Philosophieren mit Kindern – Unterrichtsmaterial und Bücher

Philosophieren mit Kindern

Die Faszination an der kindlichen Offenheit und der Fähigkeit Fragen zu stellen und oft über gesellschaftliche Grenzen hinaus zu denken, ist groß. Ihre Vorstellungen sind unverfälscht, die Ideen kraftvoll und die Antworten kreativ. Diese Art auf die Welt zu schauen und sich damit auseinanderzusetzen, sollte man fördern und darüber miteinander ins Gespräch gehen.

Diese Auseinandersetzung ist spannend, reizvoll und äußerst lehrreich, nicht nur für Kinder. Sie sind die Zukunft unserer Welt. Ihre Denkweise bestimmt zukünftige Sichtweisen – der Mut Neues zu wagen und zu denken, kann geübt werden. Auf dem Büchermarkt findet man so einige Schätze, die wertvolle Ideen liefern und entweder als eine in sich geschlossene Geschichte behandelt oder zur Entnahme einzelner Aspekte dienen können.

Warum bin ich nicht du? – ist eine Sammlung an authentischen unzähligen philosophischen Fragen von Kindern zwischen 3 und 11 Jahren. Diese Fragen alleine bringen den Leser zum Schmunzeln und spiegeln so wunderbar die Naivität des kindlichen Denkens wider. Der Autor ist außerdem mutig genug bei Fragen, auf die es keine Antworten gibt, diese auch so zu bekunden.

Unmöglich – Eigenständige, originelle und kluge Köpfe haben hier die Gelegenheit zu kleinen Philosophen und Problemlösern heranzuwachsen. „Ein brennendes Eis“ – Das Titelbild spiegelt die Grundidee dieses Buches über das Unmögliche sehr gut wider. Hier treffen Gegensätze aufeinander und bringen die Leser in Versuchung weiterzudenken, zu spinnen, zu philosophieren. Nicht alle Denkanregungen sind schlüssig, logisch oder tiefsinnig. Zu vielen Fragen gibt es keine eindeutige Antwort. Doch darum geht es auch nicht. Bei diesem Buch raucht das Gehirn.

Um diese Kunst verschiedenste Fragen der Kinder aufzugreifen und ins Licht gemeinsamer Betrachtungen und Diskussionen zustellen, um an der spannenden Auseinandersetzung zu wachsen, habe ich 80 Impulsfragen zu vier unterschiedlichen Bereichen erstellt. Das Ziel ist, diese regelmäßig zu zücken, um im Unterrichtsalltag nicht nur das Weiterdenken, sondern auch das mündliche Sprachhandeln zu fördern. Wichtig ist hierbei die Kinder anzuregen, sich selbst Gedanken zu machen, und ihre Fragen gekonnt zurück zu geben – zum Beispiel mit Aussagen wie „Warum denkst du, dass das so ist?“. Weitere Fragen wären:

  • Kann es sein, dass…
  • Was würde es bedeuten, wenn…
  • Hast du ein Bespiel für deine Vermutung?
  • Wie meinst du das, wenn du sagst…

Beim Philosophieren ist die Lehrkraft kein Wissensvermittler und korrigiert auch nicht die Gedankengänge. Sie eröffnet neue Türen und leitet an, noch tiefer in die Sache einzutauchen, um einen möglichst breit aufgestellten Blickwinkel zu erhalten.

Besprechungen der oben abgebildeten Bücher:

Mit Kindern philosophieren
Grausame Welt
Wenn du einen Wal sehen willst
Neues vom Philosofisch

Ellen Duthie und Daniela Martagón – Grausame Welt?: Nachdenken über Gut und Böse

Rezension

In dieser stabilen Schachtel befinden sich 14 Bildkarten, die Kinder zum selbstständigen Denken anregen sollen. Es geht um das Thema „Grausamkeit“ und die Gegenüberstellung von Gut und Böse. Auf der Vorderseite wird eine vermeintlich grausame Situation dargestellt, während auf der Rückseite Fragen dazu dienen sollen, sich eine begründete Meinung zu bilden. So sollen Kinder zunächst das Bild auf sich wirken lassen und erst einmal frei erzählen. Nach der anfänglichen Diskussion können weiterführende Fragen eventuelle Pro- und Contra-Argumente herauskitzeln lassen.

Die Vorderseite der Karte zeigt ein Mädchen auf dem Boden sitzend, wie sie mit einem Bleistift eine Ameise aufpikst und laut ruft „Erwischt!“. Ist das grausam?

★ Wenn die Ameise das Mädchen vorher gebissen hätte, würde das deine Meinung zu dieser Situation ändern?
★ Findest du, dass das Mädchen eine Strafe verdient hat? Wenn du das glaubst: Welche Strafe wäre deiner Meinung nach angemessen?
★ Kann es sinnvoll sein, Ameisen zu töten? Wann zum Beispiel? Und wie viele?

Um sich ein Urteil zu bilden, brauchen Kinder vernetztes Wissen. Sie werden zu Querdenkern geschult und erproben sich dabei Dinge zu hinterfragen und nicht gleich als Norm anzunehmen. Hier wird die Gefühlsebene genauso bedient, wie der Perspektivwechsel und das emotionale Hineinversetzen und damit unbewusstes Erleben. Diese Bildkarten brauchen Zeit und sollten sukzessiv aufeinander aufbauend eingeführt werden. Positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass die Autorinnen der Schachtel drei Blanko-Karten beigelegt haben, um Kinder selbst Situationen bildlich einfangen zu lassen und auf der Rückseite Fragen aufzuschreiben. So werden sie von passiven Betrachtern zu aktiven Handelnden.

Ein Poster mit dem Titel „Grausame Welt“ stellt unsere Weltkugel von außerhalb betrachtet dar. Es ist ein Wimmelbild mit vermeintlich grausamen Situationen und schon bald wird der Betrachter für sich postulieren können, dass Gut und Böse vielleicht doch Hand in Hand miteinander gehen.

Ein tolles Set für Familien, die abends gerne miteinander ins Gespräch kommen, diskutieren und Meinungen austauschen. Auch für den schulischen Einsatz, sei es in der Arbeitsgemeinschaft „Philosophieren mit Kindern“, dem Ethik- oder Religionsunterricht sind diese Bild- und Gesprächskarten sehr zu empfehlen.

Blick ins Buch

 

Fazit

Weiterdenken ist erwünscht – Philosophieren mit Kindern anbahnen

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