Christian Merveille und Valeria Docampo – Der Klang der Freiheit

Ich sehe ihn nicht, aber ich höre ihn.
Um mich ist Nacht, doch ich weiß, dass draußen Tag ist.
Denn ich höre den Gesang des Vogels.

Valeria Docampo ist bekannt für ihre eindrucksvollen Bilderbücher, die nicht nur durch ihre poetische Bildsprache überzeugen, sondern auch durch ihre tiefgründigen Themen. Mit Der Klang der Freiheit ist ihr erneut ein Werk gelungen, das sowohl Kinder als auch Erwachsene nachhaltig und zum Nachdenken anregt.

Das Buch erzählt von der Kraft der Musik als Symbol der Freiheit. Die Geschichte zeigt, wie Musik Mauern überwinden, Herzen öffnen und Menschen verbinden kann. Ein Mann widersetzt sich dem Terror in einem Königreich und wagt es, sich nicht vor dem König niederzuknien, sondern einem Vogel zu lauschen. Für seinen Ungehorsam wird er eingesperrt und man nimmt ihm das Augenlicht und das gehör. Aber der Mann bleibt aufrecht.

So grausam es klingen mag: Auf gesellschaftlicher Ebene ist die Thematik höchstaktuell. Es geht um Autorität, Gerechtigkeit und Widerstand. Auch für Kinder ist diese Botschaft wertvoll: Sie lernen, dass Freiheit nicht nur politisch oder gesellschaftlich verstanden werden kann, sondern auch in kleinen, alltäglichen Momenten erfahrbar ist – in der Möglichkeit, Gefühle auszudrücken, kreativ zu sein und eine eigene Stimme zu finden.

Die Illustrationen von Docampo verstärken diese Botschaft eindrucksvoll. Ihre warmen Farben und ausdrucksstarken Figuren schaffen eine Atmosphäre, die Geborgenheit vermittelt, zugleich aber auch den Kontrast zwischen Unterdrückung und Freiheit spürbar macht. Dadurch eignet sich das Buch hervorragend als Gesprächsanlass im pädagogischen Kontext – etwa im Unterricht, in Projektwochen oder im Elternhaus.

Pädagogischer Wert:

  • Das Buch regt Kinder zum Nachdenken über Begriffe wie Freiheit, Mut und Selbstbestimmung an.
  • Es bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für kreative Weiterarbeit: Musik hören, selbst musizieren, Geschichten erfinden oder Bilder malen zum Thema „Was bedeutet Freiheit für mich?“.
  • Es sensibilisiert für Werte wie Toleranz, Zusammenhalt und den respektvollen Umgang miteinander.

Insgesamt ist Der Klang der Freiheit weit mehr als ein Bilderbuch. Es ist ein Plädoyer für die Kraft der Kunst und ein wunderbares Werkzeug, um Kindern zentrale Werte unserer Gesellschaft näherzubringen. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag zur Werteerziehung und kann sowohl im schulischen als auch im familiären Rahmen eingesetzt werden.

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Helga Bansch – Amelie und der Fisch

Amelie und der Fisch

Amelie ist mit ihren Eltern das erste Mal im Leben am Meer und fürchtet sich etwas vor so viel Wasser und den großen Wellen. Als sie sich ein bisschen weiter ins Wasser traut, kommt ein kleiner Fisch, der an ihren Zehen knabbert. Mit ihrem neuen Freund vergisst sie ihre Angst völlig und sie spielen Verstecken, Fangen, Tauchen und Springen. Abends schwimmt der Fisch ins offene Meer hinaus und kommt am nächsten Morgen erneut zu Amelie. Das Abscheidnehmen fällt Amelie immer schwerer, bis sie beschließt den kleinen Fisch in einem Glas einzufangen.

Der Fisch ist jedoch sehr unglücklich und Amelie bekommt ein schlechtes Gewissen. Sie lässt ihn wieder frei und wartet am nächten Morgen vergebens auf ihren kleinen Freund. Er kommt nicht. Amelie ist traurig und sagt, dass es ihr leid tut den Fisch gegen seinen Willen festgehalten zu haben. Sie hat verstanden, dass jedes Lebewesen frei ist und man die Zuneigung eines anderen nicht erzwingen kann.

Die Grundstimmung dieses fabelhaften Bilderbuchs erinnert mich sehr stark an mein Lieblingsbuch aus dem Jungbrunnen Verlag „Ein Rucksack voller Sand“. In diesem Bilderbuch schwingt Sehnsucht, Unsicherheit, Angst, aber auch Erkenntnis, Erfahrungsgewinn und Reife mit.

Die Feriengeschichte von Helga Bansch zeigt, dass Beziehungen als Besitzeigentum nicht funktionieren können. Das kleine Mädchen begreift recht schnell, dass der Wille eine Freundschaft zu erzwingen, sie bereits im Keim ersticken lässt. Denn jeder benötigt seine Freiheiten und die Akzeptanz dieser Regel bringt die Freundschaft im Gegenzug zum Wachsen und Blühen.

Helga Bansch skizziert die Figuren dieser Geschichte mit bloßen Bleistiftstrichen und akzentuiert die Umgebung mit dezenten, natürlichen Farbklecksen. Es breitet sich dadurch eine leicht melancholisch angehauchte und doch mit Zuversicht gefüllte Stimmung aus. Die kleine Ente, die Amelie überallhin begleitet, scheint eine Art „inner mirror for a spiritual journey“ zu sein. Die Gefühlswelt Amelies spiegelt sich ebenfalls in der Körperhaltung und dem Gesichtsausdruck der Ente wider.

Amelie und der Fisch

MaterialDieses Bilderbuch bringt einen zum Wachsen. Nach dem Lesen nimmt man einen wichtigen Erfahrungsschatz mit sich und ist dankbar für so viel Erkenntniszuwachs!

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