Jory John und Pete Oswald – Der große Käse

Der große, runde, große Käse erstrahlt im Glanze seiner Perfektion. Mühelos gewinnt er Wettkämpfe und hat seine Stärken dermaßen perfektioniert, dass er sich bei Wettbewerben nicht einmal groß anstrengen muss. Alle anderen haben gegen seinen Charme, seine Ausdauer, seinen Witz und seine Schnelligkeit keine Chance. So prahlt er um sich und sonnt sich in seinen Erfolgserlebnissen.

Lediglich ein kurzer Blick in seine Vergangenheit verrät, dass er es nicht immer so einfach hatte. Als Kind wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf und gärte im bescheidenen Pasteurisierungsprozess. Diese emotionale Unzulänglichkeit überspielte er gekonnt mit einer undurchdringlichen Mauer, laut der Devise „Mir kann keiner das Wasser reichen“.

Doch eines Tages kam ein stiller Genosse um die Ecke. Ecki Eckmann überholte ohne Tamtam den großen Käse und gewann den Marathon. Er war fokussiert, bescheiden und klopfte sich bei all seinen Siegen nicht noch zusätzlich auf die Schulter. Der große Käse merkte, dass die Niederlage ihm Demut beibrachte und den Druck immer Großes zu leisten, nahm.

Selten findet man Bilderbücher, die Arroganz und Überheblichkeit mit so einer Prise Humor darstellen. Dabei wird der Protagonist nicht auf den Pranger gestellt. Der Leser erhält vielmehr einen Einblick, woher diese Verhaltensweisen stammen und warum sie dort angesiedelt sind. Pädagogisch wertvoll ist zudem die Botschaft, dass man natürlich bei Wettbewerben mitmacht, um zu gewinnen. Doch eine Niederlage ist nicht das Ende. Oft lernt man aus Fehlern vielmehr als aus Erfolgen und Siegesmärschen.

(Amazon-Link)

Hannes Wirlinger und Volker Fredrich – Das Weihnachtsduell der Großmütter

„Das Weihnachtsduell der Großmütter“ dreht sich um den Wettbewerb zweier Großmütter, die sich in jeglicher Disziplin übertrumpfen möchten. Sie backen um die Wetter und jede möchte die leckersten und schönsten Plätzchen zaubern. Sie schmücken die Wohnung und haben dauernd etwas an den Lichterketten der anderen auszusetzen. Ihre Perfektion zieht sich beim Weihnachtsbraten fort und diesen Anspruch übertragen sie gar auf ihre Enkel, die sich eigentlich einfach nur ein gemeinsames und besinnliches Weihnachtsfest gewünscht haben. Schließlich müssen ihre Eltern an Heiligabend im Krankenhaus arbeiten.

Mit einem Augenzwinkern thematisiert Hannes Wirlinger ein höchst aktuelles Problem der „Überleister“. Die auf Erfolg getrimmte Konkurrenzgesellschaft droht uns, aber auch unsere Kinder mehr und mehr zu überfordern. Wir setzen uns und andere unter Druck und besonders das Kapitel „Perfektion ist Pflicht“ ist ein Augenöffner. Es sensibilisiert für das gesellschaftliche Bewusstsein des Problems und gibt Raum sich die Folgen vor Augen zu führen. Die rasanten Illustrationen in Collagenform bringen die beiden Erzählstränge gekonnt zusammen. Die Fotografien schaffen die Brücke zur Realität, während die Illustrationen sich noch die fiktive Ebene bewahren.

Im letzten der insgesamt 14 recht textlastigen Kapiteln sitzen die beiden Großmütter völlig erschöpft im Wohnzimmer und erkennen, dass Besinnlichkeit erst dann einsetzt, wenn der Adrenalin nachlässt und eine Prise Gelassenheit sich dazu gesellt. Der Weihnachtsbaum darf ruhig etwas zerrupft aussehen. Ein Weihnachtsgericht reicht vollkommen. Die eigentliche Weihnachtsstimmung bahnt sich den Weg dank des gemütlichen, ehrlichen, liebevollen und unperfekten Beisammenseins.

Mehr Gelassenheit und weniger Perfektion tut uns allen gut!

(Amazon-Link)