Es war einmal eine Zeit, in der Zahlen die Welt bevölkerten und für Ordnung sorgten. Alles war formatiert, sortiert und gegliedert. Und doch war die Welt grau und langweilig. Eines Tages machten sich fünf Freunde daran, etwas zu erschaffen das anders war. Sie werkelten, tüftelten, grübelten und erschuffen etwas, das zu Beginn noch etwas seltsam aussah. Es war ein Gemisch aus Zahlen und Buchstaben. Ihr Wille trieb sie immer weiter voran, bis die ersten Buchstaben entstanden und mit sich Farben in die graue Welt der Zahlen brachten. Die Welt füllte sich mit Freude. Ab diesem Zeitpunkt bekamen die Zahlen Namen, die Gebäude hatten keine langweiligen Nummern, sondern richtige Bezeichnungen. Alles ergab nun einen Sinn, dank der Buchstaben.
In diesem Bilderbuch geht es vordergründig nicht um Farben, wie der Titel es vielleicht suggeriert, sondern um die Vorteile von Erfindung der Schrift. Erst die Buchstaben bringen Farben in unsere Welt und verleihen dem Drumherum Sinnhaftigkeit.
Besonders gelungen ist in diesem Buch der Prozess der Erschaffung von etwas Neuem. Dazu gehört viel Mut, die Bereitschaft sich von der Norm, dem Gewohnten zu entfernen, etwas zu wagen und viel Zeit und Arbeit zu investieren. Diese Entwicklung verdeutlicht die wissenschaftliche Herangehensweise auf kindgerechte Art und Weise. Auch da gilt es die ersten Ergebnisse zu überarbeiten, zu reflektieren, dran zu bleiben und schließlich zu vollenden.
Die außergewöhnliche Gestaltung wird den Kindern sofort ins Auge springen. Der Illustrator spiegelt die Wendung der Erfindung in der Einbindung der Farben wider und bringt bei der Geburt der Buchstaben die mit Leben erfüllte Farbenpracht ins Spiel. Gleichzeitig spielt er mit den Formaten und springt vom Hoch- zum Querformat, um die damit einhergehende Unruhe zu symbolisieren und aber auch die große Bedeutung zu veranschlaulichen. Sogar das Buchcover kann sich dank des Umschlags von grau und trist zu bunt und lebendig verwandeln.
Die Geschichte von William Joyce regt Kinder dazu an sich Gedanken über eine Welt ohne Buchstaben zu machen. Gleich dem Prinzip „Was wäre wenn …“, wird uns klar wie wertvoll diese Erfindung für uns Menschen ist. Hier lässt sich sicherlich auch der Bogen zur tatsächlichen Erfindung beginnend in der Steinzeit schlagen. Wer hat die Schrift erfunden? Mit welcher Absicht? Wie unterscheidet sich die lateinische Schrift von der arabischen, kyrillischen oder chinesischen Schrift? Eine spannende Unterhaltung kann folgen, die zu vielen weiteren Fragen anregen darf …
Die Schrift und ihre Bedeutung auf kindgerechte Weise angestupst.