Lucy Fleming – Mina und der Trau-dich-Zauber

Ich will nicht fort
an einen fremden Ort.
Dieser Baum ist mein Heim.
Genau hier will ich sein!

Es ist Herbst. Die Laubblätter bereiten sich auf das Loslassen vor, packen ihre Sachen, um auf den Boden zu segeln und dort in einem Eichelhaus zu überwintern. Das Blättermädchen Mina ist jedoch unerschrocken gewillt, sich nicht von der Eiche und damit ihrem Heim zu trennen. Sie klammert sich an die Zweige und bleibt auch bei bitterkalten Temperaturen als allerletztes Blatt hängen.

Irgendwann fühlt sie sich einsam und allein und erkennt, dass das Zuhause nicht an einen Ort gebunden ist. Daheim ist da wo die Familie und die liebsten Menschen sind. Mit diesem tröstlichen Gedanken segelt sie sanft nach unten und lernt, dass jede Veränderung im Leben mit Mut einhergeht. Nicht selten sind Veränderungen im Leben sogar eine sehr gute Entscheidungswahl, auch wenn sie einem zuvor Angst gemacht haben.

Diese fabelhafte Inszenierung von den Blättermenschen ist ein Genuss für das ästhetische Auge. Der Vater trägt einen Eichelhut und die Mutter ist in ein schickes Eichenblatt gehüllt. Dieses Bilderbuch bietet eine Sichtweise auf die Jahreszeit Herbst aus der Perspektive von Blättern. Für sie gilt es ihr Zuhause zu verlassen und Abschied zu nehmen. Nach dem Lesen wird man sicherlich einigen Laubblättern, die noch am Ast ausharren ganz anders begegnen.

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Oriol Canosa – Post aus Paidonesien

Rezension

Paidonesien kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Insel der Kinder“. Hierhin hat es den neujährigen Nicolas verschlagen. Auf einer Kreuzschifffahrt hat er se satt, sich die dauernden Streitigkeiten seiner Eltern anzuhören. Also packt er sein Hab und Gut und paddelt zur einsamen Insel, die er zum Rückzugsort für Kinder ernennt, die sich von ihren Familien genervt fühlen oder einfach eine schlechte Phase haben und für sich sein möchten. Das erste Gesetz heißt nämlich auch, dass Erwachsenen der Zugang nicht gestattet ist!

Als Inselpräsident mit einer stetig wachsenden Bevölkerungszahl nimmt Nicolas Kontakt zur Generalsekretärin der Vereinten Nationen auf und handelt eine Lebensmittelversorgung aus. Ein Architekt ist für den Bau eines Wolkenkratzers zuständig, indem alle Kinder Platz finden. Esther Blitzbirne ist dabei seine rechte Hand und unterstützt Nicolas im Aushandeln sämtlicher Verträge. Denn schließlich hat man als Staatschef alle Hände voll zu tun…zumindest bis einen die Sehnsucht nach der eigenen Familie doch einholt.

Dieser Inselbriefroman enthält ausschließlich Brief-Korrespondenzen. Aus pädagogischer Sicht ist es spannend die persönlichen und die formellen Briefe unter die Lupe zu nehmen. Wie unterscheidet sich die Anrede, der Schluss und insgesamt die Sprache? Gibt es besonders gelungene und höfliche Formulierungen? Jeder Absender hat seine eigene Schriftart und Typografie, sodass die Zuordnung zu den Charakteren leichter fällt. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind Autonomie und die Abkapselung vom Elternhaus. Die Kinder entdecken ihr eigenes Ich und sind mutig genug für ihre Entscheidungen einzustehen. Oft wird man als Erwachsener überrascht sein, was Kinder alles schaffen, wenn man es ihnen nur zutraut und sie machen lässt.

Blick ins Buch
Fazit

Das Streben nach Autonomie und Unabhängigkeit – in Briefform verfasst.

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