Nadia Budde – Und irgendwo gibt es den Zoo

Und irgendwo gibt es den Zoo

Eindeutig Mensch – oder doch ein Tier? Bei manchen Lebewesen scheinen die Übergänge fließend. Da wäre der Kumpel Ronni, der aussieht wie ein Pony. Kasimir ist bissig wie ein Nagetier und die Urgoßmutter Lotte ist so grau wie eine Motte. Bei allen ihn umgebenden Menschen findet der Ich-Erzähler, der übrigens findet, dass er wie ein Pinguin aussieht, eine Verbindung zur Tierwelt. Sei es in der äußerlichen Erscheinung, im Verhalten oder einer bestimmten Eigenart. Die sich stets reimenden Vergleiche gehen soweit, dass man sich fragt, ob die Existenz von Zoos nicht eigentlich überflüssig ist …

Und ich frage mich, -WIESO- gibt es eigentlich den Zoo?

Die Gestalten in Nadia Buddes neuem Bilderbuch schauen ziemlich „tierisch“ aus und entlocken schon mit ihrer Darstellung dem Betrachter ein Schmunzeln. Auf einer Welle zugespitzter Übertreibung reitet der Leser von einem Krokodil, zum Stacheligel, hin zur Hyäne, vorbei an einem Huhn und sieht letztendlich alle Mensch-Tier-Wesen in ihrer einzigartigen Erscheinung gemeinsam an einem Tisch sitzen.

Mit wenigen Pinselstrichen schafft es Nadia Budde die Ähnlichkeit der Mensch-Tier-Gestalten auf den Punkt zu bringen. Und nicht wenige davon sind einfach zum Sich-vor-lachen-kugeln, so gut getroffen sind sie. Kinder werden es lieben anhand der angefangenen Reime den Vergleich zum Tier ergänzen zu können. Ebenfalls schön ist die Abbildung vom Herrn Rieger, Herrn Hobbe und Madame Tux … welchen Tieren könnten sie wohl ähnlich sehen?

Und irgendwo gibt es den Zoo

Tierisch lustig, schräg und individuell – ein Augenschmaus mit einer großen Portion Witz!

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Tobias Krejtschi – Wipfelwärts und Wurzelwärts

Weit im Norden bewohnen zwei Wichte einen Baum, der eine staatliche Größe erreicht hat. Doch eines Tages beschließt der Wurzelwicht die schwindelerregende Höhe zu testen und macht sich auf den mühseligen Weg hoch hinaus in die Lüfte. Der Wipelwicht dagegen möchte den Grund des Baumes mit all seinen Wurzeln und der Dunkelheit erleben und klettert den weiten Weg hinunter. Beide begegnen auf ihrem Kletterweg einer diebischen Elster, einem fleißigen Specht, einer schläfrigen Eule, dem Bauzeichner Meister Biber und einigen weiteren Tieren des Nordens. An ihrem jeweiligen Ziel angekommen, hocken sie sich hin und sind zufrieden.

Tobias Krejtschi verwandelt mit diesem Leporello ein Buch in einen fast lebensechten Baum, zumindest was die Größe von 2,5o m betrifft. In ausgefaltetem Zustand macht diese Kletterpartie der beiden Wichte optisch ganz schön viel her.  Die Farben sind ausdrucksstark und doch in natürlichen Erdtönen gehalten. Kleine Details, wie das Gemälde „Der Schrei“ von Edvard Munch oder das Album „Girl in Oslo“ von Bigbang, welche in den Sammlungen der Tiere auftauchen, fesseln vor allem die elterliche  Aufmerksamkeit zusätzlich. Die typischen Eigenheiten der Tiere, wie z.B. eine schlafende Eule oder der klopfende Specht wurden schön herausgearbeitet.
Leider wurde das Potenzial, das in die äußere Erscheinung des Buches investiert wurde, beim Inhalt vernachlässigt. Hier fehlt die nötige Würze. Nicht nur der Ausgang „sie hocken sich hin und sind zufrieden“, sondern auch die jeweiligen Begegnungen mit den Tieren sind eher enttäuschend. Ich hätte mir mehr außergewöhnliche Interaktionen gewünscht und einen weiteren Überraschungseffekt auf der inhaltlichen Ebene.

Die äußere Gestaltung zeigt sich sehr gelungen und innovativ. Leider kann da der Inhalt nur begrenzt mithalten.

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