Britta Sabbag und Igor Lange – Elefant will durch die Wand

An einem schönen Morgen in der Savanne
ist Elefant sauer, und zwar volle Kanne.
Er trötet: „Hier läuft echt nichts so, wie ich will!“
Und plötzlich sind alle Tiere still.

Der Dickkopf mit dem starken Willen ist schon auf der Titelseite für die Leserinnen und Leser gut erkennbar. Elefant ist heute unglaublich bockig. Es läuft nichts, wie er es gerne hätte. Er ist das stärkste Tier in der Savanne und so muss natürlich alles nach seiner Pfeife tanzen. Die anderen Tiere kriegen Angst vor so viel Wut. Die weise Schildkröte weiß einen Rat:

Neeeeeein, dein Dickkopf bringt dir kein Glück!
Stößt du damit gegen die Wand, stößt sie zurück.

Auch Gnu wagt sich als Ratgeber für solch verzwickte Situationen rund um Gefühle und empfiehlt das Reden über Probleme. Die Tiere wenden sich schließlich vom Elefanten ab. Da er jedoch ein Herdentier ist und seine Freunde braucht, übt er sich an der Selbstreflexion und grübelt fleißig. Letztlich kommt er auf eine Idee, wie er das zerstörte Vertrauen aufbauen und die von ihm verursachte Distanz verringen kann. Und doch wissen alle, dass es sein Trainingsfeld bleiben wird.

Doch etwas Ruhe, ein bisschen Spaß und ’ne Portion Gelassenheit
führen zum Ziel – scheint der Weg auch mal weit!

In aussagekräftigen Illustrationen fängt Igor Lange, der schon seit „Welcher Weg ist meiner?“ meine Bewunderung genießt, die Gefühlswelt der Tiere ein. Die großformatigen Ausschnitte der Mimik zeigen deutlich, wie es dem Elefanten ergeht, was zur Intensivierung im Erleben des Gelesenen führt. Die gelungenen Reime umhüllen die Geschichte und lassen schnell daran denken, dass einem hier und da so ein sturer Elefant über den Weg läuft. Pädagogisch wertvoll ist das Verhalten der anderen Tiere, die sehr sozial agieren. Nachdem deutliche Hinweise und Tipps gegeben werden und der Elefant dennoch vor Wut schäumt, entfernen sie sich freundlich aber bestimmt, sodass es nun an ihm liegt, mit einer Wiedergutmachung aufzuwarten.

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Johanna Lindemann und Astrid Henn – Die Prinzessin von Bestimm

Die Prinzessin von Bestimm hat ihren eigenen Kopf und entscheidet selbst wann sie ins Bett geht, ob sie Zähne putzt, was es zu essen gibt. Wenn sie ihren Willen nicht bekommt, hält sie solange die Luft an bis sie rot anläuft und brüllt anschließend darauf los. So kommt es, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen. Den Pferden werden von Dienern Hörner angebunden, weil die Prinzessin eben Einhörner mag. Am Geburtstag mussten alle Kinder ins Königreich kommen und das tun, was der Prinzessin einfiel. So lief es tagein und tagaus.

Irgendwann stellt die Prinzessin fest, dass Langeweile einkehrt. Schließlich lässt sich alles vorhersagen. Es fehlt die Überraschung und so zieht sie sich in die Natur zurück. Beim Überqueren eines Flusses, trifft sie auf einem Baumstamm Polly, die ihr partout nicht den Weg frei machen will. Dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Schließlich haben andere auch gute Ideen, sofern man ihnen den Raum zur Entfaltung gibt.

Rezension

Alle Kinder durchleben eine Phase, die ihnen erlaubt zu entdecken, dass jeder einen eigenen Willen hat. Die egozentrische Sichtweise weicht irgendwann der Erkenntnis, dass sie nicht im Zentrum der Welt stehen und jeder Mensch Bedürfnisse hat. Den Blickwinkel des anderen einzunehmen und die Fähigkeit die eigene, aktuelle Sichtweise als eine von mehreren Möglichkeiten zu begreifen, stellt sich als Lernprozess heraus.

Kinder, die gerne bestimmen wird jeder Pädagoge kennen. Vor allem die daraus resultierenden Streitigkeiten sind uns gut bekannt. Dieses Bilderbuch hält genau diesen Kindern, aber auch die unter solchen Leiden einen Spiegel vor. Einige Eltern sollten dieses Bilderbuch ebenfalls sorgfältig lesen, natürlich mit einem Augenzwinkern versehen.

Auf sehr amüsante Weise zeigt uns Johanna Lindemann, dass dieses Verhalten keinen Beteiligen auf Dauer glücklich macht. Die Autorin gesteht der Protagonisten den Raum zu als Dickkopf selbst zu der Erkenntnis zu kommen, dass das Bestimmen auch Nachteile mit sich bringt. Außerdem bleiben einem Türen verschlossen, die einen davon abhalten aus dem Ideenreichtum der anderen zu schöpfen.

Blick ins Buch

Fazit

Ein Bilderbuch für Bestimmer, Dickköpfe und Egozentriker.

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