Amelie ist mit ihren Eltern das erste Mal im Leben am Meer und fürchtet sich etwas vor so viel Wasser und den großen Wellen. Als sie sich ein bisschen weiter ins Wasser traut, kommt ein kleiner Fisch, der an ihren Zehen knabbert. Mit ihrem neuen Freund vergisst sie ihre Angst völlig und sie spielen Verstecken, Fangen, Tauchen und Springen. Abends schwimmt der Fisch ins offene Meer hinaus und kommt am nächsten Morgen erneut zu Amelie. Das Abscheidnehmen fällt Amelie immer schwerer, bis sie beschließt den kleinen Fisch in einem Glas einzufangen.
Der Fisch ist jedoch sehr unglücklich und Amelie bekommt ein schlechtes Gewissen. Sie lässt ihn wieder frei und wartet am nächten Morgen vergebens auf ihren kleinen Freund. Er kommt nicht. Amelie ist traurig und sagt, dass es ihr leid tut den Fisch gegen seinen Willen festgehalten zu haben. Sie hat verstanden, dass jedes Lebewesen frei ist und man die Zuneigung eines anderen nicht erzwingen kann.
Die Grundstimmung dieses fabelhaften Bilderbuchs erinnert mich sehr stark an mein Lieblingsbuch aus dem Jungbrunnen Verlag „Ein Rucksack voller Sand“. In diesem Bilderbuch schwingt Sehnsucht, Unsicherheit, Angst, aber auch Erkenntnis, Erfahrungsgewinn und Reife mit.
Die Feriengeschichte von Helga Bansch zeigt, dass Beziehungen als Besitzeigentum nicht funktionieren können. Das kleine Mädchen begreift recht schnell, dass der Wille eine Freundschaft zu erzwingen, sie bereits im Keim ersticken lässt. Denn jeder benötigt seine Freiheiten und die Akzeptanz dieser Regel bringt die Freundschaft im Gegenzug zum Wachsen und Blühen.
Helga Bansch skizziert die Figuren dieser Geschichte mit bloßen Bleistiftstrichen und akzentuiert die Umgebung mit dezenten, natürlichen Farbklecksen. Es breitet sich dadurch eine leicht melancholisch angehauchte und doch mit Zuversicht gefüllte Stimmung aus. Die kleine Ente, die Amelie überallhin begleitet, scheint eine Art „inner mirror for a spiritual journey“ zu sein. Die Gefühlswelt Amelies spiegelt sich ebenfalls in der Körperhaltung und dem Gesichtsausdruck der Ente wider.
Kinder brauchen Zeit, um das Gehörte oder Gelesene zu verarbeiten. Um etwas Sacken zu lassen, eignen sich Aktivitäten, die die behandelte Thematik aufgreifen und ein bisschen umwälzen. Die Gedanken haben so Zeit den Erkenntnisgewinn einzuordnen und zu verdauen. Daher ein Gedankennetz zur Hauptperson „Amelie“ und ihren Charaktereigenschaften:
Dieses Bilderbuch bringt einen zum Wachsen. Nach dem Lesen nimmt man einen wichtigen Erfahrungsschatz mit sich und ist dankbar für so viel Erkenntniszuwachs!
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