Karin Gruß und Dorota Wünsch – Ein Krokodil im Badesee?

Rezension

Zeitungsmeldungen und Beiträge in den Medien dürfen auch angezweifelt werden!

Diese Botschaft trägt das kunterbunte Wimmelbildbuch hinaus in die Welt und lehrt der eigenen Spürnase zu vertrauen und auch Dinge zu hinterfragen. Eine falsche Schlagzeile deutet an, dass ein Krokodil am Badesee sein Unwesen treibt. Schon bald verschwinden die ersten Badehosen und Sonnenbrillen. Liegestühle stehen plötzlich ganz woanders, Kopfhörer scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben und nach und nach steigt die Aufregung aller Badegäste.

Schon die kleinsten Spürnasen werden jedoch flugs entdecken, wer tatsächlich hinter diesem Unfug steckt. Da braucht man kein großer Detektiv zu sein, wenn man mit offenen Augen durch das Leben geht, um die wahren Übeltäter zu entlarven. Hin und wieder genügt es Fakten richtig zu kombinieren.

Die Illustrationen von Dorota Wünsch locken den Sommerspaß nach Hause und strotzen nur so vor Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Der Schabernack und die humorvolle List der Täter steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Doch so leicht und spritzig die Wimmelbilder sind, so wichtig und bedeutend ist die eigentliche Botschaft dahinter: Prüft die Inhalte und Informationen auf ihre Richtigkeit und Glaubwürdigkeit!

Blick ins Buch
Fazit

Entdecken, kombinieren und hinterfragen: Fake-News als Thema schon für die Kleinsten!

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José Sanabria und María Laura Días Domínguez – Ein Blatt im Wind

Rezension

Schon fast wie eine Liebeserklärung mutet dieses Bilderbuch einer spanischen Autorin an die beinahe nostalgische  Form der Informationsverbreitung an. Die gedruckte Zeitung als Nachrichten-Medium erscheint heutzutage neben dem Internet schon fast eine veraltete Form der Informationsbeschaffung zu sein. Umso rührender ist diese Hommage an eine ehemals revolutionäre Wissensquelle.

Aus der Ich-Perspektive wird die Reise einer Zeitung geschildert. Zunächst genießt es die wohlige Wärme in einer Druckerei und begibt sich anschließend auf einer ganz individuelle Reise. Vom Wind zerstreut landen die einzelnen Blätter an unterschiedlichen Orten. Es dient einem Jungen als gefaltetes Schiffchen, bietet einem verliebten Paar Schutz vor dem Regen, spendet in einem Kamin Wärme oder erfüllt seinen Zweck als Reinigungsutensil.  Ein betrübter Mann erhält das letzte Blatt.

Es war das erste Mal, dass jemand las, was ich zu sagen hatte.

Und hier entdeckt er eine Nachricht, auf die er schon lange wartete. Es war die wunderbarste Nachricht der Welt. Auch wenn wir als Leser nie den Inhalt dieser freudigen Botschaft erfahren, so können wir mit ansehen zu welchem Zweck Zeitungen dienen. Sie informieren, belehren, dokumentieren, unterhalten und manipulieren zuweilen. Man könnte auch hier weiterspinnen und gemeinsam mit den Kindern Pro und Kontra für diese Form der Nachrichtenverbreitung sammeln. Sogar die Illustrationen wirken verstaubt, aus einer anderen Zeit und einfach überholt. Als Gesamtbild fügt sich diese Komponente jedoch wunderbar in das enstsprechende Raster ein.

Dieses Bilderbuch ist ein toller Aufhänger für ein Zeitungsprojekt, das oft im vierten Schuljahr der Grundschule durchgeführt wird. Es lässt sich sehr gut in die Themeneinheit „Medien und Werbung“ einbinden. Durch die vielschichtige Verwendung der zerstreuten Blätter regt es zum fächerübergreifenden Arbeiten an und motiviert dazu Recycling-Projekte zu verwirklichen.

Blick ins Buch

Fazit

Eine Hommage an die gedruckte Form der Nachrichtenverbreitung.

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Jochen Weeber und Fariba Gholizadeh – Henrietta spürt den Wind

Henriettas Lieblingsbeschäftigung in ihrer Freizeit ist das Computerspielen. Ihre Eltern kommen erst spätabends nach Hause. Sie ist viel alleine. Eines Tages landet ein Ball auf Henriettas feuriger Haarpracht. Die drei verantwortlichen Kinder starren auf den Bildschirm und erkundigen sich, was sie da tagein tagaus am Computer macht. Begeistert erklärt sie ihnen, dass sie Spinnen, Käfer und Frösche fängt.

Sie freundet sich mit den drei Kindern an und verabredet sich mit ihnen zum Spielen – DRAUßEN! Die Sonne schneit warm auf ihre Haut. Sie steckt sich Löwenzahn ins Haar, klettert auf Bäumen und johlt wie Indianer. Im kleinen Tümpel zeigen die Freunde Henrietta Kaulquappen und sie beobachten gemeinsam Frösche. Für einen kurzen Moment schließt sie die Augen und spürt den Wind leise durch die Bäume streichen.

Dieses Bilderbuch ist eine Liebeserklärung an die Wunder der Natur. Gleichzeitig verdeutlicht es die Entwicklung der heutigen Zeit viel zu viel Zeit am Computer oder Smartphone zu verbringen. Das leuchtend rote Haar der Protagonistin bildet einen auf­fälligen Kontrast zur blassen Welt des Digitalen. Die Kinder zeigen Henrietta wie wunderbar es ist die Umwelt selbst zu entdecken. Hier werden alle Sinne angesprochen und gemeinsam macht die Erkundung viel mehr Spaß. Es ist eine Waage zwischen „drinnen“ und „draußen, zwischen „digital“ und „in echt“.

Henrietta gelingt es ihrer Routine zu entfliehen, Hindernisse zu überwinden, indem sie sich dem Neuen gegenüber offen und mutig zeigt. Und genau dafür wird sie belohnt. Diese Szene von Henrietta im Wald mit einem Frosch in der Hand, mit geschlossenen Augen und dem wehenden Haar ist sehr rührend und zaubert Gänsehaut zugleich. Diese Illustrationen agieren als wirkungsvolle graphische Inszenierungen, die auch komplexe, oft kaum bewusste Zustände und Erfahrungen in anschauliche Bilder zu fassen wissen.

Eine wunderbare Geschichte über das Fühlen und Entdecken der Natur und die Schönheit der Freundschaft.

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Daniela Kulot – Malte Maulwurf und sein wundersamer Fernseher

Malte Maulwurf hat zu seinem Geburtstag von seiner Freundin Mia Maus einen wundersamen Fernseher geschenkt bekommen. Es ist sogar in HD-Qualität, hat eine Fernbedienung, doch leider keinen Ton. Das jedoch stört den Malte nicht, denn er erzählt eh lieber einfach selbst dazu. Und so kommt es, dass Malte mit seinen Freunden vor einem riesigen Aquarium sitzen und in die Welt von spannenden, fantasiereichen und bunten Geschichten eintauchen. Malte ist ein toller Geschichtenerzähler und lockt viele Zuschauer und -hörer in seine Wohnung. Als der Molch auftaucht und einen richtigen Fernseher mitbringt, sind die Freunde glücklich, denn endlich haben sie eine vernünftige Sitzgelegenheit, um weiterhin Maltes wundersamen Geschichten zu lauschen …

„Weißt du (…), wenn du wunderbunt glücklich, froh und frei bist, dann kannst du Dinge sehen, die andere nicht sehen können, und du kannst Dinge erreichen, die andere nicht erreichen können.“

In dem neuen Bilderbuch von der sehr talentierten Daniela Kulot wird das Geschichtenerzählen und die Fantasie in den Vordergrund der Geschehnisse gestellt. Malte nutzt sein Aquarium als Anlass seinen Freunden die wundersamsten Dinge zu erzählen. Mit stets offener Körperhaltung präsentiert er ihnen die Früchte seiner Fantasie und kann sie an sein stetig wachsendes Aquarium fesseln. Die Farben des anfangs kleinen und eher unscheinbaren Aquariums, werden mit Maltes Erzählungen immer prächtiger, strahlender und bunter. Seine Zuschauer hat er alsbald für sich gewonnen und lässt die Kunst des Erzählens und ihre Bedeutsamkeit aufleben, sodass der „richtige“ Fernseher dagegen sehr blass aussieht.

Daniela Kulot schneidet das Thema Medienkonsum ohne den erhobenen Zeigefinger an und zeigt, dass die Mündlichkeit und das Beisammensein in der Gesellschaft sehr wertvoll ist. Natürlich können auch bestimmte Fernsehsendungen Wissenswertes vermitteln und die Fantasie anregen, dabei kommt es jedoch auf die Art der Sendung an. Manche können die kindliche Kreativität gar beflügeln (siehe Studie von Tillmann). Doch die Kunst des Erzählens entwickelt sich nun einmal durch das Sprechen.

Hier kann das Buch wunderbar bereits in der 2. Klasse als Aufhänger für das mündliche Erzählen genommen werden. Was heißt Geschichtenerzählen? Was bewirkt das bei den Zuhörern? Was macht einen guten Geschichtenerzähler aus? Das Aquarium kann durch einen Kamishibai-Rahmen ersetzt und mit den fantasievollen Beiträgen der Kinder gefüllt werden!

Wiedereinmal ein grandioses Bilderbuch von Daniela Kulot: die  Magie des kunstvollen Geschichtenerzählens!

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