Johanna Lindemann und Lucie Geöpfert – Das Regenmädchen

Das Regenmädchen

Das Regenmädchen ist tief traurig. Eine Regenwolke über ihrem Kopf ist ihr ständiger Begleiter. Es symbolisiert ihren Gemütszustand. Die Regenwolke stört das Mädchen nicht. Lediglich ihre Nachbarn machen sich Sorgen. Als sie versucht ein Lächeln aufzusetzen, fängt es nur zu donnern und zu blitzen an.
Eines Tages bekommt sie einen Brief aus Afrika. Der Staatspräsident lädt das Regenmädchen zu sich ein und hofft somit auf ein bisschen Regen für sein Land. Das Regenmädchen folgt prompt dieser Einladung und muss feststellen, dass eine Regenwolke auch etwas Gutes bewirken kann.
Ausgangspunkt der Geschichte ist die Traurigkeit eines Mädchens, dessen Ursprung wir als Leser nie erfahren. In diesem Bilderbuch werden die Symptome einer kindlichen Depression einfühlsam geschildert. Sie bekommt gut gemeinte Ratschläge von ihren Nachbarn, die eigentlich als Kritik an der Gesellschaft aufzufassen sind. Die Nachbarn raten dem Mädchen das Weinen einzustellen, damit ihre Tränen nicht in ihren Garten tropfen. Leider geht es ihnen weniger um das traurige Mädchen selbst, sondern eher um ihr eigenes Wohlergehen.

Das

Das Mädchen bemüht sich ein Lächeln aufzusetzen, aber es gelingt ihr nicht, ihre Traurigkeit zu überwinden. Erst als ihre Traurigkeit in einem fremden Land als etwas Positives und Erfreuliches wertgeschätzt wird, kann das Regenmädchen nun doch lachen. Dieses Bilderbuch vermittelt Kindern auf ansprechende Weise, dass Traurigkeit zum Leben dazugehört. Sie jedoch auch überwunden werden kann. Hier ist es vor allem die Zeit, die etwas vom Kummer mit sich nimmt und das Gefühl des „Gebrauchtwerdens“.

Die Atmosphäre prägenden Grundfarben Göpferts fangen die Gefühlslage des Regenmädchens entzückend ein. Die Typographie, die eine kindliche Handschrift imitiert und die selbst gemalten Linienstriche, verdeutlichen die innere Zerrissenheit des Mädchens. Auf allen Bild- und Textebenen arbeitet Das Regenmädchen mit der Verschränkung von an der Oberfläche liegenden Ereignissen mit dem in der Tiefenstruktur verarbeiteten Erleben. Der Leser wird mit einer komplexen Gefühlsbalance konfrontiert und erlebt die Entwicklung einer Kompensierung.

Das Regenmädchen

Material

Angeregt durch dieses Bilderbuch wäre es möglich mit Kindern Handlungsstrategien im Umgang mit Traurigkeit zu erarbeiten. Auf diesem Arbeitsblatt ist links ein trauriges Gesicht zu sehen. In der Mitte kann gezeichnet oder geschrieben werden, was bei Traurigkeit hilft, z.B. weinen zu können, jemandem von dem Kummer zu berichten oder sich trösten zu lassen. Ganz rechts erscheint schließlich ein fröhliches und entspanntes Gesicht als Konsequenz der Bewältigungsstrategien.

Traurigkeit Bewältigung

Alternativ bietet es sich hier an, den Perspektivwechsel in Briefen zu Texten zu trainieren. Das Bilderbuch wird hierzu lediglich bis zur Ankunft der Post vom afrikanischen Staatspräsidenten vorgelesen. Anschließend ist es die Aufgabe von den Kindern ihr Weltwissen einzubinden und aus der Sicht des Präsidenten den Brief zu vervollständigen. Dieses Vorhaben habe ich mit meinen 3. Klässlern ausprobiert und es sind richtig tolle Briefe entstanden!

 

Ein Bilderbuch vom Mut, traurig zu sein.

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