Sabine Jörg und Anne-Kathrin Behl – Der Ernst des Lebens: Den Schulweg gehen wir gemeinsam

Rezension

In dieser Fortsetzung des Schulstartklassikers geht es um Verkehrssicherheit auf dem Schulweg. Annette und Ernst sind beste Freunde und meistern auch den Schulweg seit dem ersten Schultag gemeinsam. Unterwegs springen sie über Pfützen, überqueren Zebrastreifen und erzählen sich Geschichten. Als Ernst seiner Freundin seinen neuen Flummi zeigen möchte und dieser unerwartet auf die Straße springt, erleben beide einen ganz schönen Schreck.

Nach diesem Vorfall schreibt Annette ihm eine wichtige Verkehrsregel hinter die Ohren, damit er es ganz sicher nicht mehr vergisst. Auch in der Schule bespricht Frau Jäger die wichtigsten Regeln für Fußgänger im Straßenverkehr noch einmal mit der ganzen Klasse. Und zu Hause wundert sich seine Mama beim abendlichen Bad über das Gekritzel und muss regelrecht schmunzeln – da hat jemand die Redewendung also wörtlich genommen!

Das Thema Sicherer Schulweg gehört mitunter zu den ersten Themen, die man in der Schule im Sachunterricht durchnimmt. Es geht darum, im Straßenverkehr stets aufmerksam zu sein, um sich und andere nicht zu gefährden. Jedes Kind sollte die Ampelsymbole kennen und zum Überqueren der Straße den sichersten Weg nehmen. Häufig wird mit dem Schulpolizisten das zügige Überqueren der Straße und vor allem der Blick nach links, nach rechts und wieder nach links geübt.

Die Illustratorin schafft eine ungemein herzliche und warme Atmosphäre, indem sie Toleranz walten lässt und eine große Bandbreite an Charakteren aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen einbindet. Am Straßenrand stehen Bücherkisten, die die Überschrift „zu verschenken“ tragen und die Bilder fügen dem Erzählten hinzu, was sich nur schwer in Worte fassen lässt. Hier wird eine positive Fehlerkultur vermittelt und die Verkehrsregeln mit einer Prise Humor, wenn auch mit dem wichtigen Hinweis auf die Sinnhaftigkeit der Einhaltung, vermittelt. Auf der letzten Doppelseite findet sich eine Liste mit 10 Verkehrsregeln, die jedes Kind kennen sollte. Diese sind in Schreibschrift verfasst und mit einigen Symbolen als Erinnerungsstütze ergänzt.

Das Bilderbuch bietet auch eine wunderbare Überleitung zu Redewendungen und Redensarten. Aus „sich etwas hinter die Ohren schreiben“ als bildhafte Formulierung für „sich merken“, können andere Redewendungen und ihre Bedeutung besprochen werden, wie:

  • Tomaten auf den Augen haben
  • jemandem einen Bären aufbinden
  • einen Frosch im Hals haben
  • den Kopf in den Sand stecken usw.
Blick ins Buch

Dieses Arbeitsblatt kann kostenlos heruntergeladen werden und soll auf eine spielerische Art und Weise das Wissen rund um die Ampelsymbole festigen. Die Kinder dürfen zunächst die Ampelmännchen entsprechend ihrer Platzierung grün oder rot ausmalen und anschließend im Labyrinth ausschließlich den grünen Ampelmännchen folgen, um letztlich sicher in der Schule anzukommen. Der Einsatz ist gänzlich ohne Lesefertigkeit möglich.

Fazit

Sicherer Schulweg – ein Muss zum Schulanfang in jedem Klassenzimmer!

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Martin Baltscheit – Die Geschichte vom Löwen, der nicht bis 3 zählen konnte

Der Löwe kann brüllen und Zähne zeigen, nur das zählen beherrscht er nicht. Aber das stört ihn nicht. Nun ja, bis er eines Tages einen Löwen trifft, der seiner Löwin einen Blumenstrauss schenkt und ihre Aufmerksamkeit somit für sich beansprucht. Das missfällt dem Löwen sehr. Als ein Schmetterling ihn auf seine Wut provozierend fragt: „Na, hör mal, kannst du nicht bis 3 zählen?“, beschliesst der Löwe sich auf den Weg zu machen, um jemanden zu finden, der bis 3 zählen kann…

Das Buch „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ hat sich ja mittlerweile als Klassiker zur Einführung in das Thema Briefe schreiben fest etabliert. Die Illustrationen begeistern die Kleinen stets aufs Neue und das Mitsprechen der sich wiederholenden Strukturen geschieht wie von selbst. Umso erfreuter war ich eine Fortsetzung des überragenden Bilderbuchs in den Händen zu halten.

Die erste Illustration schliesst an das letzte Bild aus „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ an und zeigt den Löwen und die Löwin lesend auf der Wiese liegen. Durch ein Missverständnis verspürt der Löwe Minderwertigkeitsgefühle und beschliesst die anderen Tiere zu bitten, ihm das Zählen beizubringen, um seine Löwin wieder beeindrucken zu können. Dieses Vorhaben ist jedoch nicht von Erfolg gekrönnt, denn jedes Tier hat für sich nur eine besondere Zahl auserkoren wie z.B. das Einhorn die eins, die Schwäne die 2 usw., das Aufsagen einer Folge von  Zahlwörtern kann leider keines dieser Tiere. Die Antworten der Tiere sind stets in Reimform  und sehr amüsant. Die wiederkehrende Satzstruktur „Total blöd!“ animiert auch hier zum Nachsprechen. Die Illustrationen geben geschickt versteckt die nun folgende Zahl z.B. durch den Uhrzeiger, Kerzenanzahl, Kinderzahl etc. wieder. Beim Vorlesen kann vor der Erwähnung der richtigen Zahl innegehalten werden, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, die Zahl von sich aus zu nennen.

Der Fokus liegt in diesem Bilderbuch, meiner Meinung nach, jedoch eher auf der Zweideutigkeit bestimmter Aussagen. Was meint der Schmetterling, wenn er fragt: „Kannst du nicht bis 3 zählen?“, als der andere Löwe die Aufmerksamkeit der Löwin mit einem tollen Blumenstrauß auf sich lenken konnte und dafür einen Kuss bekam? Oder was bedeutet die Äußerung des Löwen nach einem Zweikampf, dem Löwen Bruchrechnung beigebracht zu haben? Diese Aussagen dienen wunderbar als Aufhänger zur Thematisierung von Redewendungen.

Leider empfinde ich den Ausgang der Geschichte, pädagogisch betrachtet, nicht wirklich gelungen. Das Problem der Rivalität wird mit Fäusten und Gewalt gelöst. Natürlich muss man im Hinterkopf behalten, dass die Löwen in der Tierwelt es genauso tun, aber einen bitteren Nachgeschmack hat es für mich trotzdem.

Zum Thema Bilderbücher im Mathematikunterricht verweise ich auf dieses äußerst gelungene Bilderbuch zur Mengenerfassung: Zwölf und der Wolf.

Zur Thematisierung von Redewendungen und zweideutigen Aussagen sehr zu empfehlen.


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