Charlotte Guillan und Yuval Zommer – Unter meinen Füssen

Rezension

Der Protagonist schaut an zwei unterschiedlichen Schauplätzen unter seine Füße. Zunächst blickt er unter die Erde einer belebten Straße und entdeckt Wasserleitungen, Kabel für die Internetnutzung, Stromleitungen und die Kanalisation. Dazwischen tummeln sich auch viele Lebewesen wie Tausendfüßler oder auch Regenwürmer, die die Erde auflockern. Nach dem Abwasserkanal, wird ein Blick auf die Überreste der geschichtlichen Überbleibsel geworfen, nach denen Archäologen graben. Und es geht noch tiefer! Unterwegs trifft man auf die Untergrundbahn, Tropfsteine, Gesteinschichten wie Torf oder Kohle und schließlich Magma. Ab hier ist die Erdkruste auch nicht mehr weit, bis der Leser schließlich den inneren Erdkern und damit das Zentrum erreicht.

Nun darf das Buch gedreht werden, um die lange Reise zum Erdkern an dem Schauplatz eines Waldes erneut zu erleben. Verständlicherweise stehen hier Tiere und ihre Bauten im Fokus. Dachse und Füchse teilen sich hier ihre Behausungen mit Wurzeln und Fossilien. Nach einigen Gesteinschichten wie Marmor und Diamanten, gelangen wir hier schließlich auch zum heißesten Ort des Planeten.

Dieses Sachbuch für Kinder gewährt einen ungewöhnlichen Blick auf etwas, was wir sonst kaum zu Gesicht bekommen. Dieser Streifzug durch die Wunder der Unterwelt ist allemal lohnenswert. Das Mega-Leporello-Wendebilderbuch lässt sich blättern oder noch viel besser einfach ausklappen und erreicht dabei eine Länge von stolzen 2,5m. So beeindruckt nicht nur der Inhalt, sondern die Vorstellung der Kinder wird zusätzlich angeregt und heraus gekitzelt, was zur Steigerung der Faszination beiträgt. Hier sind wissenswerte Fakten pointiert dargestellt und Fachbegriffe gekonnt eingestreut und erklärt.

Sollte die fesselnde Wirkung anhalten, bieten die Städte Berlin und Köln sehr empfehlenswerte und informative Stadtführungen für Kinder mit unterirdischen Touren an.

Blick ins Buch

Fazit

Fesselnde Wirkung und spannende Fakten in ungewöhnlicher Erscheinungsform

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Julia Donaldson und Axel Scheffler – Superwurm/ Räuber Ratte

Superwurm Räuber Ratte

In unserer Klasse ereignete sich letzte Woche eine „Butterbrot-Erpressung“ mit anschließender Androhung von Gewalt bei Gegenwehr. Dieses Vorkommnis bewegte mich dazu,  nach der eingehenden Klärung des Ereignisses mit den beteiligten Kindern, ein zur Thematik passendes Bilderbuch der ganzen Klasse vorzustellen.

Die Wahl fiel auf Räuber Ratte. Räuber Ratte ist eine äußerst gemeine und fiese Ratte. Sie klaut jedem, dem sie begegnet das Essen. Dabei ist es dem Schurken völlig egal, ob es sich um Brotkrümmel, Blätter, Fliegen oder Stroh handelt. Räuber Ratte frisst den Bewohnern des Waldes alles weg und versetzt sie in Angst und Schrecken. Die armen Tiere werden immer dünner, bis sich letztlich eine kleine Ente zu wehren weiß…

Hier zur ausführlichen Rezension der Geschichte.

Unterstützung beim Vorlesen holte ich mir in Form eines sehr gelungenen Hörspiels, gesungen und gesprochen von Ilona Schulz. Sie beherrscht die Verstellung der Stimme in Perfektion. Die Stimme der räuberischen Ratte ist tief, kratzig und äußerst gemein. Im Hintergrund werden die Handlungen stets mit Geräuschen, wie dem Ziehen der Schubkarre, dem hastigen Galoppieren der Pferde oder dem unheimlichen Tropfen in der dunklen Höhle untermalt. Auch die Umsetzung des Echos verbreitet eine geisterhafte Atmosphäre und ein zur Geschichte sehr passendes Gänsehautgefühl. Im Begleitheft sind die beiden Lieder zu den Geschichten „Räuber Ratte“ und „Superwurm“ in deutscher und englischer Version abgedruckt.

Alle Kinder in der Klasse waren sich einig –  Räuber Ratte ist nicht nett! Hier schloss sich eine sehr fruchtende Unterhaltung in Bezug auf „prosoziales Verhalten“ an. Die Kinder betonten, dass alle Tiere des Waldes sehr ausgehungert und traurig aussehen und versuchten sich in ihre Lage zu versetzen, mit der Schlussfolgerung: „Ich wäre auch traurig, wenn mir jemand mein Butterbrot wegnehmen würde!“ „Außerdem kommt man dafür ins Gefängnis!“, rief ein anderes Kind und alle waren sich dem Ernst der Lage gleich bewusst. Das Ende der Geschichte fanden somit alle Schülerinnen und Schüler sehr gerecht und waren sich einig, dass Strafe auch manchmal sein muss.

Mein Butterbrot-Räuber lauschte der Geschichte sehr aufmerksam und entschied sich dem anderen Kind einen Entschuldigungsbrief zu malen. Auf dem Blatt waren ganz viele leckere Butterbrote zu finden, die in ein Herz gerahmt wurden.

Die Geschichte rund um den Superwurm hat im Gegensatz zu Räuber Ratte einen wahren Helden als Protagonisten. Er ist sehr hilfsbereit und daher bei allen Tieren beliebt. Als er von einer bösen Echse gekidnappt wird, überrascht es daher nicht, dass alle Tiere ihm schon sehr bald zur Hilfe eilen. Die Thematik kann sehr gut im Sachunterricht aufgegriffen werden, um herauszustellen was Regenwürmer im wahren Leben „Besonderes“ leisten. In einem Glaskasten können sicherlich einige Regenwürmer über einen längeren Zeitraum hinweg genauer beobachtet werden.

Bilderbücher stellen eine wunderbare Möglichkeit dar, prosoziale Verhaltensaspekte mit Kindern zu vertiefen und ihre Umsetzung im Alltag anzuregen. Wenn die Geschichte neben den außerordentlich gelungenen Illustrationen auch  noch so schön erzählt wird, wie von Ilona Schulz, ist das Leseerlebnis perfekt.

Lebendig gesungen und gesprochen – ein Muss für „Julia Donaldson“-Fans!

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