Dagmar Geisler und Elisabeth Zöller – Kim kann stark sein

„Bitte! Lasst mich durch!“ Kim traut sich nicht weiter. Grit und Fritz, zwei größere Kinder aus dem Kindergarten, stehen ihr im Weg, schubsen sie und wollen ihren schönen neuen Schulranzen haben. Eigentlich möchte Kim laut um Hilfe rufen und sich wehren, aber stattdessen kauert sie sich nur ängstlich auf den Boden.
Auf sich selbst vertrauen und mutig sein ist nicht immer einfach. Aber in ihrer Kindergartengruppe lernt Kim, dass sie etwas ganz Besonderes ist und stolz auf sich sein kann. Das macht sie stark – so stark, dass selbst Grit und Fritz ihr nichts mehr anhaben können.

Kim hat zu ihrer kommenden Einschulung bereits einen Schulranzen erhalten, den sie unbedingt ihren Freunden in der Kindergartengruppe zeigen möchte. Auf dem Weg zum Kindergarten trifft sie jedoch zwei fiese Kinder, die ihr den Weg versperren und sie partout nicht vorbeilassen wollen. Kim bittet die Jungen sie in Ruhe zu lassen, doch diese Bitte findet kein Gehör. Stattdessen wird sie beschimpft, ausgelacht und geschubst. Kim macht sich klitzeklein, so klein wie ein Mäuschen, bis sie ein älterer Schüler entdeckt und die gemeinen Jungen wie der Blitz verschwinden. Kim hockt auf dem Boden und weint ganz fürchterlich. Auf Nachfrage was denn wohl hier los gewesen ist, traut sich Kim nicht die Wahrheit zu sagen, um nicht wie eine Petze dazustehen. Doch dies wird nicht die letzte Begegnung für Kim mit den beiden Jungen bleiben … Doch dann macht sie sich nicht klitzeklein, sondern wird ganz groß!

Die Themen Mobbing, Gewalt an Schulen und die Fähigkeit einen Streit zu lösen sollten in jeder Schule zum Unterrichtsthema gemacht werden. Durch dieses Buch lernen die Kinder sich nicht unterkriegen zu lassen und erwerben einen Handlungsspektrum für unterschiedliche Gefahrsituationen und erfahren wie das „Ich“, die eigene Persönlichkeit, wachsen kann. Denn durch dieses Buch kann nicht nur Kim stark gemacht werden, sondern auch die jungen Leser.

Das Layout und die farbliche Gestaltung des Bilderbuchs „Kim kann stark sein“ ist sehr ansprechend. Die Mimik der Bösewichte ist hervorragend dargestellt: die Augenbrauen, der Mund, die Augen alles zeigt unmissverständlich den Gemütszustand der jeweiligen Personen an. Auch die Körpersprache, wie z.B. das Kleinmachen, symbolisiert wunderbar die Gefühlswelt der Protagonistin. Zur Verdeutlichung wird auch noch einmal die Perspektive gewechselt und der Schulhof erscheint wie eine übergroße Fläche, auf der Kim wie ein Winzling aussieht.

In diesem Buch werden beide Seiten angesprochen, sowohl die Täter, als auch die Opfer. Beide Seiten können sich wunderbar in die dargestellte Situation und die Figuren hineinversetzen und das eigene Handeln überdenken. Auf den ersten und den letzten Seiten des Buches werden Vorschläge gemacht, wie man sich stark machen und somit wehren kann z.B.: laut „Stopp!“ sagen, einen Schrei ausstoßen, sich ganz schnell zurückziehen, die Ärgerer ignorieren, jemanden um Hilfe bitten etc. Das Buch stellt nicht nur einen Konflikt dar, sondern bietet auch mehrere Lösungen an, was ich ganz besonders gut finde.
Es wird auch ein Schatzlied vorgestellt, welches die Erzieherin gemeinsam mit ihren Kindern singt und somit zur Stärkung der eigenen Fähigkeiten und zur akzeptierenden Haltung und Weiterentwicklung der Empathiefähigkeit in einer Gruppe beiträgt.

Zu diesem Bilderbuch stellt der Loewe Verlag eine Lehrerhandreichung, nach erfolgreicher Registrierung, zum Download bereit. Auf über 44 Seiten werden viele Vorschläge für die Arbeit mit dem Bilderbuch gegeben: kreatives Schreiben (Gedichte), szenischer Umsetzung, Bögen für die Buchbewertung, Klassenregelerstellung. Der Leser findet hier außerdem Hinweise zur Elternarbeit, allgemeine Informationen zum Thema Mobbing und lerntheoretische Vorbemerkungen. Insgesamt ist eine Sammlung an sehr ausführlichen und wertvollen Unterrichtshilfen, die sehr empfehlenswert und praxisorientiert sind.

Ein sehr wertvolles „Schatzbuch“, welches nicht nur in jedem Elternhaus, sondern auch in jeder Grundschulklasse Eingang finden sollte.

Verschlagwortet mit