
Erziehung und Muttersein ist eine Lebensaufgabe!
Die niederländische Künstlerin und Illustratorin Mies van Hout präsentiert auf zwölf Doppelseiten die einzelnen Stationen einer Mutter-Kind-Beziehung. Als Protagonist dient ein farbenprächtiger Vogel mit einem sich stets ändernden Federkleid. Die unnachahmlichen Illustrationen der mehrfach prämierten Künstlerin ragen aus dem schwarzen Hintergrund empor und brennen sich sofort in das Gedächtnis des Betrachters ein.
Während das nun in der sechsten Auflage erschienene Bilderbuch „Heute bin ich“ die Emotionswelt von Fischen, die sonst nicht unbedingt für ihre abwechslungsreiche Mimik berüchtigt sind, in den Vordergrund stellt, widmet sich dieser Folgeband dem Brutverhalten von Vögeln. Auf der ersten Doppelseite strahlt uns ein hoffnungsvoller Vogel mit einem in die Luft gehobenen Schnabel und in aller Farbenpracht leuchtendem Gefieder in Form von kleinen Küken, an. Daneben pulsiert das für sich stehende Wort „WÜNSCHEN“ in all seiner Dringlichkeit. Die nach außen transparente Innerlichkeit dieses Vogels kann nicht anders, als den Leser bereits von der ersten Seite auf diese wundervolle Reise der Mutterschaft und des Lebens zu entführen.
Die bedeutsamen weiteren Lebensabschnitte menschlichen Heranreifens und die somit für die Mutter verbundene Rollenänderung werden in Form von Verben als Entwicklungsschritte dargestellt. Nach „hoffen“ und „erwarten“ kommt das „Staunen“ über dieses Wunder des Lebens. Doch auch die alltäglichen Erziehungsmethoden, zu denen auch das aufmerksame „Zuhören“ gehört, hier realisiert durch das von der Vogelmama zum Küken geneigte offene Ohr und die großen, weiten, aufmerksamen Augen, finden ihren Platz im Buch als essenzielle Aufgabe im Prozess der Entwicklung.
Das Herz wird beim Betrachten der letzten Seite auch etwas schwer, denn hier wird eine wehmütige Vogelmama skizziert, die viel von ihrer Innerlichkeit an die Kinder gegeben hat und sie in all ihren Regenbogenfarben mit frohem Lebensmut davon fliegen sieht. Das Muttersein mündet unweigerlich in einem elterlichen „Loslassen“, das zwischen Melancholie und aber auch Stolz pendelt.
Diese Sensibilität trifft ins Herz. Es ist ein Buch für Erwachsene, vor allem für Mütter, aber auch Pädagogen und allen im Reifeprozess von Kindern Beteiligten. Die rührende Wahrhaftigkeit wird mit wenigen Worten, dafür in umso umwerfenden und kostbaren Pastell- und Wachskreidezeichnungen übermittelt.



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