Katja Frixe und Pe Grigo – Familie Schnarch

Rezension

Familie Schnarch liebt nichts mehr als einen ausgiebigen Schlaf. Wenn da nicht die täglichen Wecker wären, die sich immer wieder aus dem Träumeland reißen würden. Da kann man sich denken, dass Zuspätkommen bei dieser Familie das Natürlichste der Welt ist. Die Eichhörnchenfamilie hält nämlich nichts von Hetze und Eile. Gemütlichkeit ist ihnen viel lieber.

Das Eichhörnchen Anton verlässt heute nur das Bett, weil Isolde Geburtstag hat. Als Geburtstagsgeschenk hat er der Eule eine Geschichte mitgebracht. Dabei kann er sich so wunderbar in fremde Welten wegträumen. Ja, wohl! Anton kann sogar im wachen Zustand träumen. Dabei lässt er seine Gedanken einfach schweifen. Während die anderen Tiere sich im Stress verlieren, genießt er das Hier und Jetzt ausgiebig. Nur das Abendkuscheln als tägliches Pflichtprogramm mit der ganzen Familie möchte er keinesfalls verschlafen.

Dieses Bilderbuch behandelt das Thema „Entschleunigung im Alltag“. Es geht darum, etwas achtsamer mit sich und seiner Umwelt umzugehen. Natürlich wird es mit der Familie Schnarch auf die Spitze getrieben und doch zeigt es die zwei Seiten der Medaille. Tagträumerei und das gedankliche Wegnicken ist kein allzu seltenes Phänomen. Immer wieder hat man Kinder im Klassenraum sitzen, die nur körperlich anwesend sind. Meistens sind sie tatsächlich sehr empfindsam in Bezug auf Stimmungen und haben einen ausgeprägten Sinn für Fantasievolles. Sie nehmen ihre Umwelt wahr, nur vielleicht etwas anders und hin und wieder vielleicht auch verlangsamt.

Blick ins Buch
Fazit

Wenn der Geist auf Wanderschaft geht – Tagträume bei vollem Bewusstsein

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Anne Hassel und Barbara Korthues – Tommi trödelt!

Tommi trödelt Bilderbuch

Tommi kommt aus einer Waschbär-Familie, in der alle flink sind und so umher sausen, dass die Blätter an den Bäumen zittern. Nur Tommi ist langsam und mag es in der Früh überhaupt nicht aufzustehen. Er schmust viel lieber mit seinem Kuscheltier oder schaut sich die vorbei ziehenden Wolken an. Und so kommt es, dass er seinen Schulbus verpasst, die erkaltete Suppe essen muss und auch die Gute-Nacht-Geschichte nicht zu hören bekommt.

Eines Tages beschließt er, dass sich etwas ändern muss. Dafür bittet er seine Freunde um Hilfe. Der Hahn ist für das Wecken verantwortlich, der Maulwurf soll Tommi erschrecken, wenn er mal wieder vor sich hinträumt und die Eule soll Tommi mit ihren Schauergeschichten schnell ins Bett jagen. Hat es was gebracht? Oh, ja! Tommi ist nun pünktlich. Lediglich für die Tiere gab es eine sehr gesunde Wendung in der Einstellung zum „Trödeln“.

Rezension

„Zeit haben“ ist in der heutigen Gesellschaft ein Luxusgut. Der Rezipient kommt nicht umhin Tommi schnell ins Herz zu schließen. Er entdeckt seine Umwelt und nimmt jedes Detail genau unter die Lupe. Er kann sich an den Wolken erfreuen und an der Schönheit der Wiesenblumen. Wären da bloß nicht diese festgezurrten Richtlinien der Gesellschaft, die einen dazu zwingen, sich dem Lauf der Dinge anzupassen.

Welche Eltern kennen dieses Problem nicht? Ein Tagesablauf im gewöhnlichen Alltag zwingt einem nun mal bestimmte Verhaltensmuster auf. Kinder erlernen dies individuell und Tommis Geschichte bringt ein bisschen Entspanntheit in diese Angelegenheit. Der Knackpunkt ist seine eigene Erkenntnis, dass sich etwas ändern muss. Mit ein bisschen Unterstützung seitens der Tiere klappt das recht schnell.

Die herausnehmbare Trödel-Uhr für das Kinderzimmer, die diesem Bilderbuch beigelegt wurde, soll die häusliche Situation entspannen und das Trödel-Problem eindämmen. Im inneren Kreis wird das eigentliche Ziel festgesetzt, sei es „Zähne putzen!“ oder „Aufräumen!“. Der große Zeiger ist für die Kinderhand gedacht und bietet den Kindern einen kleinen Entscheidungsfreiraum, sodass sie für sich noch eine kleine „Trödelaufgabe“ dazwischen schieben können. Zur Wahl stehen „Eine Runde toben“, „Einmal feste kuscheln“ oder „ganz laut singen“. Ein Feld wurde für die „eigene Trödel-Idee“ frei gelassen. Damit werden Kinder in ihrer Selbstständigkeit gefördert und Eltern können sich etwas zurück nehmen.

Das Ende des Bilderbuchs beeindruckt mich ungemein. Da sitzen die Tiere auf der Lichtung im Wald, schauen rüber zum schlafenden Tommi und nehmen sich vor, ab morgen ein bisschen zu trödeln.

Dieses Gehetze ist nicht immer schön.

Meiner Meinung nach ist dies eine wichtige Erkenntnis, denn sofern es die Zeit erfordert, sollte man sich den Luxus nehmen und tatsächlich genüsslich ein bisschen trödeln, die Dinge etwas langsamer angehen, sich auch mal langweilen oder die Wolken am Himmel ein paar Sekunden länger anschauen. Wer nicht trödelt, verpasst das Leben!

 

Blick ins Buch

Fazit

Fröhliches Bilderbuch zum lebensnahen Thema „Trödeln“.

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