Burkhard Günther – Schwierigen Schülern souverän begegnen: 25 hilfreiche Profi-Tipps für den Lehreralltag in der Grundschule

Rezension

Das kleine DIN-A5-Büchlein stammt aus der Reihe der „Profi-Tipps für den Lehreralltag in der Grundschule“ und bietet 25 Denkanstöße zum Umgang mit schwierigen Schülern.

Doch eigentlich geht es weniger um die Schülerinnen und Schüler an sich, die ja nur bedingt geformt und verändert werden können, sondern vielmehr um die eigene Einstellung zu Möglichkeiten und Grenzen einer Lehrkraft. Das Buch ist grob in drei Bereiche unterteilt. Es geht um die Rolle, die Aufgaben und Kompetenzen als Lehrkraft, um den Herausforderungen, wenn es um Konflikte und Regelverletzungen kommt, zu begegnen. Das Kompetenzspektrum der Lehrer ist sehr weit gefächert und bleibt ein lebenslanger Prozess. Dabei ist eine elastische Denkstruktur und flexible Handlungsalternativen von Vorteil.

Wenn auch vieles aus diesem Buch bekannt zu sein scheint, ist eine Wiederholung oftmals nicht verkehrt, um sich einiges doch wieder bewusst zu werden. Dafür sind die prägnanten Tipps ganz hilfreich. Die pädagogischen Tools werden aufgefrischt, die zur professionellen Einstellung und einer achtsamen Haltung beitragen. Außerdem wird der Handwerkskoffer erweitert, da oftmals spontane und schnelle Reaktionen im Unterrichtsalltag nötig sind.

Blick ins Buch

Die Prämisse pädagogischer Arbeit sollte lauten: Konflikte sind herzlich willkommen, denn sie bieten die wunderbare Möglichkeit, dass alle daran lernen dürfen. Ein Konflikt ist nicht mehr und nicht weniger als ein Interessenausgleich. Und die Interessen von Menschen sind nun mal sehr verschieden. Es geht also nur darum, auf welche Weise und in welcher Art man Konflikte löst.

Fazit

Steigerung der Souveränität im Lehreralltag und im Umgang mit schwierigen Kindern

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Rudi Rhode und Mona Sabine Meis – Wenn Nervensägen an unseren Nerven sägen

Rezension

Auf dieses Sachbuch bin ich im Rahmen einer Fortbildung zu „Unterrichtsstörungen“ gestoßen. Schon bald wird man feststellen, dass das hier vorgestellte Konzept in jeglichen Bereichen einsetzbar ist, in denen man mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat.

Auch Eltern werden hiervon profitieren, genauso wie Erzieher, Lehrer und Betreuer jeglicher Kindergruppen. Erfreulich ist dabei, dass der Schreibstil zum Weiterblättern animiert, sodass man das Buch im Nu verschlungen hat. Für Sachbücher ist es eine Seltenheit. Auch wenn man beim Lesen hin und wieder denkt „Na klar!“, werden grundlegende Punkte sehr praxisorientiert nahegebracht und in Erinnerung gerufen.

Das „KEB-Modell“ von Rhode und Meis steht für die „kontrolliert-eskalierte Beharrlichkeit“ und zeigt auf, dass zuerst die innere, selbstsichere Haltung der Erwachsenen stimmen muss. Seien Sie sich Ihrer Regeln bewusst und stehen Sie dahinter. Daneben sollte auch die Körpersprache und die verbalen Äußerungen beachtet werden, da es sonst die Kleinen zum Austesten ihrer Grenzen animiert. Schön fand ich auch die „Schallplatten-Technik“, die mit kleinen aber äußerst effektvollen Abwandlungen absolut hilfreich im Alltag ist. Das funktioniert wirklich und ist sowohl für den Erwachsenen und aber auch für das Kind sehr entlastend und raubt viel weniger Zeit bei Konfliktsituationen.

Toll ist auch, dass sogenannte Machtkämpfe nicht am Selbstbewusstsein des Gegenübers rütteln und immer eine gewisse Prise „Gelassenheit“ mitschwingt. Sie sind geprägt von Verständnis, aber auch festen Regeln und der Einhaltung derer. Hilfreich für das Verständnis sind auch die beispielhaften Dialoge, die hier aufgezeigt werden. Nach einem „So sollte es nicht laufen“, folgt ein „Das ist der bessere Weg“, sodass es dem Leser ganz deutlich vor Augen geführt wird, welche Alternativen wir Erwachsenen haben. Letztendlich gehört Grenzenaustesten zur Entwicklung von Kindern dazu. Das Gerüst der Erwachsenen muss allerdings stimmen, denn so können Konflikte präventiv schon im Keim erstickt werden.

Blick ins Buch

Fazit

Praxistaugliche Tipps, die sich an der Wirklichkeit orientieren und sich ohne allzu viel Theoriewissen umsetzen lassen.

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Joey Mandel – Warum machst du das? Sozial-emotionale Auffälligkeiten von Grundschülern hinterfragen und angemessen reagieren

Warum machst du das - Sozial-emotionale Auffälligkeiten

Die wenigsten Kinder verhalten sich auffällig, weil sie „einfach schlecht erzogen sind“ oder „sich nicht genug Mühe geben“. Sie können es nicht besser – noch nicht.

In vielen Klassenräumen sind Kinder vorzufinden, die mit an sie gestellten altersangemessenen Erwartungen überfordert sind. Dazu zählen selbstständige Impulskontrolle und Verhaltenssteuerung, soziale Interaktionsfähigkeit sowie Lernkompetenzen. Diese Kinder reagieren entsprechend auffällig und zeigen ein „Problemverhalten“, das sich von Kind zu Kind anders auswirkt. Einige ziehen sich zurück im Sinne des niederschwelligen Problemverhaltens und sind oft gar nicht greifbar oder verweigern jegliche Mitarbeit. Andere reagieren mit Wutausbrüchen oder verbalen Ausfälligkeiten. So oder so ist es Ausdruck eines Förderbedarfs im Bereich sozial-emotionaler Fähigkeiten.

In diesem Praxisbuch basierend auf dem Moment-to-moment-Ansatz aus der Feder einer Lehrerin werden Lehrkräfte zunächst dazu angeleitet nach dem „Warum?“ zu fragen und das auffällige Verhalten genau zu beobachten. Dieses Buch ist ehrlich und realitätsnah. Wenn es heißt:

In Wahrheit gibt es keine schnellen Lösungen (…) Gleichgültig mit wie viel Wohlwollen, Hilfsbereitschaft und Akzeptanz ein Lehrer dem Kind auch begegnet, dieser Schüler wird in seinem Verhalten ständig an seine Grenzen stoßen (S. 19).

Auch wenn man keine Wunder zu erwarten hat, so gibt es dennoch einen Leitfaden, mit dem wir auffälligen Kindern in Kooperation mit den Eltern eine Hilfestellung bieten können. Hier werden konkrete Spiele im Klassenverband vorgeschlagen und entsprechende Übungen für den häuslichen Rahmen zusammengefasst. Die Förderungsmaßnahmen sind in folgende Bereiche eingeteilt: motorisch, kommunikativ, sozial, emotional und kognitiv.

Für die Praxis finde ich persönlich den Ratgeber auf den ersten Blick etwas unübersichtlich. Hier ist viel Text und man muss sich erst durchwurschteln. Inhaltlich ist es jedoch herausragend und ich konnte bereits einige Tipps beherzigen. Vor allem die Gedankenanstöße empfand ich als sehr fruchtend. Einige Spielangebote, die hier als „Übungen für zu Hause“ betitelt werden, habe ich abgetippt, den entsprechenden Eltern bereits an die Hand gegeben und zuvor im ausführlichen Gespräch erläutert. Glücklicherweise wurden eine ausführliche Anleitung und entsprechende Kärtchen bereits beigefügt, sodass man aus der Bandbreite das für das Kind passende Paket zusammenstellen kann.

Verlieren Sie nicht den Mut und bleiben Sie dabei, Kinder in ihrem Lern- und Entwicklungsprozess anzuregen, zu fördern, zu begleiten, zu bestärken und zu ermutigen (S. 270).

Warum machst du das - Unterrichtsstörungen

Endlich ein Wegweiser für emotional-sozial auffällige Schülerinnen und Schüler.

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Annette Breaux und Todd Whitaker – 50x Schülerverhalten verbessern

Todd Whitaker und Annete Breaux zeigen 50 praxistaugliche Ansätze, um Schülerverhalten zum Positiven zu verändern. Das Buch bietet sowohl Lösungen für die Bewältigung akuter Probleme im Klassenzimmer als auch Strategien, um eine Lernumgebung zu schaffen, in der Schüler nachhaltig gern lernen – und sich deshalb entsprechend verhalten.

Kinder legen eben kindliches Verhalten an den Tag. Sie tun nicht immer, was richtig und gut für sie ist. Sie testen gern die Grenzen aus. Die Autoren vertreten die Meinung, dass man die Schüler erst erreichen muss, ehe man ihnen etwas beibringen kann.

Die insgesamt 50 Rezepte sind nach einem Dreischritt strukturiert. Das jeweilige Rezept beginnt mit einem Denksanstoß, in dem das „Problem“ geschildert wird. Darauf folgend wird auf Lösungen und Strategien für den Unterricht eingegangen und aufgezeigt wie das Problem verringert bzw. behoben werden kann. Die Quintessenz fasst die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen.

Die Autoren sind beide in der Lehrerausbildung tätig und leben in Amerika. Dem Schreibstil ist dies anzumerken. Es ist selbstbewusst, erfolgsversprechend, imponierend, zum-Schmunzeln-bringend. Ein Beispiel gefällig?

Jeder Schüler hat einen Lehrer verdient, der an ihn glaubt. Wenn Sie dieses Buch lesen, davon sind wir überzeugt, dann sind Sie dieser Lehrer.

Ich mag Amerikaner und somit diese Art zu denken und zu schreiben. 🙂 Dabei darf man dieses Buch keineswegs in einem Rutsch durchlesen. Es braucht Zeit, um es auf sich wirken zu lassen, um sich selbst im Unterricht zu beobachten und das gezeigte Verhalten zu reflektieren. Viele Lehrer werden erfreut feststellen, dass sie das ein oder andere Verhalten bereits in ihr Repertoire aufgenommen haben. Einfach weil es funktioniert und den gewünschten Erfolg mit sich bringt. Das andere muss man ausprobieren und sehen welche Ergebnisse erzielt werden. Seit einem Monat stellt dieses Buch meine Abendlektüre dar und ich habe schon etliche der am Abend gelesenen Tipps am nächsten Tag ausprobiert. Viele mit einem überraschend positivem Ergebnis. Ein Beispiel aus der Praxis gefällig?

Dennis (Name geändert) geht in die zweite Klasse und spielt oft und gerne mit seiner Trinkflasche. Dabei benutzt er sie als Instrument und trommelt in unregelmäßigen Abständen damit unter seinem Tisch. Mit einem neugierigen Blick schaut er zur Lehrerin, um zu sehen, ob sie es gemerkt und gleichzeitig erkannt hat, woher denn das Geräusch kommt. Die Autoren interpretieren solches Verhalten als „Die Lust zu spielen“. In der Tat, Dennis meint es gar nicht böse, er ist nur experimentierfreudig. Die Empfehlung der Autoren war: Die Aufmerksamkeit des Schülers auf etwas anderes lenken, anstatt auf das störende Verhalten einzugehen. Also wurde Dennis von mir gebeten, mir doch bitte beim Herunternehmen meiner Transparenzkarten am Ende der Stunde zu helfen. Denn ich weiß  ja, dass er gerne mit Magneten spielt (wie schon erwähnt, er experimentiert gerne). Abrupt wurde die Flasche in die Tasche gepackt, ohne dass ich ihn darauf hinweisen musste und die Aufmerksamkeit war auf den Unterrichtsstoff gerichtet! Es wirkt!

Lehramtsanwärter, die sich auf die Prüfung vorbereiten und sich näher mit dem ersten Kolloquiumsthema „Leitideen pädagogischer Grundschularbeit“ beschäftigen, werden in diesem Buch einige hilfreiche Vernetzungen zu den im Seminar behandelten Themen finden. Dabei tauchen viele Beispiele aus der Praxis auf, die sich ebenfalls als hilfreich erweisen könnten, wenn das Thema „Unterrichtsstörungen“ angeschnitten wird.

Das grüne Cover, das Hoffnung symbolisiert und natürlich sehr erfolgsversprechend (beachte die Rakete!) gestaltet ist, finde ich gelungen und sympathisch. Oft sind die Rezepte wirklich Kleinigkeiten, die jedoch eine große Wirkung mit sich bringen. Die Auswirkung auf das Schülerverhalten eines lächelnden Lehrers, der den Klassenraum betritt, ist enorm. Ich würde viele der gegebenen Tipps am liebsten aufsaugen und lege dieses Buch allen Lehrern wärmstens ans Herz. Bevor Wissensvermittlung verwirklicht werden kann, müssen Bedingugen geschaffen werden, unter denen Lernen überhaupt stattfinden kann und dabei darf der Beziehungsaufbau nicht unterschätzt werden.

Ein äußerst gelungenes Fachbuch für die Praxis!

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