
Lernen ist Entwicklung, aber auch gleichzeitig Veränderung. (S. 219)
Bob Blume wählt einen provokanten Buchtitel und inkludiert gleichzeitig eine Fragestellung, die sich an die Verantwortlichen richtet. Doch genau hier wird die Problematik der Misere transparent. Wer ist eigentlich für das Schulsystem verantwortlich, welches sich wie kein anderes mir bekanntes System so sehr im Dornröschenschlaf befindet wie die Schullandschaft?
Die gesellschaftlichen Entwicklungen haben längst die Richtlinien und Lehrpläne überholt. Die Künstliche Intelligenz zwingt die an Schule Beteiligten das Lernen neu zu denken. Doch wie kommt man an den Kern, wenn der Deckmantel bereits so brüchig ist und die Schulgebäude dermaßen marode, dass der Rahmen an sich einzustürzen droht?
Bob Blume hinterfragt etablierte Verfahren auf ihr zeitgemäßes Dasein. Einiges stammt noch aus der Zeit des preußischen Kultusministers, wie z.B. der 45-minütige Schulstundentakt. Sind überhaupt Unterrichtsfächer noch gleichermaßen relevant oder muss auch hier grundlegend neu gedacht werden? Braucht es noch Klassen oder kann interessengeleitet gelernt werden?
Beispielsweise verhindert die Aufteilung von Wissen und Können, wie es in den Fächern vermittelt wird, das Verständnis des großen Ganzen. Und damit werden die Fächer den komplexen Problemen der Wirklichkeit nicht gerecht (S. 57).
Der Autor stimmt mit lauten Forderungen eine Zukunftsmusik an, die die Sinnhaftigkeit des Lernens in den Vordergrund stellt. Es geht um Motivation und Inspiration und darum das Denken zu lernen. Schule braucht einen Brandbeschleuniger auf vielen Ebenen.
Die Antwort liegt vielmehr in der Erkenntnis, dass es nicht darum gehen kann und sollte, alles ein wenig zu lernen, sondern vertieft zu lernen. Das zu lernen, was relevant ist. Und den Prozess des Lernens in den Mittelpunkt stellen.
Meine persönliche Frage nach dem Lesen des Buches ist: Wie würde die Schulwelt aussehen, wenn man in der heutigen Zeit für die Neuplanung ein komplett leeres Blatt nehmen würde?