Rachel Bright und Jim Field – Der Wal, der immer mehr wollte

Rezension

Doch – ob die Ausbeute groß war oder ob klein…
… für den Wal verlor sie bald ihren kostbaren Schein.

Ja, zufrieden zu sein, das fiel Wendelin schwer.
Es reichte ihm niemals, er wollte noch MEHR!

Das Erfolgsduo Rachel Bright und Jim Field konnte bereits mit „Der Löwe in dir“ und „Die Streithörnchen“ beeindrucken und liefert nun einen weiteren liebenswerten Protagonisten mit einer recht aktuellen Botschaft. Der Blauwal Wendelin durchstöbert die Unterwasserwelt nach kostbaren Schätzen. Seine Suche ist letztlich geprägt von einer tiefen Sehnsucht nach dem Entrinnen der inneren Leere.

Je mehr er findet und hortet, desto schwerer wird auch sein Herz. Was angeblich Glück bringen soll, entpuppt sich als Ballast. Seine Ziel- und Ratlosigkeit bringt ihn schließlich zu einem kunterbunten Korallenriff, in dem es nur so von Geschöpfen der Wonne wimmelt. Eine Krabbe findet schließlich den Zugang zu der eigentlichen Sehnsucht des einsamen Wals. Er hatte bisher keinen, dem er Liebe schenken konnte.

Sie und der Wal war´n als Freunde verbunden,
und er hatte Freude am Geben gefunden!

Der Leser erfährt, wie erfüllend und bereichernd das Teilen von schönen Augenblicken und Momenten sein kann. Besitz, so zeigt es uns der Wal, ist nicht mit Reichtum gleich zu setzen. Der Mensch braucht eigentlich wenig, um doch viel zu haben!

Das Thema Konsum und Materialismus beschäftigt auch schon die Kleinen. Das neueste Spielzeug und das aktuellste Kleidungsstück macht nur für eine kurze Dauer glücklich. Die Suche ist oft eine andere. Welche Lücke macht sich im Inneren eigentlich bemerkbar? Was macht im Leben wirklich nachhaltig zufrieden, ausgeglichen und erfüllt?

Blick ins Buch
Fazit

Der Einsamkeit entfliehen – Glück und Zufriedenheit finden – Mensch als soziales Wesen

(Amazon-Link)

Oscar Wilde/Mecki & Wilfried Claus – Der selbstsüchtige Riese

Rezension

Die Puppenmacherin Mecki Claus nutzte die Ausgangsbeschränkungen während der Corona-Zeit und setzte das Märchen von Oscar Wilde rund um den selbstsüchtigen Riesen kreativ in Szene. Es entstand ein wunderbar belichtetes Fotobilderbuch, das auf 14 Kamishibai-Karten in DIN-A3-Größe zeigt, dass jeder Mensch sich ändern kann, wenn er es denn möchte.

Der Riese baut eine Mauer rund um seinen Garten, damit die Nachbarskinder dort nicht mehr spielen können. Diese Ausgrenzung mit eigennützlichen Absichten, ja sogar Intoleranz wird prompt bestraft, denn die warmen Jahreszeiten bleiben im Garten des Riesen fortan aus. Diese Vorstellung, dass Kinder sich nicht frei bewegen dürfen und das gemeinsame Spielen eingeschränkt wird, könnte gar nicht aktueller sein. Jedes Kind wird sich momentan mit der dargestellten Situation identifizieren können.

Diese Geschichte ist ein wunderbarer Aufhänger, um mit den Kindern über ihre individuellen Erfahrungen während des Lockdowns ins Gespräch zu kommen. Schließlich gelten für alle auch in der Schule und in der Kita neue Regeln bezüglich des Abstands. So wie die Jahreszeiten dahinziehen, sich die Natur verändert und der Riese neue Erkenntnisse und Lehren für sich zieht, so macht die Geschichte auch Mut, dass es sich doch noch alles zum Guten wendet.

Die ganze Kulisse ist mit so viel Liebe erschaffen, dass man als Betrachter ewig bei den einzelnen Darstellungen verweilen könnte. Es entsteht der Eindruck man würde wahrhaftig im Puppentheater sitzen und sich das Märchen zu Gemüte führen, mit dem Vorteil, dass man die Dauer des Genusses beeinflussen kann. Auf der Rückseite der einzelnen Karten ist der Text in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch) abgedruckt. Was mich begeistert ist, dass der jeweilige Text auf der zuvor gezeigten Karte steht. Wenn also Karte Nr. 2 im Kamishibai gezeigt wird, liest die Erzieherin oder die Lehrerin den Text von der Karte Nr. 1 vor. Auch wenn ich persönlich eher zum freien Erzählen rate und den Text lediglich als Hilfe und Stütze nutzen würde. Die Umsetzung in Form von Puppentheaterfiguren von dem Ehepaar Mecki & Wilfried Claus ist auch in Buchform erhältlich.

Blick ins Buch

Fazit

Ein klassisches Märchen in einer zauberhaften Darstellung, mit einer mehr als aktuellen Botschaft.