und dem ersten Menschen. Evolution geht Hand in Hand mit Kultivierung, der Bildung von Gemeinschaft und der Fortpflanzung. Die Schwangerschaft wird als Entwicklungskreislauf im Mutterleib bildlich verdeutlicht.

Natürlich können es in einem solchen Sachbuch nur bruchstückhafte Erläuterungen sein, um die Anfänge von Synapsenverknüpfungen in Gang zu setzen. Die Vorstellung einer durchaus komplexen Materie wird hier humorvoll angebahnt und gewährt keine Garantie auf Vollständigkeit.

Blick ins Buch

Fazit

Entstehungsgeschichte des Universums humorvoll angerissen

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Sanderijn van der Doef & Marian Latour – Vom Liebhaben und Kinderkriegen

Rezension

Dieses Aufklärungsbuch richtet sich an Fünf- bis Siebenjährige mit ihren ersten Fragen zur Sexualität und Liebe. Es ist schon fast zum Klassiker in dieser Sparte avanciert. Kinder begegnen den Themen „Liebe und Liebhaben“ schon sehr früh und fragen sich natürlich wo sie eigentlich her kommen. Darauf aufbauend, erlebt man öfter, dass sie anschließend wissen möchten, wie sie denn nun in den Bauch der Mutter überhaupt kamen. Dieses Sachbuch ist für Eltern eine erste Hilfe sich an das Thema gemeinsam heranzutasten.

Der Themenbereich „Gefühle“ nimmt hier im Buch sehr viel Platz ein. Es geht um Freundschaft und um das Verliebtsein und mit welchen Gedanken und körperlichen Reaktionen dieses Gefühl einhergeht. Die körperlichen Veränderungen in Bezug auf Pubertät werden kurz angerissen und die Geschlechterrolle kurz geklärt, bevor auf das Thema „Liebe machen“ eingegangen wird. Amüsant ist, dass ein Exkurs in die Tierwelt eingeworfen wurde, um das Natürliche der Sache aus der biologischen Sicht zu unterstreichen. Schwangerschaft und Geburt runden das Buch thematisch ab. Der Sachtext ist sehr kindgerecht, verständlich und prägnant nüchtern. Die Illustrationen sind vereinfacht, nachvollziehbar und zurückhaltend. Es hat schon fast so ein seidenes Schutztuch inne, das das sensible Thema zwar offen aber auch gleichzeitig behutsam behandelt.

Blick ins Buch

Fazit

Das  Aufklärungsbuch für jüngere Kinder mit behutsamer Herangehensweise

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