Duncan findet in seiner Schublade einen Stapel Briefe. Seine Farbstifte wenden sich an den Jungen und schildern in Briefform ihren Einsatz. Der rote Stift erkundigt sich nach einer Pause und fühlt sich regelrecht überarbeitet, denn er muss sogar an Feiertagen arbeiten und all die Nokoläuse und Valentinsherzchen ausmalen. Der ordnungsliebende Lieblingsfarbstift für Trauben und Zauberhüte beklagt sich darüber, dass zu viel Farbe für die Flächen außerhalb der eigentlichen Zeichnung verschwendet werden. Er bittet Duncan doch bitte innerhalb der Linien zu malen.
Die Beschwerdebriefe nehmen ihren Lauf. Und in jedem steckt eine große Prise Humor. Lediglich die Farbe grün tanzt aus der Reihe und schreibt einen glücklichen Brief und bedankt sich höflich für den fleißigen Einsatz. Natürlich möchte Duncan, dass alle seine Farbstifte glücklich sind und überlegt sich eine Lösung, für die ihm seine Lehrerin einen goldenen Stern für Kreativität verleiht.
Bei diesem Bilderbuch lacht das Lehrerherz doppelt. Zum einen wird die Briefform mit unterschiedlichen Anrede- und Schlussformen thematisiert. Hier könnten die Kinder im Deutschunterricht auf Entdeckungsreise gehen und in den insgesamt 12 Briefen stöbern und die verschiedenen Elemente heraussuchen. Daran anschließend wäre es denkbar den Perspektivwechsel im Briefeschreiben zu üben, indem Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit bekommen sich in eine Farbe hineinzuversetzen und ebenfalls einen (Beschwerde-) Brief zu schreiben. Hierbei sollte das Bilderbuch nicht zu Ende gelesen werden, damit eigene Ideen integriert werden können.
Zum anderen steht der Einsatz der Farbenlehre und einige Anwendungstechniken der Farbstifte im Vordergrund, was wunderbar im Kunstunterrricht integriert werden kann. Dem fächerübergreifenden Einsatz steht somit nichts mehr im Wege. Jüngere Kinder könnten der Geschichte entnehmen welche Gegenstände mit welcher Farbe angemalt werden. Ein witziger Diskussionspunkt ist das Streitthema von Gelb und Orange: Welche Farbe hat nun die Sonne? Ältere Kinder orientieren sich an den Techniken des flächendeckenden Ausmalens (Lila), dem sorgsamen Umgang (Rosa) oder der Anwendung der Umrandungslinien (Schwarz). Dieses Bilderbuch bietet sehr viel!
Die äußerliche Gestaltung darf auch nicht unerwähnt bleiben. Oliver Jeffers ist ein Meister und zeigt auch hier sein Können. Die Illustrationen sind zum Verlieben und sehr kindgerecht gestaltet. Die letzte Seite wird den Kindern sicherlich ein „Oh, wie schön!“ entlocken. Auch die Texte sind mit einem Schmunzeln zu betrachten und decken viel Wahres auf. Mein Lieblingsbrief ist der von der Farbe Beige und die Zeichnung dazu einfach genial.
Ein neues Herzensbuch für den Kunstunterricht.