Cornelia Funke – Fabers Reise

Fabers Großvater lebt in Amerika. Da es so weit weg von Hamburg ist, schenkte er Faber einen fliegenden Teppich. Jeden Samstag macht sich Faber seither auf den Weg nach Kalifornien, gemeinsam mit seiner syrischen Freundin Shaima.

Eines Tages verschwindet sein Opa spurlos. Die beiden Kinder machen sich daran ihn zu suchen. Im Schatten eines Kojotenbusches erblicken sie schließlich Opas Trommel, ein Andenken von seinen vielen Reisen. Ob der bestimmte Rhythmus der Trommel Opa zurückholt?

Rezension

Die farbenfrohen Illustrationen von Susanne Göhlich locken den Betrachter mit einer großen Anziehungskraft an. Die Bilder sind ein Fundus an der Freude am Entdecken, Fantasieren, Reisen und vom Unmöglichen möglich machen.

Der Inhalt hinkt jedoch leicht hinterher. Die Spannungskurve verliert sich in Nebensächlichkeiten. Die Freundschaft mit dem syrischen Mädchen scheint aus gegebenen Anlässen integriert worden zu sein, ohne dass der Mehrwert der Verbindung wirklich deutlich wird.

Der Verwirrtheitszustand des Opas wird behutsam angegangen. Eher spielerisch und kindlich wird auf die Symptome hingewiesen. Sehr schön ist die Erkenntnis zum Schluss, dass es wohl besser ist, Opa bald wieder zu besuchen. Das ist sehr nah dran an der kindlichen Lebenswelt und wird viele ansprechen, deren Großeltern vergesslich oder gar dement sind.

Blick ins Buch

Fazit

Tolle Bilder – Inhalt eher schleppend

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Stian Hole – Annas Himmel

Annas Himmel

Heute lässt da oben jemand Nägel vom Himmel regnen.

Annas Welt wurde auf den Kopf gestellt. Der Löwenzahn ist nun zur Pusteblume geworden. Es ist Zeit des Abschiednehmens. Annas Vater trägt einen schwarzen Anzug und drängt Anna zur Eile. Die Kirchenglocken läuten bereits in der Ferne. Etwas liegt in der Luft, das spürt auch Anna.

Den Gang zum Begräbnis ihrer Mutter zögert sie hinaus und taucht stattdessen lieber in den Himmel ab. Ein Himmel voller Fantasien, wohin sie auch ihren Vater entführt. Dort leben fliegende Fische, farbenfrohe Pflanzen und ein Meer von Unsichtbaren, wie z.B. der Opa auf dem Stuhl wippend, der alte Briefträger, Elvis Presley und auch Picasso. Anna und ihr Vater fliegen an all diesen Seelen vorbei, nur die Mama können sie nicht entdecken. Ob sie Gott beim Unkraut jäten hilft?

… aber morgen sind es vielleicht Erdbeeren mit Honig.

Stian Hole hat mit diesem Bilderbuch einen Gefühlsrausch erschaffen. Anna schützt sich vor ihrem Schicksalsschlag die eigene Mutter verloren zu haben, indem sie sich in eine Traumwelt begibt. Dort kann sie sich das Geschehnis und die Funktion Gottes besser erklären. Diese Himmelswelt ist auch für ihren Vater eine Stütze, der in Anna seine Kraft für das Weiterleben zu schöpfen scheint.

Stian Hole, der norwegische Artdesigner, wurde für sein Buch  Garmans Sommer mit sämtlichen Preisen ausgezeichnet. Er bleibt seiner Technik, Fotos und Grafiken zu einer stark verfremdeten Fantasiewelt zu strukturieren, treu. Dieser „Kunterbuntstil“ verdeutlicht umso mehr, dass nichts von Dauer ist. Annas Mutter wird in ihrer schönsten Robe als eine schwarz-weiß-Fotografie mitten von den Unsichtbaren dargestellt. Anna dagegen erleben wir wie in einer Schutzhülle, die naiv und unbefangen dem Leben und auch dem Tod entgegen tritt. Beim Vater fließen Tränen und das ist auch gut so – Trauer braucht seine Zeit.

Dieses Bilderbuch hat so viele subtile Hinweise auf das Leben und den Tod, dass es beim Betrachten seine Zeit braucht. Das Betrachten schmerzt, weil es gleichzeitig so schön, fantasievoll und ehrlich ist. Es ist ein Bilderbuch vordergründig für Teenager und Erwachsene, um den Schrecken zurückzudrängen und den Himmel als eine wunderbare Explosion aus Farben und Formen zu sehen.

Auf der letzten Seite regnet es tatsächlich Erdbeeren und nun schaukelt der Vater mit einem angedeuteten Lächeln, während Anna ihm liebevoll die Wange streichelt.

Annas HImmel
Dieses Bilderbuch geht unter die Haut.

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TOP 5 – Krankheit und Tod

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Bei der Thematisierung spezifischer Aspekte von Krankheit und Tod sind Bilderbücher eine unschätzbare Hilfestellung, Kindern das Phänomen Tod nahe zu bringen. Das kindliche Verständnis von Tod wird durch frühzeitige Erfahrungen mit dem Tod von Haustieren oder Angehörigen beeinflusst. Dabei übernehmen Kinder die Einstellungen bzw. Umgangsweisen von Erwachsenen, die sich darauf auswirken, ob und wie ausführlich mit Kindern über den Tod gesprochen wird.

Besonders bei älteren Kindern ist es empfehlenwert auf Bilderbücher mit menschlichen Figuren, im Gegensatz zu Tieren, zurückzugreifen, da diese eine konkrete und stimmigere Orientierung geben. Meine persönlichen Favoriten zu diesem Thema habe ich in einer TOP-5 zusammengefasst:

TOP 1:

Kai Lüftner findet in „Für immer“ kindgerechte tröstende Worte, verpackt in kurze Sätze, um das Unfassbare für Kinder verständlich zu bündeln. Dieses Bilderbuch ist rührend, poetisch und mit einem kleinen Funken Hoffnung versehen, dass der Schmerz irgendwann nachlassen wird.

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TOP 2:

Dieses bewegende Bilderbuch wurde mit dem  “Meefisch 2011″  ausgezeichnet und ist in der Tat ein Meisterwerk! Die in diesem Buch thematisierte Demenz der Oma ist  für die Enkelin etwas sehr Spannendes. Sie tauchen gemeinsam in vergangene, äußerst witzige und unwirkliche Geschichten ab: “Beim Denken wachsen uns ganz langsam Flügel.” Sie entfliehen der Wirklichkeit und begeben sich auf fantastische Reisen. Eine ausgeklügelte Balance zwischen Wirklichkeit, Vergänglichkeit und der Kunst des Loslassens.

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 TOP 3:

Lilli Messina schildert auf eine urkomische Art und Weise die alltäglichen Gemeinsamkeiten von Jung und Alt. Das Leben von drei Generationen unter einem Dach birgt nämlich so einige Herausforderungen.  Anhand dieses Buches kann das Thema „Pflege älterer Menschen“ sehr schön angeschnitten werden.

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TOP 4:

Antje Damm setzt auf einen sachlich-nüchternen Zugang zum Thema „Tod“. Der Schwerpunkt liegt bei diesem Bilderbuch auf einem angstfreien Zugang zu Sterben, indem es als normal, natürlich, als Teil eines Kreislaufes verdeutlicht wird. Antje Damm mutet ganz zu recht dem Kind eine unbeschönigte Konfrontation mit realen Problemen, wie hier dem Tod eines geliebten Haustieres.

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TOP 5:

Dieses Bilderbuch trumft insbesondere mit indirekten Vorschlägen zum Umgang mit dem Tod auf, wie z.B. das gemeinsame Betrachten der Fotos und das Sprechen über die Verstobenen. Das Erinnern und Abschiednehmen sind wichtige Bestandteile der Trauerarbeit, die hier sehr behutsam aufgegriffen werden.

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Alexander Steffensmeier – Lieselotte ist krank

Lieselotte ist krank

Hust, schnief, hatschi! Und schon ist sie wieder da: die Erkältungszeit. Auch Lieselotte hat es erwischt. Die Postkuh hat sich beim ungemütlichen und windigen Postgang erkältet und fühlt sich schlapp und müde. Die Bäuerin nutzt alle möglichen Hausmitteln, um Lieselotte wieder fit zu kriegen. Es wird gegurgelt, inhaliert, warme Hals- und kalte Beinwickel angelegt. Auch der Tierarzt schaut vorbei und untersucht den Rachen, misst das Fieber und verschreibt Hustensaft und Bettruhe.

Und damit Lieselotte ganz bald wieder die alte Kuh wird, liest die Bäuerin ihr was vor, bringt ihr heißen Tee und verwöhnt sie auf jegliche erdenkliche Art. Nach fünf Tagen geht es Lieselotte schon viel besser, doch als sie draußen das nasse und trübe Wetter sieht, überlegt sie sich vielleicht doch noch ein bisschen länger krank zu sein …

Herbstzeit ist Erkältungszeit. Bei kühleren Temperaturen im Herbst ist schnell eine Erkältung eingefangen. In diesem neuen Bilderbuch begleiten wir Lieselotte durch unschöne, aber auch gemütliche und wohltuende Phasen des Krankseins. Kinder werden sich mit dieser Situation und der Hauptfigur gut identifitzieren können, mit ihr mitleiden und freuen. Besonders amüsant ist das Krankstellen von Lieselotte – wie sie im Stall herumhopst, mit einem Ballon spielt und sich plötzlich auf den Boden plumpsen lässt, als der Postbote vorbei schaut, um nach ihr zu sehen.

Die Illustrationen von Alexander Steffensmeier sind immer wieder ein Genuss. Sie sind detailreich, mit ausdrucksstarken und lebhaften Mienenspielen versehen und so schön farbenfroh. Dieses Bilderbuch ist das perfekte Vorlesebuch für Kinder an Tagen, an denen es ihnen nicht so gut geht. Hier kann gemeinsam gelacht werden und fühlt sich danach sicherlich gleich viel besser! Besonders beim Anblick der letzten Seite scheint einem das Kranksein gar nicht mehr so schlimm zu sein.

Lieselotte ist krank

Das perfekte Vorlesebuch für kranke Kinder in der kühlen Jahreszeit! Einfach herzerwärmend und wohltuend.

 

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Gerhard Friedrich – Mit Kindern philosophieren

Mit Kindern philosophieren

Rezension

Dieses Buch konzentriert sich auf die handlungsorientierte bzw. ganzheitliche Umsetzung  philosophischer Fragen im Rahmen kindlichen Lernens. Ein Geschichtenkonzept, ausgearbeitet zu den Themen „Freundschaft“, „Gut und Böse“, „Arm und reich“, „Religion“, „Wettbewerb, Erfolg, Misserfolg“, „Krankheit, Tod und Abschied“, „Ausgrenzung, Anderssein“ und „Glück“, leitet die Thematik stets mit einer Geschichte rund um die Protagonisten Lutz und Leonie ein. Aus den Erfahrungen und Ereignissen der beiden Kinder, werden Fragestellungen entwickelt, die sich nicht mit „ja“ oder „nein“ beantworten lassen, sondern zum Philosophieren einladen.

Zu jeder Thematik werden Spiele, Zitate, Gedichte, Lieder, Bauanleitungen und einiges mehr angeboten, um die Kreativität der Kinder zu wecken und sie zum Weiterdenken anzuregen.

Das Ziel dieses Buches soll sein, verschiedenste Fragen von Kindern aufzugreifen, ins Licht gemeinsamer Betrachtung und Diskussionen zu stellen und an diesen spannenden Auseinandersetzungen zu wachsen.

Ich muss zugeben ich bin ein großer Fan von „Philosophieren mit Kindern“. Die Planung einer AG zu diesem Thema nimmt immer mehr Gestalt an. Die Herausforderung des Moderators ist hierbei stets die passenden „Impulsfragen“ parat zu haben, um die Diskussion in Gang zu halten. Deshalb finde ich die „Forscherfragen“ in diesem Band besonders hilfreich und sinnvoll. Zu jeder Thematik werden, anschließend an die Geschichte, drei Forscherfragen formuliert, die von drei unterschiedlichen Experten (Kinderärzten, Pädagogen, Autoren, Medizinern etc.) ausführlich beantwortet werden. Durch diese Bandbreite an Beispielantworten zu philosophischen Fragen, entwickeln Kinder ein Gefühl dafür, dass viele Situationen individuell bewertet werden müssen und es kein „richtig“ oder „falsch“ gibt.  Auch die Vielzahl der Zitate lädt zum intensiven Interpretieren und Nachdenken ein und sensibilisiert Kinder für spezifische Problemstellungen.

Der ganzheitliche Ansatz ist besonders positiv hervorzuheben. Die Spiel- und Bastelideen ermöglichen den Kindern handelnd mit der Thematik umzugehen und die gewonnen Erkenntnisse und das neuerworbene Wissen anzuwenden. Sehr gelungen sind auch die Experimentvorschläge zum Thema „Arm und reich“ oder die Spielvorschläge rund um „Anderssein“ und „Ausgrenzung“.

Die Geschichten sind zum Teil doch recht lang und gehen über fünf Seiten hinaus. Hier müsste man, abhnägig von der Gruppe und dem Alter der Kinder, eventuell Kürzungen vornehmen, um die Konzentrationsspanne der Kinder nicht zu überstrapazieren. Auch hätte ich mir zu den Liedern eine CD gewünscht. Die Anzahl an beispielhaften Forscherfragen und weiterführenden Impulsfragen hätte erhöht werden können.

Das Konzept an sich ist jedoch sehr gut durchdacht, kindgerecht und eignet sich sehr gut als Grundlage für eine Umsetzung in einer Arbeitsgemeinschaft.

Blick ins Buch

Mit Kindern philosophieren

Fazit

Ganzheitliche Konzeption, Beachtung des entdeckenden Lernens, hilfreiche Forscherfragen und Zitate als weiterführende Anregungen zum Philosophieren.

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Anna Marshall – Oma und die 99 Schmetterlinge

99 bunte Schmetterlinge hat Oma als Schulmädchen aufgezogen und freigelassen. Und Bären in der Bäckerei getroffen. Jeden Tag erzählt Oma Geschichten von früher – und verliert sie dabei den roten Faden, suchen wir gemeinsam nach ihm. Ich bin gerne beim Oma, und ich werde sie vermissen, wenn sie eines Tages als hundertster Schmetterling davongeflogen sein wird.“

Dieses Bilderbuch treibt einem Tränen in die Augen! Es ist mit so vielen poetischen Einschüben, dass es den Leser  unglaublich zu bewegen vermag und gleichzeitig auch traurig stimmt. Die Geschichte wird aus der Sicht eines kleinen Mädchens erzählt, deren Oma immer mehr und mehr an Alzheimer zu leiden scheint. Diese Demenz ist jedoch für die Enkelin etwas sehr Spannendes, denn gemeinsam tauchen sie in vergangene, äußerst witzige und unwirkliche Geschichten ab: „Beim Denken wachsen uns ganz langsam Flügel.“ Sie entfliehen der Wirklichkeit und begeben sich auf fantastische Reisen. Bis irgendwann auch die Enkelin erkennen muss, dass die Haut der Oma immer durchsichtiger wird und sie bald „abheben und davon fliegen“ wird, denn sie ist der 100. Schmetterling!

Dieses wahnsinnig rührende Bilderbuch wurde mit dem  „Meefisch 2011“  ausgezeichnet und ist in der Tat ein Meisterwerk! Die Bilder scheinen einige Zeitungsausschnitte zu beinhalten, die den Leser zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit schwanken lassen. Was ist wahr und was erfunden? Sind es tatsächliche Geschehnisse aus Omas früherer Zeit oder ihre Erfindungen, die der Demenz zu Schulde kommen?

Es geht um Abschiednehmen, um Vergänglichkeit und Loslassenkönnen. Es ist eine stetige Verwandlung, der man nicht entrinnen und doch nur hoffen kann, dass die Hinterbliebenen einen in Erinnerung behalten. Nichts währt ewig.

Poetisch, mitfühlend, rührend, auf den Punkt.

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Lilli Messina – Opa ist … Opa!

Klappentext:

„Opa wird gefüttert. Opa fährt Roller. Opa macht Unsinn. Pepe ist sich sicher: Opa ist ein Baby! Doch Pepes Mama ist anderer Meinung.

Ein Buch über Pepe, seinen Opa, seine Mama und über alte und junge Menschen.“

Rezension:

Pepe entdeckt an seinem Opa ganz viele kindliche Eigenschaften, z.B. hat sein Opa nur ganz wenig Zähne, er wird oft genauso wie Pepe von der Mama gefüttert, er kann sich nicht alleine die Schuhe binden etc. Da geht für Pepe natürlich das Licht auf: Opa ist ein Baby! Doch Pepes Mama beweist ihm, dass Opa doch kein Baby ist … und so muss Pepe feststellen: Opa ist ein toller Opa!

Lilli Messina hat da eine ganz tolle Arbeit geleistet, die Illustrationen sind einfach ulkig. Die Gemeinsamkeiten von Jugend und Alter werden auf eine urkomische Weise aus der Sicht eines kleinen Jungen erzählt. Die Schrift wurde daher angepasst und ist sehr krakelig und schief. Auf eine wundervoll humoristische Weise wird das gemeinsame Leben von drei Generationen geschildert. Anhand dieses Buches kann das Thema Pflege älterer Menschen ebenfalls gut angeschnitten werden.

Fazit:

Ein Buch welches weder Jung noch Alt vorenthalten werden sollte. Lacher sind jedenfalls garantiert!

Bewertung:


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