Elsebeth Jensen und Helle Jensen – Schule braucht Beziehung: Gelungene Lehrer-Eltern-Gespräche

Der Titel des Buchs „Schule braucht Beziehung“ hat schnell meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Für ein gutes Miteinander und ein angenehmes Klassenklima ist ein offener, respektvoller Dialog zwischen Schule und Elternhaus unabdingbar.

Und doch stelle ich in der Praxis fest, dass es nicht immer gelingt. Manchmal scheitert es bereits am Rollenverständnis. Vielen Eltern ist nämlich nicht bewusst, was in den Aufgabenbereich einer Lehrkraft überhaupt fällt und kommen daher mit falschen Erwartungen zum Gespräch. Hierzu braucht es einfach mehr Informationen und frühzeitige Aufklärungen.

Ich habe gehofft, dass dieser Ratgeber mit dem Untertitel „Gelungene Lehrer-Eltern-Gespräche“ Abhilfe schaffen kann. Leider musste ich schnell feststellen, dass dieser Zusatz irreführend ist, da das Buch sich auch häufig auf Kindergärten und damit Erzieher bezieht. Der Begriff „Lehrer“ müsste also durch „Pädagogen“ ausgetauscht werden.

Des Weiteren kommt das Autorenpaar aus Dänemark, sodass viele Situationen nicht auf deutsche Bildungsinstitutionen übertragbar sind und mit falschen Erwartungen verknüpft sind. So heißt es im Buch z.B. „Elternabende sind Veranstaltungen der Pädagogen. Sie laden dazu ein und …“ (S. 176). Das ist in NRW so nicht richtig, denn es heißt „Die Klassenpflegschaftsvorsitzenden berufen die Sitzungen der Klassenpflegschaft ein. Sie legen die Tagesordnung der Sitzungen fest  (in Absprache mit der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer) (siehe Broschüre „Das ABC der Elternmitwirkung“). Das verzerrte Bild wird in vielen Bereichen sichtbar, sodass man hier wirklich aufpassen muss, dass keine falschen Erwartungen geweckt werden.

Ferner sind die Autoren als Diplompsychologen bzw. als Dekane in der Bildung tätig. Auch das wird beim Lesen schnell deutlich. Der genauen Schilderung der Problematik wird viel Platz eingeräumt, wohingegen die praktischen Lösungsansätze kurz und knapp dargestellt werden. Auch die Bandbreite der Lösungsansätze ist durchaus eingegrenzt. Viele Überlegungen plätschern so vor sich hin und  hätten einfach in klaren Konzepten zusammengefasst werden können. So werden oft bestimmte Schritte aufgeführt, die sich viel einfacher mit dem Konzept des „Klassenrats“ zusammenfassen ließen.

Gelungen sind dagegen die aufgeführten Fallbeispiele. Hier werden sowohl „misslungene“ als auch „gelungene“ Beispiele genannt. Das ist durchaus spannend und fördert die Selbstreflexion. Leider bleibt vieles oberflächlich angeschnitten, obwohl die Absicht Pädagogen und Eltern zu guten Partnern zu machen, vorbildlich ist.

Auch hier ist es notwendig, mit dem Mythos aufzuräumen, dass es möglichst keine Konflikte geben darf. Konflikte sind ein notwendiger und natürlicher Teil jeder Entwicklung und es ist leichter, mit ihnen umzugehen, wenn man sie zulässt und nicht als überflüssige Störungen des Unterrichts ansieht (S. 175).

Ratgeber aus Dänemark, daher nicht 100% auf deutsche Bildungsinstitutionen zu übertragen!

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