Geschlechtsidentität – Infokarten und Arbeitsblätter

Die eigene Geschlechtszugehörigkeit ist ein Teil der Identitätsfindung und setzt die Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschlecht voraus. Für die Entwicklung des Ichbewusstseins ist es ein äußerst wichtiger Baustein. So werden im Grundschulunterricht nicht nur die Stereotypen bei den Rollenbildern von Mädchen und Jungen thematisiert, sondern auch die Vielfältigkeit der Geschlechter. Dabei wäre das biologische Geschlecht vom gefühlten Geschlecht als ein Aspekt sexueller Bildung im Sachunterricht zu unterscheiden.

Mit dem dritten Geschlecht „divers“ und der gelebten Vielfalt, entstehen auf Seiten der Kinder begründete Fragen. Manche intergeschlechtliche Menschen werden mit Geschlechtsmerkmalen geboren, die sich eben nicht in die Kategorien von „männlich“ und „weiblich“ einordnen lassen oder gar zu beiden Kategorien gehören.

Diese Lesekartei umfasst die Beschreibung des biologischen Geschlechts und die Unterscheidung in „männlich“, „weiblich“ und „divers“, welches seit 2018 auch im Geburtsregister eingetragen werden kann. Da Schülerinnen und Schüler oft keine Vorstellung von der Geschlechtszuordnung „intersexuell“ haben, wurden hier Informationen in einfacher Sprache zusammen getragen. Die Abgrenzung zu „trans“ wird ebenfalls berücksichtigt. Das schafft mehr gesellschaftliche Akzeptanz und stärkt Kinder bereits in jungem Alter.

Rachel Greener und Clare Owen – Du! Wer du bist und wie sich dein Körper verändert

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und den Veränderungen, die die Pubertät mit sich bringt, ist für Kinder und Jugendliche essentiell. Es gehört für die Entwicklung des Ichbewusstseins und zum Erwachsenwerden dazu. Dafür bedarf es geeigneter Aufklärung. Das Sachbilderbuch thematisiert Veränderungen in einfacher und gut verständlicher Sprache.

Hier wird Diversität und Inklusion groß geschrieben und zwar nicht als Randerscheinung, sodern als ganz selbstverständlicher Teil der Gesellschaft. Es wird die ganze Bandbreite abgebildet, sodass man Menschen jeglicher Hautfarbe, Kulturzugehörigkeit und sexueller Orientierung vorfindet. Man blickt auf Menschen im Rollstuhl, mit Hautkrankheiten oder nur einem Arm.

Die typischen Geschlechterzuschreibungen werden über Bord geworfen. Ein selbstbewusstes Mädchen steht auf dem Rasen und ruft: „Ich HASSE Pink.“ Es findet neben den beiden Geschlechtern auch das Geschlecht „divers“ Erwähnung. Körperpflege, Online-Sicherheit und die emotionale Veränderungen sind weitere Kapitel in diesem Buch. Positiv zu erwähnen ist, dass aktuellere Fachbegriffe rund um Vagina und Vulva genutzt werden, genauso wie Menstruationstassen oder Perioden-Unterwäsche als nachhaltige Hygieneartikel im Alltag.

Dieses Sachbilderbuch zeigt nicht nur von der Aufmachung in den Regenborgenfarben auf dem Cover, dass die Welt bunt ist. Es wird auch von den vermittelten Ansichten so gelebt. Hinweise zum achtsamen Umgang miteinander werden immer wieder eingestreut.

Nicht alle Erwachsene können oder wollen mit ihrem Körper ein Baby zeugen oder auf die Welt bringen. Es gibt verschiedene Arten, erwachsen zu sein.

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Plakate zu weiblichen, männlichen und intersexuellen Geschlechtsorganen finden sich für pädagogische Zwecke unter dem folgenden Link.

Iris Wolfermann – Karla und die Sache mit der Liebe

Rezension

Anders als in der altbekannten Lektüre „Ben liebt Anna“, die gerne zur Thematisierung von dem ersten Gefühl des Verliebtseins genutzt wird, verguckt sich hier Karla in Ben. Allerdings ist sich die Protagonistin gar nicht so sicher, ob sie nicht doch Tan lieber mag. So stehen die beiden Jungen als Schatten hinter ihr auf dem Buchcover, während sie versucht herauszufinden, warum alle beim Thema Sex rote Ohren bekommen.

Als Karla in das Elternschlafzimmer geht, weil sie von dort seltsame Geräusche hört, weichen ihre Eltern aus und behaupten, dass Papa Mama die Fußnägel unter der Bettdecke lackieren würde. In Sachkunde lernt Karla gerade die Geschlechtsteile und was Verhütung bedeutet. Als sie ihre ältere Schwester zu ihrem neuen Freund befragen möchte, rennt sie einfach weg. Alle scheinen der Sache mit der Liebe gegenüber etwas schambehaftet zu sein.

Während Karla neugierig und offen dem Thema Sexualität gegenübertritt, scheinen die anderen damit Unwohlsein und Scham zu verbinden, was eigentlich schade ist. Die Vögel haben Sex auf offener Straße und auch ihre Eltern vergnügen sich, doch sprechen mag keiner darüber. So beschließt Karla für sich:

Wenn ich groß bin, dann mache ich Sex mit Ben. Und mit Tan.
Und dann sollen wir keine roten Ohren bekommen.

Blick ins Buch
Fazit

Ein unterhaltsames Buch über das erste Verliebtsein und die Scham rund um die Sache mit der Liebe.

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Carsten Müller und Sarah Siegl – Von wegen Bienchen & Blümchen!

Rezension

Dies ist ein Aufklärungsbuch mit allen modernen Diversitätsansätzen und der Thematisierung von Gender. Das witzig bebilderte Sachbilderbuch ist ein Rundumschlag mit Themen, die im Sexualunterricht der Grundschule angeschnitten werden und bietet auch für Eltern und Pädagogen Tipps zum unverkrampften Umgang mit Sexualität.

Die Bandbreite reicht von der Einzigartigkeit der Körper, der Veränderung von Gefühlen, Geschlechtsreife und der damit einhergehenden Geschlechtsidentität. Der Fachbegriff „Vulva“ wird für die sichtbaren Schamlippen benutzt, ergänzend zur Vagina als Scheide. Erfreulicherweise wird Gefühlen ausreichend Platz eingeräumt, denn genau diese steuern uns, auch in der Sexualität. Der Mut auch einmal „Stopp!“ zu sagen und sensibel dem Nein-Gefühl zu sein, sind wichtige Bestandteile der Aufklärung.

Jede Doppelseite widmet sich einem Thema und leitet gekonnt zu anderen, vernetzten Randthemen über. Hier finden sich Inhalte, die ich persönlich in anderen Büchern oft vermisse. So werden hier Doktorspiele und die Erkundung der Körper berücksichtigt. Auch die Begegnung mit Pornografie findet Erwähnung. Hilfreiche Ratschläge zum Umgang mit verstörenden Bildern und dem Medienkonsum von Kindern werden ergänzt. Pädagogisch wertvoll ist außerdem die Darstellung der unterschiedlichen Familienformen, die sich eben nicht in einen Familienstammbaum zwängen lassen. Man findet hier Regenbogenfamilien, gleichgeschlechtliche Paare ohne Kinder, Patchworkfamilien und Alleinerziehende. Sie alle bilden ihre Form einer Familie. Und schließlich geht es darum, dass Sex nicht ausschließlich zum Zweck der Fortpflanzung dient, sondern weil es einfach Spaß macht. Die Natur hat sich das schon ganz klug ausgedacht!

Blick ins Buch
Eisprung
Fazit

Schambefreites Aufklärungsbuch zur natürlichsten Sache der Welt, ganz ohne Bienchen und Blümchen.

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